SFZ-Buchrezension: Grammatik im Fach Deutsch als Fremd- und Fachsprache

Fandrych, Christian und Maria Thurmair: Grammatik im Fach Deutsch als Fremd- und Fachsprache. Erich Schmidt: Berlin, 2. Auflage 2021.

ISBN 978-3-503-20603-2 , 314 Seiten

Grammatik im Fach Deutsch als Fremd- und Zweitsprache

Dr. Felicitas Tesch schreibt:

Dieses Buch richtet sich an alle, die im In- oder Ausland Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache sowie Germanistik studieren oder unterrichten. Auf 300 Seiten werden die für die Sprachvermittlung wichtigsten grammatischen Phänomene behandelt. Dieser zweiten Auflage wurden noch einige Erweiterungen hinzugefügt, die sich v.a. auf die erfolgreichen „didaktischen Fenster“ beziehen.

Ziel des Bandes ist es, die grundlegenden Themen der deutschen Grammatik aus der Fremd- und Vermittlungsperspektive zu beschreiben und Hilfestellungen für deren Vermittlung zu geben. Hierbei werden auch kontrastive Überlegungen mit einbezogen, insbesondere mit Bezug auf das Englische, das die Zweitsprache der meisten Deutschlernenden ist. (DaFnE = Deutsch als Fremdsprache nach Englisch).

Die Darstellung der grammatischen Phänomene geht von den zentralen Wortarten über zu größeren Einheiten.

Viele Unterkapitel schließen mit den oben erwähnten didaktischen Fenstern, die praktische Tipps bei der Vermittlung geben.

Das zweite Kapitel beginnt mit dem Verb als grundlegender sprachlicher Einheit. Das Verb wird sowohl in der traditionellen Dudengrammatik als auch in der Dependenz- oder Valenzgrammatik als zentrale Einheit angesehen. Dabei wird zunächst auf die Vollverben und deren Semantik und danach auf die reflexiven Verben eingegangen, wobei hier zwischen den echt und den unecht reflexiven Verben unterschieden wird. Im Folgenden werden Hilfsverben, Kopulaverben, Modalverben und Funktionsverben dargestellt. Positiv ist hierbei anzumerken, dass auch umgangssprachliche Formen berücksichtigt werden, wie “du brauchst mich nicht abholen”, die zwar nicht der normativen Dudengrammatik entsprechen, den Lernenden der deutschen Sprache aber durchaus im Alltag begegnen werden. Auf die Lernschwierigkeiten der deutschen Verben “brauchen” und “müssen” wird besonders hingewiesen. Diese werden kontrastiv begründet und durch Beispiele aus Lernkorpora belegt. Des Weiteren wird in diesem besonders langen Kapitel auf Verbformen, Wortbildung, Tempus und Modus eingegangen. Dies geschieht sowohl im Fließtext (mit Regeln, falls vorhanden) als auch in Tabellenform, um so den unterschiedlichen Lerner*innen-Typen gerecht zu werden.

Das wesentlich kürzere dritte Kapitel behandelt das Substantiv in einer ähnlichen Struktur. Neu ist hier das didaktische Fenster 6, das sich mit dem gendergerechten Sprachgebrauch befasst.

Bei dem Kapitel über Artikel (Kapitel 4) ist besonders hervorzuheben, dass die umgangssprachlichen Varianten wie Verschmelzungen (an + dem = am), Verkürzungen (ein -> „n”) und „son“ bzw. „sone“ erwähnt werden. Neu ist das didaktische Fenster „es als Lernproblem“.

Nach dem Kapitel über das Adjektiv (Kapitel 5) wird sich der größeren Einheit „Nominalphase“ (Kapitel 6) gewidmet.

Es folgt ein Kapitel über Adverbien und Partikeln (Kapitel 7). Gerade letztere stellen ein großes Lernproblem dar, da es für sie eigentlich keine Regeln gibt (außer vielleicht, dass „denn“ immer in Fragen vorkommt). Hilfreich ist hier das didaktische Fenster 14: „Didaktik von Modalpartikeln“.

Auf das relativ kurze achte Kapitel über Präpositionen folgt Kapitel 9 über die Satzglieder. Hierbei wird auch auf die Valenz der Verben eingegangen.

Das zehnte Kapitel stellt die Verbalklammer und die topologischen Felder dar. Hervorzuheben ist hier das neue didaktische Fenster 16: „Wortstellung als Lernproblem“. Hierbei wird der Unterschied in der Erwerbsreihenfolge zwischen Grießhaber (2006) und Diehl (2000 und 2020) gut herausgearbeitet. Mögliche Lernendenfehler werden hier kontrastiv erklärt. Interessant ist auch das didaktische Fenster 18: „Visualisierung von Grammatik“, in dem auf signalgrammatische Elemente und mnemotechnische Hilfen eingegangen wird.

Im abschließenden elften Kapitel geht es um Sätze und Satzverknüpfungen. Die Textlinguistik findet im didaktischen Fenster 20 Erwähnung, in dem auf Aufforderungen in verschiedenen Textsorten eingegangen wird. Vielleicht hätte man an dieser Stelle auf mehr Textsorten eingehen können.

Das Buch schließt mit einem umfangreichen Literaturverzeichnis und einem Sachregister.

Da das Buch sowohl wissenschaftlich-didaktisch ausgesprochen detailliert und reflektiert als auch praxisbezogen sehr hilfreich ist, kann es allen interessierten Deutschlehrenden und -lernenden eindringlich empfohlen werden.

Zitierhinweis:
Felicitas Tesch: Rezension zu: Fandrych, Christian und Maria Thurmair: Grammatik im Fach Deutsch als Fremd- und Fachsprache. In: SFZ-Buchrezension 05/2023, https://www.berlin.de/ba-mitte/politik-und-verwaltung/sprachfoerderzentrum/medien-materialien/artikel.1319025.php

Das Buch steht in der SFZ-Präsenzbibliothek zur Einsichtnahme bereit.