Auf der zweiten Parteikonferenz der SED im Juni 1952 wurde der „planmäßige Aufbau des Sozialismus“ als Ziel ausgegeben. Während die Menschen in der BRD das sogenannte Wirtschaftswunder erlebten, führte die Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen in der DDR zu einer ökonomischen Krise. Nicht einmal die Versorgung der Bevölkerung mit dem Notwendigsten war teilweise gewährleistet.
Um die Produktivität wieder zu steigern und die wirtschaftlichen Probleme in den Griff zu bekommen, entschied sich die SED-Führung im Mai 1953 für eine Normerhöhung: Die zu erbringende Arbeitsleistung sollte um über 10 Prozent erhöht werden, während die Löhne gleichblieben. Viele Menschen sahen darin eine politische Bankrotterklärung der Führungsspitze der DDR und fürchteten eine weitere Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen. Die Unzufriedenheit unter der arbeitenden Bevölkerung wuchs zunehmend.
Zwar wurden einige Maßnahmen zum „planmäßigen Aufbau des Sozialismus“ wieder zurückgenommen, auch weil die Machthaber in Moskau Druck ausübten, aber an der Normerhöhung hielt die SED-Führung fest. Am 15. Juni 1953 kam es zu ersten Arbeitsniederlegungen in der DDR.
Ausgehend von Arbeiter*innen auf Großbaustellen Ost-Berlins wurden Demonstrationen organisiert. Die Werktätigen setzten sich für freie Wahlen und damit das Ende der SED-Herrschaft ein.
Am 17. Juni streikten die Beschäftigten in vielen Betrieben und der Volksaufstand in der DDR erreichte mit über einer Million Protestierenden seinen Höhepunkt. Die sowjetische Militäradministration ließ in 167 der 217 Land- und Stadtkreise den Ausnahmezustand ausrufen. Die Demonstrierenden zogen durch die Straßen Berlins, bis sich schließlich ca. einhunderttausend Menschen vor dem Haus der Ministerien versammelten und die rote Fahne vom Brandenburger Tor holten. Sie forderten u. a. freie Wahlen, Rücktritt der SED-Regierung, Abzug der sowjetischen Truppen und die Wiedervereinigung mit den westlichen Sektoren und Besatzungszonen.
Während der Proteste wurden öffentliche Gebäude gestürmt. Der SED drohte die Kontrolle zu entgleiten. Kasernierte Volkspolizei, Staatssicherheit und sowjetisches Militär schlugen den Aufstand blutig nieder, es gab zahlreiche Tote zu beklagen. Viele Protestteilnehmende wurden zu langen Haftstrafen verurteilt, hingerichtet oder standrechtlich erschossen.
Nur mühsam konnte die DDR-Regierung die Lage im Land wieder stabilisieren. Die Normerhöhung wurde rückgängig gemacht, die Löhne der Werktätigen angehoben und die Kosten der lebensnotwendigen Waren gesenkt. Trotz der Niederschlagung des Aufstandes behielt die Führung der DDR die Ereignisse des Juni 1953 in traumatischer Erinnerung. Nur das Eingreifen der sowjetischen Besatzungstruppen hatte den Sturz des SED-Regimes verhindert.
Die BRD feierte den 17. Juni 1953 als „Tag der deutschen Einheit“, bis mit der Wiedervereinigung 1990 der 3. Oktober als Tag des Beitritts der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland gesetzlicher Feiertag wurde. Die „Straße des 17. Juni“ erinnert in Berlin an den Aufstand von Teilen der DDR-Bevölkerung gegen das kommunistische Regime.
Der Opfer des Volksaufstandes wird jährlich mit einer Kranzniederlegung an der Gedenkstätte auf dem Urnenfriedhof Seestraße gedacht.