Ausstellung »Ich sehe« von Käthe Kruse bis zum 4. Juli verlängert

Pressemitteilung Nr. 142/2020 vom 11.05.2020

Die Bezirksstadträtin für Weiterbildung, Kultur, Umwelt, Natur, Straßen und Grünflächen, Sabine Weißler, informiert:

Ab dem 12. Mai 2020 ist die Einzelausstellung von Käthe Kruse »Ich sehe« in der Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten für das Publikum zugänglich und wird bis zum 4. Juli 2020 verlängert. Vom 12. bis zum 15. Mai, täglich 14 – 17 Uhr ist die Künstlerin anwesend. In der Reihe »Grenzgängerinnen« präsentiert die Galerie Nord Künstlerinnen, die sich über Grenzen und Genres hinwegsetzen und diese erweitern.

Die dritte Ausstellung in dieser Reihe ist Käthe Kruse gewidmet, die seit den 1980er Jahren, damals noch als Teil des legendären Westberliner Avantgarde-Trios “Die Tödliche Doris”, mit der Verschränkung von Musik, Texten, Performance, Video und Malerei neue Formate entwickelt hat. Auch heute verbindet Käthe Kruse als Solokünstlerin unterschiedlichste Medien konzeptionell zu einem eigenen künstlerischen Ansatz.

In ihrem aus zwei Teilen bestehenden jüngsten Projekt untersucht sie mit den Mitteln der Malerei, Musik und Performance die Wechselwirkung von Sprache, Politik und medialer Berichterstattung und verschränkt diese über zwei Ausstellungsorte in Berlin zu einem Werkkomplex. Dafür sammelte Käthe Kruse über zwei Jahre täglich 25 Überschriften aus jeweils einer deutschsprachigen Tageszeitung wie z. B. taz, Tagesspiegel oder Süddeutsche Zeitung.

Unterschiedslos bediente sie sich aus den Sparten Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Ökologie und Kultur. Bei der Auswahl der Headlines verließ sie sich ganz allein auf ihre künstlerische und politische Sensibilität. Kalendarisch abgespeichert, entstand ein Kontingent aus Sätzen und Substantiven – ein subjektives Archiv zur jüngsten Zeitgeschichte in knappster Form –, das keiner festen inhaltlichen Systematik zu folgen scheint, aber in der künstlerischen Transformation ein beunruhigendes gesellschaftliches Bild entwirft.

Auf einzelne Din-A4-Fototafeln übertragen, ordnet Kruse die 366 Tage streng in kalendarischer Abfolge und konzipiert sie zu einem Bildkomplex. In einem zweiten Schritt extrahiert die Künstlerin alle Substantive aus den Überschriften, die sie Wort für Wort alphabetisch geordnet und in Druckschrift mit dünnem Pinsel auf Leinwände gemalt aneinanderreiht. Es entstehen 80 schwarz-weiße, enzyklopädisch anmutende Textbilder mit insgesamt 3927 Nomina: von Abstiegsangst bis Zuwanderungsrekord.Das Tableau mit dem Anfangsbuchstaben X enthält nur ein einziges Wort: Xenophobie – der Rest ist weißer Bildraum.

In der Isolierung und in der monotonen, stakkatohaften und konsequenten Aneinanderreihung der Sätze und Nomina sowie in der reduzierten räumlichen Inszenierung enttarnt Kruse an beiden Ausstellungsorten fast beiläufig die Gefahren unreflektierter Nutzung von Sprache. Darüber hinaus erschließt sie durch das Entfernen syntaktischer Beziehungen und semantischer Abhängigkeiten zwischen den Wörtern irritierende neue Bedeutungsebenen.

In der Ausstellung der Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten präsentiert Kruse unter dem Titel »Ich sehe« ihre 80 Schriftbilder als Fries, der sich durch sämtliche Räume zieht, in der Zwinger Galerie zeigt sie unter dem Titel 366 Tage Fotodrucke als Bildkomplex und flankiert beide Ausstellungen mit einer Serie von Performances.Zur Ausstellung ist eine Publikation im Distanz Verlag erschienen »Käthe Kruse: Ich sehe«, bestehend aus einer Doppel LP, einer Zeitung, einer Broschüre und den 80 Tafeln, die in beiden Galerien erworben werden kann.Darüber hinaus bietet die Künstlerin eine limitierte Sonderausgabe (Auflage50 Stück) der Publikation zzgl. bedrucktes Tuch mit den 3927 Wörtern an.

Aktuelle Informationen und ggf. Veranstaltungsankündigen finden Sie auf unserer Webseite.Mit freundlicher Unterstützung der bezirklichen Förderfonds der Senatsverwaltung Kultur und Europa. In Kooperation mit dem Bezirksamt Mitte von Berlin, Fachbereich Kunst, Kultur und Geschichte.Die Publikation »Käthe Kruse: Ich sehe« entsteht mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.

Ausstellung »Ich sehe« 20. März 2020 – 4. Juli 2020 (VERLÄNGERT)
  • Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten, Turmstraße 75, 10551 Berlin
    Öffnungszeiten: Di – Sa, 12 – 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.
    Die Galerie ist barrierefrei erreichbar. Barrierefreie Toilette ist vorhanden.
    Gäste mit Kommunikations- bzw. Assistenzbedarf melden diesen bitte an unter Fax: (030) 9018-33457 oder E-Mail: info@kunstverein-tiergarten.de

Medienkontakt: #kulturmitte
Fachbereich Kunst, Kultur und Geschichte, Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten: Ulrike Riebel, Tel.: (030) 9018 33450