Buchrezension: Semantik für Lehrkräfte: Linguistische Grundlagen und didaktische Impulse

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Semantik für Lehrkräfte

von Efing, Christian und Thorsten Roelcke. Semantik für Lehrkräfte: Linguistische Grundlagen und didaktische Impulse. Narr Francke Attempto: Tübingen, 2021.

ISBN 978-3-8233-8379-6
221 Seiten
Das Buch steht in der SFZ-Bibliothek zur Einsichtnahme bereit.

Dr. Felicitas Tesch hat für Sie gelesen:

Dieses Buch richtet sich an angehende oder bereits berufstätige Lehrkräfte der deutschen Sprache, und zwar sowohl für Deutsch als Erst-, Zweit- und Fremdsprache.

Ziel des Bandes ist es, in die linguistische Semantik einzuführen und auf einer fachdidaktischen Grundlage vor allem die Wortschatzvermittlung im Deutschunterricht darzustellen.

Am Ende jedes Kapitels und Abschnittes befinden sich zahlreiche Hinweise auf weiterführende Literatur und Übungsaufgaben.

Gemäß dem Credo der Autoren, dass jede sprachliche Didaktik auf einem soliden linguistischen Fundament fußen sollte, beginnt das erste Kapitel mit der linguistischen Verortung der Semantik und Abgrenzung zur Syntax und Pragmatik. Zur Verdeutlichung scheint den Verfassern hier das Zeichenmodell von Morris (Abbildung auf Seite 10) am geeignetsten zu sein. Es folgt die Darstellung von Lexikologie und Lexikographie, bevor auf die didaktische Relevanz der Semantik bei der Wortschatzvermittlung eingegangen wird. Interessant ist dabei, dass das Thema „Semantik“ in den Curricula kaum auftaucht, aber Schule durchaus in der Lage sein muss, die Vernetzung eines Wortes im mentalen Lexikon der Lernenden aufzubauen, damit sie die im Unterricht geforderten Fertigkeiten (Hörverstehen, Sprechen, Leseverstehen und Schreiben) adäquat ausführen zu können. Während es in der englischen Fachdidaktik zahlreiche Untersuchungen zum Wortschatz gibt, wurde dieser Bereich in der Fachdidaktik Deutsch lange vernachlässigt, da man auf das „inzidentelle Lernen“ (S. 16) setzte, d.h. die automatische Aufnahme des Wortschatzes zu Zuhören und Lesen. Erst die Ergebnisse der sog. DESI-Studie erschütterten teilweise die Fachdidaktiken, die daraufhin begannen, sich stärker mit der Wortschatzarbeit zu beschäftigen, zumal die Erweiterung des Wortschatzes sich positiv auf alle sprachlichen Fertigkeiten auswirkt.

Das zweite Kapitel widmet sich den linguistischen Grundlagen und stellt zunächst die gängigen Zeichenmodelle dar, Es wird auch auf die Schnittstelle zwischen Semantik und Pragmatik eingegangen. Im Folgenden werden verschiedene Beschreibungen von Bedeutung erläutert, die Beziehung von Bedeutung exemplifiziert sowie Bedeutungsrelationen und Bedeutungsvariation dargestellt (Kapitel 2.2 – 2.5). Diese Unterkapitel sind sehr theoretisch geprägt und für Leser*innen ohne linguistisches Vorwissen sicherlich ziemlich anspruchsvoll. Die Übungen beziehen jedoch teilweise praktische Anwendungen mit ein. Für die Didaktik relevante Bereiche sind die „Wortfelder und Merkmalsemantik“ (Kapitel 2.2.2), die Relation zwischen „Bedeutung und Grammatik“ Kapitel 2.3) sowie die „Bedeutungsrelationen“ (Kapitel 2.4). Das Kapitel schließt mit einer Darstellung der „Komposition von Bedeutung“ (Kapitel 2.6), dem uneigentlichen Wortgebrauch („Tropen“, Kapitel 2.7) und der „Bedeutung im sprachlich-kulturellen Gebrauch“ (Kapitel 2.8).

Das dritte Kapitel ist hingegen deutlich didaktisch ausgerichtet, fokussiert zunächst auf dem Wortschatzerwerb in der Erstsprache und erläutert die Faktoren Alter, Wortschatzumfang und Wortschatztiefe. Im Unterkapitel 3.2.2 wird dann auf den Wortschatzerwerb in der Zweitsprache eingegangen, um daraus didaktische Ziele abzuleiten (Kapitel 3.3). Anschließend wird die Wortschatzarbeit in nationalen Curricula und im GER betrachtet. Nach einer kurzen Darstellung der „Gegenstände der Wortschatzarbeit“ (Kapitel 3.5) werden im abschließenden Unterkapitel zahlreiche Methoden der Wortschatzarbeit vorgestellt. Diese stellen eine Fundgrube für Lehrende des Deutschen dar. Für DaZ-Lehrende empfiehl sich vor allem die Lektüre des Unterkapitels 3.6.6: „Methodische Ansätze der kultursensiblen Wortschatzarbeit für Schülerinnen und Schüler mit DaZ“. Die zu diesem Kapitel gehörenden Übungen haben eher einen Diskussionscharakter.

Das Buch schließt mit Lösungsvorschlägen für die zahlreichen Übungsaufgaben und einem umfangreichen Literaturverzeichnis.

Trotz der teilweise stark theorielastigen Ausrichtung des Buches (vor allem im Kapitel 2) lässt es sich wegen der vielfältigen Übungsaufgaben und der weiterführenden Hinweise für interessierte Deutschlehrende durchaus empfehlen.