- einige dabei öfter auftretende Schwierigkeiten und erste Lösungsvorschläge
Voraussetzungen für verstehendes Zuhören und Sprechen sind Kenntnisse des Wortschatzes, Grammatikkenntnisse insbesondere der Syntax, Weltwissen, an das angeknüpft werden kann, Kontextwissen (Zusammenhang des Gehörten, Sprechsituation, …) und das Wissen über Texte (Textsorte, Textaufbau).
Viele Sprech- und Zuhörerfahrungen haben Kinder vor dem Schulanfang gemacht. Sie verfügen über ein bestimmtes Phoneminventar, haben sich einen individuellen (Alltags-) Wortschatz und grammatische Strukturen angeeignet, sie verfügen über verschiedene Sprechmuster und Kommunikationsstrategien aus dem alltagsweltlichen Bereich.
Mit Eintritt in die Schule stehen die meisten Kinder neuen ungewohnten sprachlichen Anforderungen gegenüber, die Sprache wird zunehmend losgelöst vom unmittelbaren Handeln, das Kommunizieren in großen Gruppen erfordert neue Regeln, die Kinder müssen Pädagogen und Mitschüler*innen bewußt, aufmerksam und oft über längere Zeit zuhören. Sie müssen mündliche Anweisungen erfassen und ihnen folgen. Der mündliche Sprachgebrauch im Unterricht ist bildungssprachlich orientiert, bestimmte Sprachhandlungen, wie z.B. Beschreiben, Begründen, Berichten, Fragen und Erklären, müssen bewältigt werden.
Wenn ein Kind die Erwartungen der pädagogischen Fachkraft nicht erfüllt, kann das vielfältige Gründe haben. Sie reichen von organischen (Hörvermögen) über kognitive oder semantische bis zu motivationalen Ursachen.
Kinder, die sich nicht an Gesprächen beteiligen, müssen ermutigend angesprochen werden. Ihnen sollten gezielt Rückfragen gestellt werden, Hilfsmittel unterstützen Gespräche.
Manchmal wirken Kinder abwesend. Fühlt sich das Kind nicht genug wertgeschätzt? Dann kann es zu Verweigerungen kommen. Aber auch sprachliche Unsicherheiten können der Grund sein. Wenn Gesprochenes nicht verstanden wird, kann es zum Rückzug kommen. Gezielte Sprachhilfen und Sprechpausen wirken hier unterstützend.
Methoden, die das Sprechen und Zuhören in Kleingruppen fördern (z.B. Kugellager, Wort zum Text, Fishbowl …) helfen Kindern, die Hemmungen haben, vor der Klasse zu sprechen.
Ein handlungs- und produktorientierter Unterricht hilft Kindern, die schnell unruhig werden, wenn andere Kinder etwas erzählen, etwas vorspielen oder einen Vortrag halten. In Kleingruppen lernen Kinder, aufeinander einzugehen, gemeinsam eine Lösung zu finden und sich bei der Suche dabei gegenseitig zuzuhören.
In manchen Fällen gibt ein Kind keine adäquaten Antworten. Hier sollte geprüft werden, ob eine Hörschädigung vorliegt oder das Kind Wörter und Zusammenhänge nicht versteht. Rückschlüsse auf die Hörfähigkeit können Flüsterspiele geben.
(Vgl. dazu: Stolpersteine, in: Deutsch differenziert, Heft 1/2015, Westermann Verlag)
In vielen Klassen findet sich eine hohe sprachliche Heterogenität, bei nicht allen Kindern sind die sprachlichen Fähigkeiten genug ausgebaut. Die produktiven und rezeptiven Wortschätze hängen von der jeweiligen lebensweltlichen Situation des Kindes ab und auch die Textkompetenz bei Schulanfängern ist oft sehr unterschiedlich. Die Erfassung der Schulausgangslage ist notwendig, um die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes im Unterricht gezielt zu berücksichtigen und die Lernentwicklung fördern zu können.
Insbesondere bei Kindern mit einer anderen Erstsprache können das zur Verfügung stehende Phoneminventar und die angeeigneten grammatischen Strukturen sehr unterschiedlich sein.
Für diese Kinder sind besondere „… methodische Zugänge notwendig, wie z.B. Übungen zur Lautdiskriminierung und -differenzierung sowie zur Wortdiskriminierung …“
(Vgl. Jeuk: Deutsch als Zweitsprache in der Schule, Kohlhammer, 2013, S.134)
Gerade im Anfangsunterricht spielen diese Übungen beim Erwerb der Schriftsprache eine große Rolle. Dazu gehören auch Ausspracheübungen bis hin zum Einüben verschiedener Phoneme, die in der Erstsprache fehlen oder dort in anderer Weise gebraucht werden. Das gilt auch für ältere Schüler und Schülerinnen, die als Seiteneinsteiger in das deutsche Schulsystem kommen. (Vgl. Jeuk, in: Deutsch als Zweitsprache in der Schule, Kohlhammer, 2013, S.134)
Praktische Übungen findet man in:
Dahmen, Sylvia und Constanze Weth: Phonetik, Phonologie und Schrift, Schöningh, 2017
Das Üben von syntaktischen Strukturen in einem sprachbewussten Unterricht sollte in der Schulanfangsphase implizit erfolgen. Die Förderung kann im Dialog mit dem Kind durch sprachförderliches Verhalten der Lehrkraft, dem Anwenden von verschiedenen Modellierungstechniken (Ausbau und Weiterführung von Äußerungen, positives korrektives Feedback und aufbauende Fragetechnik), durch das Einbinden von Sprechversen, Reimen und Liedern sowie durch Übungen im generativen Sprechen erfolgen. Auch das Verwenden immer gleicher sprachlicher Signale und Aufforderungen kann im Besonderen Kinder mit weniger guten Deutschkenntnissen unterstützen.
Lesetipp: Grieshaber, Heilmann: Diagnostik und Förderung leicht gemacht, Klett, 2016
Ein guter sprachbewusster Unterricht im Sinne von Language Awareness gerade in mehrsprachigen Klassen ist notwendig.
Weitere Hinweise zum Thema Language Awareness findet man im Fachbrief Deutsch als Zweitsprache, Nummer 21, online:
Tipps zur Wortschatzarbeit online: