Anfang dieses Jahrhunderts stand Biesdorf durch eine technische Meisterleistung auf dem Gebiet der Luftschiffahrt im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Die Firma “Siemens & Schuckert” begann zu dieser Zeit, nach militärtechnischen Entwicklungsmöglichkeiten auf dem Gebiet der Luftschiffahrt Ausschau zu halten. Es wurden eigene Forschungen in der unstarren Luftschiffbauweise, im Gegensatz zu den starren Zeppelin-Luftschiffen, in Gang gebracht. Georg Wilhelm von Siemens engagierte für dieses Vorhaben hervorragende Ingenieure, Konstrukteure und Baumeister wie Otto Krell und Karl Janisch. Es mußte auch eine geeignete Halle gebaut werden, um bei wechselnden Windrichtungen das Luftschiff beim Aus- und Einbringen vor Beschädigungen zu bewahren. Als Standort wurde die Freifläche von Biesenhorst in Biesdorf-Süd ausersehen. Der Bau dieser Halle, der 1909 beendet wurde, war eine Weltneuheit und technische Meisterleistung. Die gesamte Konstruktion der 135 Meter langen, 25 Meter breiten und hohen sowie 1200 Tonnen schweren Luftschiffhalle ruhte auf einem kreisrunden Gleisbett, das je nach Windrichtung mit Motorkraft in jede beliebige Stellung gebracht werden konnte. Zwei Jahre später, am 23.Januar 1911, fand dann auch die erste Probefahrt mit einem von “Siemens & Schuckert” entwickelten Luftschiff in Biesdorf statt. Mit dem SSL 2 wurden hier 44 Erprobungsfahrten durchgeführt. Das Militär entschloß sich letztendlich aber für die inzwischen verbesserten Zeppelinluftschiffe. Die Biesdorfer Halle wurde bis zum Ende des 1.Weltkrieges weiter genutzt und war Bestandteil des Luftschiff-Trupps Nr. 23, welches andere Luftschiffe während des Krieges betreute. Sie war auch Vorbild für weitere drehbare Hallen z.B. bei Cuxhaven. Aufgrund des Versailler Vertrages mußte sie später abgerissen werden. Mit dem Bau des Verschiebebahnhofes Wulheide verschwand auch das Betonfundament.
Luftschiffe über Biesdorf
Bild: Bezirksmuseum
Postanschrift
12591 Berlin