Erika Heß war keine gebürtige Berlinerin. Sie stammte aus dem westfälischen Hachen. Dort besuchte sie die Schule und absolvierte eine Ausbildung zur Industriekauffrau. Von 1957 bis 1960 arbeitete sie als Leiterin der Verkaufsabteilung eines mittleren westfälischen Industrieunternehmens. Erst 1961, nach ihrer Heirat, die sie nach Berlin führte, trat sie in die SPD ein. Direkt nach ihrem Parteieintritt engagierte sie sich in der Zehlendorfer Bezirkspolitik: Sie war ehrenamtlich in der Sozialkommission und als Elternvertreterin tätig.
1967 wählte die Bezirksverordnetenversammlung Zehlendorf sie zur Bürgerdeputierten im Sozialausschuss, 1971 wurde sie dann Bezirksverordnete. Bereits im Jahr 1975 war sie stellvertretende Bezirksbürgermeisterin und Bezirksstadträtin für Jugend und Sport in Zehlendorf.
Erika Heß galt in dem Berliner Stadtrandbezirk als engagierte Kommunalpolitikerin und genoss hohes Ansehen. Ihre eigentliche Erfüllung aber fand sie im Wedding, wo sie 1981 Bürgermeisterin wurde und die Herzen der Bevölkerung im Sturm eroberte. Erika Heß ging unkompliziert und unvoreingenommen auf die Bürgerinnen und Bürger zu. Dank ihrer hervorragenden rhetorischen Fähigkeiten – ihrer Gabe, fesselnde Reden zu halten, aber auch große Sensibilität gegenüber ihren Zuhörern zu entfalten – hatte sie eine positive Ausstrahlung als Politikerin wie kaum eine andere. Ebenso wichtig wie die Arbeit am Schreibtisch waren ihr der intensive Kontakt und das offene Gespräch mit ihren Weddingern vor Ort. Sie nahm sich stets die Zeit, die Sorgen und Probleme der Menschen aufzunehmen, um sie dann in der Gremienarbeit zu lösen. Erika Heß besaß ein gesundes Durchsetzungsvermögen, das sich von ihrem Selbstverständnis als Politikerin ableitete: Sie bemühte sich, in erster Linie Anwältin der Bürgerinnen und Bürger und nicht Amtsvorsteherin oder pure Repräsentantin einer Partei zu sein.
Erika Heß hat sich in ihrer kommunalpolitischen Arbeit stets von dem Prinzip leiten lassen:
Die Politik ist für die Menschen da, nicht umgekehrt.
Das brachte ihr den Ruf der “Mutter des Wedding” ein.