Als „Fabrik-Aktion“ wird die Verhaftung von jüdischen Bürger*innen im Februar 1943 bezeichnet, die in Berliner Fabriken – hauptsächlich aus der Rüstungsindustrie – Zwangsarbeit leisteten und bis dahin von den Deportationen verschont geblieben waren.
Durch die von der SS und Gestapo geplanten Razzien am 27. Februar 1943 sollten jüdische Arbeiter*innen durch andere Zwangsarbeiter*innen, zumeist polnischer Nationalität, ersetzt werden. Die letzten noch in Berlin verbliebenen Jüdinnen und Juden kamen zunächst in Sammellager, um dann in die Vernichtungslager deportiert zu werden. Im Rahmen der „Aktion“ wurden 8.000 bis 11.000 jüdische Bürger*innen verhaftet. Darunter befanden sich ca. 2.000 Juden aus sogenannten „Mischehen“, die von der Deportation ausgenommen werden sollten. Dazu zählten außerdem Jüdinnen und Juden im Alter von über 65 Jahren, sofern diese nicht mit einem Juden unter 65 Jahren verheiratet waren. Außerdem u. a. Träger*innen bestimmter Orden und genau aufgeführter Auszeichnungen. Sie wurden in das ehemalige Gebäude der Jüdischen Sozialverwaltung in der Rosenstraße 2-4 verbracht.
Am Abend des 27. Februar versammelten sich dort spontan die Ehefrauen, Töchter und Verwandte der Inhaftierten, um deren Freilassung zu fordern. Die Frauen protestierten eine Woche lang in der Rosenstraße und ließen sich von der Schutzpolizei nicht vertreiben – auch auf die Gefahr hin, selbst verhaftet zu werden. Die Gestapo-Zentrale befand sich nur unweit der Demonstrierenden in der Burgstraße.
Ob es allein der größte Protest im Deutschen Reich während der Zeit des Nationalsozialismus war, der zur Entlassung eines Teils der Inhaftierten führte oder andere politische Kalküle auch eine Rolle spielten, bleibt umstritten. Nichtsdestotrotz wurden bereits Anfang März 1943 Männer aus „privilegierten Mischehen“ entlassen. Ihnen folgten an den Tagen darauf fast alle weiteren in der Rosenstraße inhaftierten Personen mit nichtjüdischen Angehörigen.
Alle anderen im Laufe der „Fabrik-Aktion“ verhafteten Jüdinnen und Juden wurden jedoch im März 1943 in Konzentrationslager deportiert, wo viele von den Nationalsozialisten ermordet wurden.
Heute erinnert das von der Künstlerin Ingeborg Hunzinger 1995 gestaltete Denkmal an den friedlichen Protest der Frauen in der Rosenstraße, die für die Freiheit ihrer Männer ihr eigenes Leben riskierten. Zugleich verkörpert das Denkmal das zerstörte Leben und die unter dem NS-Regime vernichtete Kultur der jüdischen Bevölkerung.
Das Bezirksamt Mitte von Berlin gedenkt am 27. Februar der Opfer der „Fabrik-Aktion“ und würdigt den Mut der Angehörigen am Gedenkstein in der Großen Hamburger Straße. Der anschließende Gedenkmarsch führt zum Denkmal in der Rosenstraße. Hier werden traditionell weiße Rosen niedergelegt, um an den Protest zu erinnern.