26.08.2024
Die Petersallee ist Geschichte. Mit einem großen Fest unter Beteiligung der afrikanischen Community wurde die Straße am 23. August 2024, dem Internationalen Tag gegen die Sklaverei, feierlich umbenannt. Von der Müllerstraße bis zum Manga-Bell-Platz erstreckt sich ab sofort die Anna-Mungunda-Allee. Der Abschnitt vom Manga-Bell-Platz bis zur Windhuker Straße heißt nun Maji-Maji-Allee. Damit ehrt der Bezirk Mitte diejenigen, die sich gegen Kolonialismus und Zwangsherrschaft eingesetzt haben. Anna Mungunda war Herero und wurde am 10. Dezember 1959 bei einer Protestaktion gegen das Apartheidsregime von der Polizei in Windhuk, Namibia, erschossen. Sie steht für die vielen namenlosen Menschen, die sich gegen die Fremdherrschaft in Afrika zur Wehr setzten. Der Name Maji-Maji leitet sich von einem Schlachtruf im Maji-Maji-Krieg (1905-1906) in der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika ab, in dem mehr als 250.000 Menschen ums Leben kamen. Mit dem Ruf setzte sich die einheimische
Bevölkerung gegen die deutsche Zwangsherrschaft zur Wehr.
Im Jahr 1939 benannten die Nationalsozialisten die Petersallee nach dem Kolonialpolitiker Carl Peters. Er gilt als Begründer der Kolonie Deutsch-Ostafrika und war wegen seines brutalen Vorgehens gegen die einheimische schwarze Bevölkerung als „Hänge-Peters“ berüchtigt.
Für den aus Tansania stammenden Mnyaka Sururu Mboro geht damit ein 40 Jahre langer Kampf zu Ende. Seine Großmutter hatte ihm als Kind von Peters Taten erzählt. Peters habe so viele Menschen aufhängen lassen, das Gott beschlossen habe, ihn auf die gleiche Art zu strafen – indem er ihn auf dem Mond aufhängte. Ihm sei unverständlich gewesen, dass Berlin einen Verbrecher wie Carl Peters mit einer Straße ehre, erinnert sich Mboro. Er führte auch den Trauermarsch an, der von der Kameruner Straße zum Umbenennungsfest zog und von mehreren Dutzend Menschen begleitet wurde. Gasto Ndwata, ein Vertreter der tansanischen Botschaft, dankte allen, die einen Beitrag zur Umbenennung der Straße geleistet haben. Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger bedauerte, dass es so lange von der BVV-Entscheidung 2018 bis zur tatsächlichen Umbenennung gedauert habe. “Es ist gut, dass die Umbenennung endlich rechtmäßig ist”, sagte Remlinger. Sie versprach der afrikanischen Community weiterhin eine gute Zusammenarbeit bei der Umbenennung der Mohrenstraße, über die das Oberverwaltungsgericht Berlin entscheiden muss.
Anwohnende der ehemaligen Petersallee erhalten im Zeitraum vom 26. August bis 31. Oktober 2024 Sondertermine im Bürgeramt Osloer Straße. Dort können sie die Meldeanschrift in ihren Ausweisdokumenten umschreiben lassen. Termine können unter der Rufnummer 115 mit Hinweis auf die Umbenennung reserviert werden. Für die Umschreibung sowie für die Änderung der Anschrift in der Kfz-Zulassungsbescheinigung Teil 1 bzw. im Fahrzeugschein fallen keine Gebühren an. Bitte beachten Sie, dass sich die Umbenennung Auswirkungen auf die Hausnummern in der künftigen Maji-Maji-Allee hat. In der Anna-Mungunda-Allee bleiben die bisherigen Hausnummern bestehen. Sechs Monate lang werden die alten Hausnummern neben den neuen Nummerierungen durchgestrichen sichtbar bleiben. Für den gleichen Zeitraum hängen auch die alten Straßenschilder durchgestrichen unterhalb der neuen Straßenschilder.
2018 beschloss die Bezirksverordnetenversammlung Mitte die Umbenennung mehrerer Straßen im Afrikanischen Viertel. Anstelle der ehemaligen Vertreter der Kolonialmacht, sollten Menschen geehrt und Ereignissen gedacht werden, die für den Widerstand gegen den Kolonialismus stehen. Bereits im Dezember 2022 wurden die Lüderitzstraße in Cornelius-Frederiks-Straße und der Nachtigalplatz in Manga-Bell-Platz umbenannt. Damals begrüßte Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger König Jean-Yves Eboumbou Douala Bell, den Urenkel des Königs Rudolf Douala Manga Bell, der 1914 von den deutschen Kolonialherren hingerichtet wurde.
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