Der Gesundheits- und Sozialstrukturatlas gibt einen Überblick über die gesundheitliche und soziale Lage der Berliner Bevölkerung. Die zugrundeliegenden Berechnungen erfolgen in der Regel einmal pro Legislaturperiode und ermöglichen es, regionale Unterschiede und besonders benachteiligte Regionen sichtbar zu machen sowie zeitliche Entwicklungen abzubilden. Die Ableitung der Gesundheits- und Sozialstruktur erfolgt anhand von 20 Indikatoren aus den Bereichen Erwerbsleben, Soziale Lage und Gesundheit. Erstere münden in den Erwerbs- und Sozialindex. Alle drei Bereiche bilden den Gesundheits- und Sozialindex. Aus den berechneten Indizes werden schließlich Schichten von günstig bis ungünstig abgeleitet. Auf Ebene der Bezirke wird dabei in 5 Schichten und auf Ebene der Planungsräume in 7 Schichten unterschieden. Im Bereich Gesundheit werden die Indikatoren Lebenserwartung, vorzeitige Sterblichkeit, Säuglingssterblichkeit sowie Behandlungsfälle bestimmter ICD-10 Diagnosen im Krankenhaus berücksichtigt (Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege 2022)
Daten zum Gesundheitszustand
Hier finden Sie Daten zur gesundheitlichen Lage der Bevölkerung in Berlin-Mitte, wie z.B. zur Lebenserwartung, zu Geburten- und Sterbefällen oder Krankenhausbehandlungen bestimmter Diagnosen. Die Daten werden in Form von interaktiven Karten und Tabellen dargestellt. Um die Daten abrufen zu können, fahren Sie mit der Maus über die Karte, bis ein Informationskasten erscheint. Methodische Hinweise und weitere Informationen zu den aufgeführten Merkmalen finden Sie am Ende der Seite.
Inhaltsverzeichnis
Gesundheits- und Sozialstruktur
Einen generellen Überblick über die gesundheitliche und soziale Lage der Berliner Bevölkerung gibt der Gesundheits- und Sozialstrukturatlas, der aus insgesamt 20 Indikatoren aus den Bereichen Erwerbsleben, soziale Lage und Gesundheit einen übergreifenden Gesundheits- und Sozialindex ableitet.
Demnach weist die Bevölkerung in Berlin-Mitte eine eher ungünstige Gesundheits- und Sozialstruktur auf und belegt im Bezirksvergleich den 10. Rang vor Spandau und Neukölln. Im Vergleich zum Jahr 2013 zeichnet sich jedoch eine positive Entwicklung ab. 2013 nahm Mitte im Bezirksranking noch den letzten Platz ein und verbesserte sich 2022 somit um zwei Rangplätze.
Auf kleinräumiger Ebene belegt der Planungsraum Nördlicher Landwehrkanal im bezirksinternen Vergleich den ersten Rang mit der günstigsten Gesundheits- und Sozialstruktur. Anzumerken ist hier jedoch, dass dieser Planungsraum vergleichsweise dünn besiedelt ist. Es folgen auf Rang zwei und drei die Planungsräume Unter den Linden Süd und Arkonaplatz. Insgesamt zeigt sich besonders im Prognoseraum Zentrum eine günstige Gesundheits- und Sozialstruktur, während Planungsräume im Gesundbrunnen, in Wedding und Teilen Moabits gesundheitlich und sozial stark belastet sind. Insbesondere die Planungsräume Beusselkiez und Zillesiedlung, aber auch Leopoldplatz und Humboldthain Nordwest stellen Regionen mit hoher gesundheitlicher und sozialer Belastung dar.
Mittlere Lebenserwartung
Die mittlere Lebenserwartung bei Geburt liegt in Berlin-Mitte bei 80 Jahren und fällt damit 2,4 Jahre geringer aus als in Charlottenburg-Wilmersdorf oder Steglitz-Zehlendorf, die im Bezirksvergleich die höchste Lebenserwartung aufweisen. Im Vergleich zu 2013 hat sich die Lebenserwartung in allen Bezirken erhöht. In Mitte ist die Lebenserwartung mit einem Zuwachs von 1,4 Jahren besonders stark angestiegen.
Unterteilt nach Geschlecht zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Die Lebenserwartung fällt bei in Berlin-Mitte geborenen Mädchen 5,6 Jahre höher aus als bei in Mitte geborenen Jungen. Die Geschlechtsunterschiede sind dabei in den letzten Jahren konstant geblieben. Kleinräumige Daten zur Lebenserwartung liegen nicht vor.
Geburten- und Sterbefälle
In Berlin-Mitte wurden im Jahr 2023 nach Pankow die meisten Kinder geboren. Gleichzeitig starben nach Friedrichshain-Kreuzberg die wenigsten Menschen. Insgesamt zeigt sich in Mitte damit ein Geburtenüberschuss, während sich in neun Bezirken ein Geburtendefizit mit mehr Sterbefällen als Geburten ergab. Im Vergleich zum Vorjahr wurden in Mitte im Jahr 2023 allerdings 823 Kinder weniger geboren. Es zeigt sich damit ein Geburtenrückgang von -19%. Berlinweit ist das der höchste Wert. Unter den Neugeborenen waren im Jahr 2023 in Mitte etwas mehr Jungen als Mädchen. Ebenfalls verstarben mehr Männer als Frauen. 80% der Sterbefälle waren 65 Jahre oder älter.
Im Zeitverlauf ist in Mitte nach einem Anstieg der Geburtenzahlen zwischen 2020 und 2021 seither wieder ein rückläufiger Trend zu beobachten. Mit insgesamt 3.516 Lebendgeborenen zeigt sich im Jahr 2023 ein deutlicher Geburtenrückgang mit der seit 2013 niedrigsten Anzahl an Neugeborenen. Auch die Sterbefälle sind nach einem Anstieg zwischen 2020 und 2021 seither rückläufig.
Kleinräumig betrachtet wurden in den Planungsräumen Invalidenstraße und Brunnenstraße im Jahr 2023 die meisten Kinder geboren. Die wenigsten Kinder kamen in den Planungsräumen Großer Tiergarten, Wilhelmstraße und Unter den Linden zur Welt, die aber auch zu den am dünn besiedelsten Planungsräumen im Bezirk zählen. In diesen Planungsräumen wurden ebenfalls die wenigsten Sterbefälle gemeldet. Die meisten Sterbefälle zeigten sich im Planungsraum Karl-Marx-Allee. Insgesamt gab es in den Planungsräumen Invalidenstraße und Heidestraße den stärksten Geburtenüberschuss. Der höchste Sterbeüberschuss war in den Planungsräumen Karl-Marx-Allee und Londoner Straße zu verzeichnen.
Säuglingssterblichkeit
Von 1.000 Lebendgeborenen sterben in Berlin-Mitte 2,8 Kinder vor Vollendung des ersten Lebensjahres. Im Bezirksvergleich platziert sich Mitte damit im Mittelfeld.
Im Zeitvergleich ist die Säuglingssterblichkeit in Berlin-Mitte nach einem Anstieg zwischen 2001 und 2003 seither rückläufig. Zwischen 2017 und 2019 bewegte sich die Säuglingssterblichkeit im Berliner Durchschnitt. Kleinräumige Daten liegen nicht vor.
Vorzeitige Sterblichkeit
Von 100.000 Einwohnenden sterben in Berlin-Mitte 183 vor dem 65. Lebensjahr und somit deutlich vor Erreichen der durchschnittlichen Lebenserwartung von 80 Jahren. Im Bezirksvergleich platziert sich Mitte damit im unteren Drittel. Im Zeitvergleich hat sich die vorzeitige Sterblichkeit deutlich verringert. 2009-2011 starben in Mitte noch 231 von 100.000 und damit berlinweit die meisten Personen vorzeitig.
Kleinräumig betrachtet weisen die Planungsräume Beusselkiez und Lützowstraße bezirksweit die höchste vorzeitige Sterblichkeit auf. Von 100.000 Personen sterben hier mehr als 300 vor Vollendung des 65. Lebensjahres. Im Planungsraum Unter den Linden Süd zeigt sich bezirksweit hingegen der geringste Anteil an vorzeitig Verstorbenen. Von 100.000 Personen sterben hier 33 und damit 10 mal weniger vorzeitig als in den Planungsräumen Beusselkiez oder in der Lützowstraße.
Krankenhausbehandlungsfälle nach Einzeldiagnosen
Die in Berlin-Mitte am häufigsten im Krankenhaus behandelten Erkrankungen sind durch Alkohol hervorgerufene psychische und Verhaltensstörungen. Mit 389 Fällen pro 100.000 Personen werden in Mitte fast doppelt so viele Personen mit dieser Diagnose stationär behandelt als in Steglitz-Zehlendorf mit 196 Fällen pro 100.000 Personen. Auch Behandlungsfälle aufgrund von Angina Pectoris (Schmerzen und Druckgefühl im Brustkorb) sind in Mitte vergleichsweise hoch. In keinem anderen Bezirk gibt es mehr stationäre Behandlungsfälle aufgrund dieser Diagnose. Kleinräumige Daten zu stationären Behandlungsfällen sind nicht verfügbar.
Zwischen den Jahren 2011 und 2018 haben sich die stationären Behandlungsfälle in Berlin-Mitte überwiegend verringert. Der deutlichste Rückgang zeigt sich bei der Behandlung von Angina Pectoris mit 53 Fällen pro 100.000 Personen weniger als im Jahr 2011. Die stationäre Behandlung bösartiger Neubildungen der Lunge und der Bronchien sowie sonstiger obstruktiver Lungenerkrankungen hat sich zwischen 2011 und 2018 hingegen um jeweils etwa 17 Fälle pro 100.000 Personen erhöht.
Schwerbehinderung
2023 lebten in Berlin-Mitte 26.560 Personen (7% der Gesamtbevölkerung) mit einer Schwerbehinderung. Betroffen waren mehrheitlich ältere Menschen ab 65 Jahren. Häufigste Ursache der Schwerbehinderung waren mit insgesamt 8.440 Fällen Querschnittlähmung, zebrale Störungen, geistig-seelische Behinderungen sowie Suchterkrankungen. Mit 7.050 Fällen stellten Beeinträchtigung der Funktion von inneren Organen bzw. Organsystemen die zweithäufigste Art der Schwerbehinderung dar.
Die Zahl der in Berlin-Mitte lebenden schwerbehinderten Menschen ist in den letzten Jahren kontinuierlich rückläufig und hat sich von 28.740 im Jahr 2015 auf 26.560 im Jahr 2023 verringert. Kleinräumige Daten zu schwerbehinderten Personen liegen nicht vor.
Methodische Hinweise
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Wie erfolgt die Bildung des Gesundheits- und Sozialstrukturindexes?
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Wie erfolgt die kleinräumige Gliederung bezirklicher Daten?
Unterhalb der Bezirksebene wird in Berlin das Raumbezugssystem der Lebensweltlich Orientierten Räume (LOR) angewendet. Es besteht aus drei räumlichen Ebenen, die hierarchisch gegliedert sind:
- Prognoseräume (PGR) als oberste Ebene
- Bezirksregionen (BZR) als mittlere Ebene
- Planungsräume (PLR) als unterste Ebene
Jeder Progrnoseraum setzt sich aus mehrere Bezirksregionen zusammen, die wiederum aus mehreren Planungsräumen bestehen. In Reaktion auf Einwohner-und städtbauliche Entwicklungen wurden die LOR 2020 modifiziert. Der Bezirk Mitte gliedert sich laut aktueller LOR-Systematik in 4 Prognoseräume, 10 Bezirksregionen und 49 Planungsräume (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen).