Bautagebuch Kiesumschlagplatz

Naturschutzrechtliche Kompensationsmaßnahme ehmaliger Kiesumschlagsplatz 2

Planung für den Kiesumschlagplatz

Die Fläche am Ende der Allée du Stade im Stadtteil Wedding ist ein fast vergessener Landstrich des Bezirks Mitte gewesen. Das Areal zwischen dem Festplatz und der Kleingartenanlage Plötzensee, welches zum Teil der Bundesrepublik Deutschland und zum anderen Teil dem Land Berlin gehört, wurde lange Zeit für das Baugewerbe genutzt. Hier wurden Baustoffe und Bauabfälle umgeschlagen, deshalb trägt das Gelände innerhalb der Verwaltung auch den Namen “Kiesumschlagplatz”.

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Stadtplan Berlin.de

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Nach der Aufgabe der gewerblichen Nutzung um 2009 haben informelle Aneignungen der Fläche stattgefunden, wobei hier regelmäßig problematische Hinterlassenschaften entstanden sind, die oftmals auch zu Beschwerden geführt haben. Nachfolgend Aufnahmen aus den Jahren 2019 und 2022 zeigen die entstanden Probleme sehr deutlich.

  • Müll am Kiesumschlagplatz

    Hinterlassenschaften am Kiesumschlagplatz 2019

  • Kiesumschagplatz vor Baumaßnahme 2019

    Hinterlassenschaften am Kiesumschlagplatz 2019

  • Müll am Kiesumschlagplatz 2019

    Hinterlassenschaften am Kiesumschlagplatz 2019

  • Müll am Kiesverladeplatz 2

    Hinterlassenschaften am Kiesumschlagplatz 2019

  • Müll am Kiesverladeplatz 3

    Hinterlassenschaften am Kiesumschlagplatz 2022

Fläche für naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen

Bereits seit dem Jahr 1999 wurde in Gutachten formuliert, dass es auf dem Grundstück an der Allée du Stade eine naturschutzfachliche Kompensation für die Versiegelung des nicht weit entfernten Festplatzes geben wird. Als Ziele galten die Beseitigung der Bodenversiegelung (ca. 1000 m² vollversiegelte Fläche, ca. 10.000 m² teilversiegelte Fläche) sowie die Entfernung der massiven Betonmauern, die das Grundstück umranden und das Schaffen von ergänzenden Biotopstrukturen.
Seit 2019 arbeitet das Umwelt- und Naturschutzamt Mitte aktiv an der baulichen Umsetzung der Jahrzehnte alten Idee, die Fläche zu renaturieren.

Bauanlaufberatung

Bauanlaufberatung am 17. Februar 2023

Bauanlaufsberatung

Im Jahr 2023 konnte dann alle Planungen, Voruntersuchungen und Ausschreibungen abgeschlossen werden, sodass mit der baulichen Umsetzung begonnen werden konnte. Für die erforderliche Begleitung und die bauliche Ausführung konnten folgende Auftragnehmer gebunden werden.

  • Bauleistung – EGGERS Umwelttechnik
  • Bauleitung – Beissert und Hengge Landschaftsarchitekten
  • Abfallmanagement – V.I.S. International

Im Februar 2023 haben sich alle Beteiligten vor Ort auf getroffen, um Absprachen für die weitere Zusammenarbeit vorzunehmen.

Container mit Spraydosen

Container mit Spraydosen

Aufräumen vor Baubeginn

Bevor die ersten Bagger anrollten, wurde die Baustelle eingezäunt, Kampfmittel sondiert, Schilder aufgestellt, Spontanaufwuchs entfernt und Müll und Schrott der letzten Jahre eingesammelt. Es wurden geschätzt, 8.000 Spraydosen mit einem Volumen von ca. 13 m³ eingesammelt und einer fachgerechten Entsorgung zugeführt.

Baubeginn

Beginn der Bauarbeiten Ende Februar 2023

Baubeginn

Mit den ersten Schürfungen wurde klar, dass der Boden in den oberen Horizonten mit Abfällen durchsetzt ist. Es wurden Verfüllungen gefunden, die fast zu 100 % aus Bauschutt bestanden. Bei weiteren Suchschürfungen wurden dann auch großflächig vergrabene Aschen sowie asbesthaltige Bauabfälle gefunden. Aufgrund der Zusammensetzung der Materialien und der Umweltgefahren, die von den vorgefunden Stoffen ausgehen, wurde entschieden, die Materialien vollständig zu bergen und dann fachgerecht zu entsorgen.

  • Probeschürfung

    Probeschürfung mit deutlichem Bauschutthorizont

  • Bauschutt

    Freigelegte Bauschuttlinse

  • Asche im Boden

    Deutlich sichtbarer freigelegter Aschehorizont (braun)

  • Haufwerke Asche

    Ausgegrabene Asche als Haufwerke abgelegt

Baufortschritt Teich

Baufortschritt Ende März

Beginn der Geländemodellierungen

In mühsamer, kleinteiliger Arbeit wurden Abfälle vom Boden getrennt. Tonnenweise Material wurde systematisch umgelagert und später abgefahren, um das Baufeld für die Geländemodellierung frei zu machen. Ein Haufwerk nach dem anderen entstand so. Von außen ließen die großen Haufen Erde noch nicht erahnen, dass hier gerade Lebensräume für Tiere entstehen. Aber im Zentrum des Geländes, nicht einsehbar vom Bauzaun aus, sind mittlerweile Anfänge einer nierenförmigen Senke entstanden, die sich wegen ihres Anschlusses an das Grundwasser auch direkt mit Wasser füllte.
Im Bildhintergrund sind die Haufwerke erkennbar. Im Bildzentrum sieht man bereits die modellierte Südböschung und das aufsteigende Grundwasser.
Anfang Mai 2023 war das neue Gewässer bereits so gut wie fertig.

Fortschritt bei der Modelierung des Gewässerbereichs

  • Gewässer Kiesumschlagplatz

    Nordböschung des Gewässers am 25. April 2023

  • Gewässer Kiesumschlagplatz

    Südböschung des Gewässers am 25. April 2023

  • Gewässer, Kiesumschlagplatz

    Blick auf das Gewässer aus Richtung Osten am 9. Mai 2023

  • Gewässer Kiesumschlagplatz

    Das fertige Gewässer am 23. Mai 2023

Abriss der Mauern

Juni 2023 Abriss der vorhanden Mauern

Entsiegelung

Nachdem die Geländemodellierung im Bereich des Gewässers abgeschlossen waren, wurde Ende Mai 2023 damit begonnen, die flächigen und linearen Versiegelungen zurückzubauen. Insgesamt wurden ca. 1000 m² Betonflächen und Mauergrundflächen zurückgebaut.

  • Bauanlaufberatung

    Versiegelter Bereich im Februar

  • entsiegelter Bereich

    Der gleiche Bereich nach der Entsiegelung im Mai 2023

Erosion durch Starkregen

Erosion durch Starkregen

Wetter bedingte Schäden an den Böschungen

Bei Starkregenereignissen Ende Juli wurden Uferbereiche des Gewässers an der östlichen Böschung in Mitleidenschaft gezogen. Die noch nicht bewachsenen Böschungen sind durch die Wassermassen stark erodiert. Es musste schnell gehandelt werden, da in den folgenden Wochen mehrere Unwetter erwartet wurden. Zum Schutz vor weiterer Erosion wurde das Gelände oberhalb des Ufers noch mal neu modelliert und wallartig angelegt, um das Abfließen über die noch nicht begrünte Böschung zu verhindern. Bei weiteren Starkregenereignissen kam es aufgrund der neuen Anpassungen zu keinen weiteren großflächigen Erosionsereignissen.

Habitatstrukturen für Zauneidechsen

Im August 2023 wurden Habitatstrukturen (u. a. für Zauneidechse) angelegt. Hierbei wurde darauf geachtet, dass zum einen Material von der Fläche genutzt wird und zum anderen, dass die Habitate optimale Standortbedingungen vorweisen, damit sich Zauneidechsen und andere Tiere wohlfühlen. Hierfür ist die Materialzusammensetzung, der Aufbau der Habitate, die Ausrichtung und die Nähe zu Pflanzen wichtig. Gebaut wurden Habitate, die ca. 50 cm tief sind. Auf eine Drainageschicht am Boden, damit Regenwasser schnell abfließen kann, wurden große und kleine Steine geschichtet, sodass verschieden große Lücken und Hohlräume bzw. Versteckmöglichkeiten entstehen. Darauf folgten verschieden große Äste und kleine Stämme, auf denen sich Eidechsen im Sonnenlicht aufwärmen können. In südlicher Ausrichtung wurde eine Sandlinse geformt, die später zur Eiablage genutzt werden kann. Auf dem gesamten Gelände entstanden so mehrere Habitate, die nun von vielen Eidechsen und weiteren Tieren bezogen und bewohnt werden können.

  • Anlage von Habitatstrukturen

    Im Bau befindiliches Habitat

  • Zauneidechsen habitat

    Stein- und Totholzschüttung als Habitatstruktur

  • Totholzschichtung

    Totholzschichtung als Habitatstruktur

  • Stuben für Insekten und Zauneidechsen

    Baumstubben als Habitatstruktur

Baustelle im Winterschlaf

Winterruhe

Im Spätherbst 2023 wurden die letzten Haufwerke durch das Bauunternehmen abgefahren. Letzte Modellierungen des Bodens wurden vorgenommen. Dannach fiel die Baustelle erstmal in den Winterschlaf.

Die Bauarbeiten sind beendet

Im März bis in den April 2024 hinein erfolgten die Pflanzarbeiten durch die Firma Claus Rodenberg Waldkontor GmbH. Insgesamt wurden 2.326 m² Strauchpflanzungen angelegt und ca 3.770 m² Trockenrasen angesät. Weiterhin wurden 13 Bäume neugepflanzt. Ein Großteil der Fläche wurde noch mit einem Wildschutzzaun gesichert, damit die Pflanzungen nicht dem Biber oder anderen (Wild-)Tieren zum Opfer fallen.

In den kommende 3 Jahren wird es noch eine Entwicklungspflege geben.

  • Kiesverladeplatz Eingang
  • Kiesverladeplatz fertig West-Ost
  • Kiesverladeplatz Bank
  • Kiesverladeplatz Abnahme
  • Kiesverladeplatz Schild
Kiesverladeplatz Beteiligten

Die Beteiligten

von links nach rechts:
Herr Dr. Appel – VIS (Abfallmanagement),
Frau Jakob, Herr Beissert – Beissert und Hengge Landschaftsarchitekten (Bauleitung),
Herr Welz – EGGERS Umwelttechnik (Bauleistungen)
nicht auf dem Bild: Herr Schoenfelder – Claus Rodenberg Waldkontor GmbH (Pflanzarbeiten – Wildschutzzaun)

Das Umwelt- und Naturschutzamt Mitte bedankt sich für die bisherige, gute Zusammenarbeit!