Heinz Graffunders gesamtes Schaffen war vom Engagement für den Wohnungsbau geprägt. Am 23. Dezember 1926 als Sohn eines Schlossers in Berlin geboren, gehörte er zu der Generation, die mit dem Notabitur in den Krieg geschickt wurde. In das zerstörte Berlin zurückgekehrt, lernte er Maurer und studierte danach an der „Vereinigten Ingenieurschule Berlin Neukölln“ (1948/52). Sein erstes eigenes Projekt als Architekt war ein Wohnhaus in Berlin-Steglitz (1952) Von da an durchziehen seine Spuren die Stadt. Er baute u.a. ein Junggesellenheim in Friedrichshain, Wohnhäuser in Lichtenberg, Appartementhäuser an der Friedrichsgracht (1952/67). Seit den 60er Jahren beschäftigte er sich mit der industriellen Bauweise und ihrer gestalterischen Meisterung. Er wurde der Generalprojektant für den Wohn- und Einkaufskomplex an der Rathaus-/Liebknecht-Strasse einschließlich der alten Markthalle. Mit Joachim Näther als Chefarchitekt und Heinz Graffunder als Generalplaner folgte der Bau
des Stadtviertels um den Fennpfuhl in Lichtenberg. 15500 Wohnungen entstanden hier für 50000 Einwohner, dazu ein Warenhaus, Geschäfte und Gaststätten in industrieller Bauweise.
Das war die Generalprobe für die Stadterweiterung im Nordosten Berlins, in Marzahn, Hellersdorf, Hohenschönhausen. 1976 wurde Heinz Graffunder, inzwischen Professor und zweifacher Nationalpreisträger, zum Chefarchitekten für den Aufbau des neuen Stadtbezirks Marzahn berufen. Heinz Graffunder gehörte zu den hervorragenden Stadtplanern und Architekten der deutschen Nachkriegsgeneration. Er war der Planer des Berliner Nordostens, insbesondere des Stadtbezirkes Marzahn-Hellersdorf.
Heinz Graffunder war aber auch ein international renommierter Architekt. Seine Entwürfe holten Preise bei internationalen Wettbewerben, wie zur Gestaltung des Hauptbahnhofs in Sofia oder zur Weltausstellung in Sevilla. Bedeutende Leistungen hat sein Wirken in der DDR hervorgebracht. So entstand der Tierpark Berlin (1954/64) unter seiner Leitung. Die Tiergärten in Rostock, Erfurt, Halle, Leipzig, Cottbus tragen ebenfalls seine Handschrift. Eine wesentliche Aufgabe war für ihn der Palast der Republik (1973/76) in der Mitte Berlins, den er gemeinsam mit Karl-Ernst Swora entwarf.
Heinz Graffunder starb am 9. Dezember 1994 in Berlin.
Zu seinem 10. Todestages dankte der Bezirk Marzahn-Hellersdorf ihm für seine Leistungen im Berliner Nordosten. Die öffentlichen Parkanlagen im Wohnquartier Südspitze der Großsiedlung Marzahn bekamen den Namen „Heinz-Graffunder-Park“.
Text: Dr. Günter Peters/Heimatverein Marzahn-Hellersdorf