Auch vor den Toren der Stadt machte sich der Aufschwung bemerkbar. Der 1601 zur Versorgung des Hofs angelegte “Weddinghof” an der Panke entwickelte sich zu einem ersten Siedlungskern des heutigen Ortsteils.
Zunächst als Vorwerk im Besitz des Landesherrn, wurde das Gut und seine Ländereien im 18. Jh. an Berliner Bürger verpachtet und 1817 an die Stadt Berlin verkauft. Im Jahr 1705 ließ König Friedrich I. die Panke aufstauen und kanalisieren, um zu Schiff vom Charlottenburger zum Niederschönhausener Schloss fahren zu können.
Der so entstandene Schönhauser Graben verlief vom heutigen Humboldthafen bis etwa zur Schönwalder Straße, wo er das alte Pankebett erreichte. Wenige Jahre später wurde pankeaufwärts eine Walkmühle errichtet; ein ehemaliges Mühlengebäude aus dem Jahr 1844 befindet sich noch heute an dieser Stelle.
Mit dem an der Westgrenze des umzäunten Tiergartens errichteten “Stakensetzerhaus” begann 1670 die Siedlungsgeschichte des späteren Moabit. Ein hugenottischer Siedler richtete hier ein Wirtshaus ein, das bald zum beliebten Ausflugsziel der Berliner wurde. Als 1699 das Schloss Charlottenburg fertiggestellt war, wurde ein Verbindungsweg durch den Tiergarten bis zu den “Linden” angelegt, die “Charlottenburger Chaussee” (heute Straße des 17. Juni). Ab 1717 versuchte eine Gruppe von Hugenotten, Maulbeerbäume für die Seidenraupenzucht anzubauen.
Die bibelkundigen Siedler nannten das zugewiesene Land “terre de Moab” (Moabiterland). Das Projekt scheiterte jedoch – die Franzosen verkauften schließlich ihre Grundstücke an wohlhabende Berliner, die sich hier Sommerhäuser errichteten. Der neue Ort Moabit entwickelte sich langsam, 1724 zählte man erst 34 Einwohner. 60 Jahre später entstand auf dem Gelände einer der erfolglosen Maulbeerbaumplantagen das Schloss Bellevue mit angrenzendem Park.
1745 errichteten ebenfalls Hugenotten nahe dem heutigen Haus der Kulturen der Welt einige Zelte und boten Ausflüglern Erfrischungen an. Aus diesen improvisierten Restaurationen wurden später beliebte Ausflugsgaststätten, die Adresse “In den Zelten” existiert heute noch. Der sparsame “Soldatenkönig” Friedrich Wilhelm I. (1713-1740) machte der ersten kulturellen Blüte Berlins ein jähes Ende, setzte jedoch den Auf – und Ausbau der Stadt fort.
1721 entstand mit der Charité die erste zeitgemäße medizinische Ausbildungsstätte mit öffentlichem Krankenhausbetrieb. Die militärisch nutzlos gewordene Festung wurde geschleift, im westlichen Stadtgebiet entstanden in kurzer Zeit neue Straßen und Gebäude. Umgeben wurde die vergrößerte Stadt nun von einer Mauer, die Desertionen aus dem gefürchteten Militärdienst verhindern sollte und an deren 14 Toren die Verbrauchssteuer “Akzise” erhoben wurde. Durch Eingemeindungen von Vorstädten hatte sich 1740 das Stadtgebiet fast verdoppelt.
König Friedrich II. (1740-1786) – der spätere “Alte Fritz” – machte Preußen zur Großmacht und Berlin zu seiner repräsentativen Hauptstadt. Als neues Zentrum von Kunst und Wissenschaft wurde die Stadt auch architektonisch aufwendig um- und neugestaltet. In städtebaulicher Hinsicht bestimmte seit dem Ende des 18. Jahrhunderts der an antiken Vorbildern orientierte klassizistische Stil das Gesicht der Stadt. Karl Friedrich Schinkel, ebenso genialer wie produktiver Königlicher Baurat, entwarf mit dem Alten Museum, dem Schauspielhaus, der Neuen Wache, der Friedrich-Werderschen Kirche und der Schlossbrücke eine Reihe eindrucksvoller Bauwerke, die das Stadtzentrum bis heute prägen.
Die Entwicklung vor den Toren der Stadt verlief zunächst vergleichsweise bescheidener, blieb jedoch nicht ohne nachhaltige Wirkungen. Zur Stärkung der Wirtschaftskraft des Umlandes und der Versorgung der Stadt förderte FriedrichII. die Ansiedlung von “ausländischen” Handwerkern. 1752 wurden vor dem Rosenthaler Tor 60 Bauhandwerker mit ihren Familien aus Thüringen in der nach ihrer Herkunft “Neu – Vogtland” genannten Kolonie angesiedelt. Ihnen folgten 1772 zehn Gärtner mit ihren Familien, die sich vor dem Hamburger Tor niederließen. In der Nähe der Mühle an der Panke legte im Jahr 1758 der Hofapotheker Dr. Heinrich Wilhelm Behm eine Bade- und Trinkkuranstalt an, auf die der Name des heutigen Ortsteiles “Gesundbrunnen” zurückgeht.