Vor einem Vierteljahrhundert, die Gründungsurkunde ist auf den 5. Januar 1979 datiert, erfolgte auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung von Berlin die Gründung des Stadtbezirkes Berlin-Marzahn. Zu dieser Zeit lebten in den Dörfern Biesdorf, Marzahn, Hellersdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf sowie in den umliegenden Siedlungsgebieten ca. 50 000 Menschen. Gebaut wurde schon seit 1976 und das Tempo war von Anfang an rasant: Allein zwischen dem 18. Dezember 1978 und Ende Januar 1979 bezogen 15 000 „Neu-Marzahner“ ihre Wohnungen im ersten Wohngebiet.
Bereits im März 1973 hatte das SED – Politbüro beschlossen, 55 000 Wohnungen im komplexen Wohnungsbau bis 1980 zu errichten, 20 000 davon entstanden im jüngsten Bezirk. Außerdem wuchs an der Rhinstraße ein Industriegebiet mit über 50 000 Arbeitsplätzen.
Der erste Stadtbezirksbürgermeister – Gerd Cyske – stand vor großen Herausforderungen, welche Stadt verdreifacht schon innerhalb von 10 Jahren ihre Einwohnerzahl! Besonders junge Familien zogen nach Berlin-Marzahn. Viele von ihnen hatten in der Innenstadt unter beengten Verhältnissen gelebt und freuten sich auf die im Vergleich größeren und komfortableren Wohnungen. Schnell entwickelte sich Marzahn nicht nur zum kinderreichsten Bezirk Berlins, es gab auch Mitte der 80iger Jahre in keinem Kreis der DDR so viele Schulkinder wie hier.
Überall drehten sich die Kräne, während sich die Umzugswagen mühsam Wege durch die Schlammwüste bahnten. In dieser Gummistiefelzeit galt es in kürzester Zeit eine Infrastrutur aufzubauen. Viele Kitas, mehr als ursprünglich geplant, wurden aus dem Boden gestampft , um jedem Kind einen Platz zu sichern. Schulen wurden gebaut und Lehrer und Erzieher rechtzeitig in den begehrten Neubauwohnungen angesiedelt. Länger allerdings, mußten die Marzahner auf Kaufhallen, Polikliniken und das Rathaus warten. Provisorien waren an der Tagesordnung, aber der Bezirk wurde immer grüner und wohnlicher. Tausende Marzahner bepflanzten die gerade fertig gestellten Vorgärten. Beim neuen Stadtbezirksfest, dem „Marzahner Frühling“, waren die Balkonpflanzen der absolute Renner. Sogar eine neue S-Bahnstrecke nahm rechtzeitig ihren Betrieb auf. Für Stadtbezirksbürgermeister Gerd Cyske war der Bezirk nie eine Schlafstadt mit „Arbeitersilos“. „Wir haben uns unser Kino, die Läden und
Gaststätten, Sportplätze und eine Schwimmhalle regelrecht erkämpft“, erinnert er sich.
Die große Neubausiedlung Hellersdorf entstand in den 80iger Jahren. Bauarbeiter aus allen 15 Bezirken der DDR brachten neben dem Baumaterial ihre speziellen technologischen und architektonischen Besonderheiten mit. Am 01. Juni 1986 wurde der Bezirk Hellersdorf gegründet, der von Marzahn das Siedlungsgebiet Kaulsdorf und Mahlsdorf übernahm.
Der seit dem 1.Januar 2001 fusionierte Bezirk Marzahn-Hellersdorf umfasst nicht nur das Großsiedlungsgebiet mit seinen ca. 100 000 Plattenwohnungen, in denen zwei Drittel der Bevölkerung leben, sondern auch die Kleinsiedlungen Biesdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf, die sich auf zwei Drittel des Bezirkes erstrecken.
Marzahn-Hellersdorf entwickelt als jüngster Berliner Bezirk mit seinen 253 000 Einwohnern eine besondere Dynamik. Vor zwei Jahrzehnten zogen nach Marzahn und vor 10-15 Jahren nach Hellersdorf vorwiegend junge Familien mit kleinen Kindern in die Neubauwohnungen. Die Bevölkerung expandierte in kurzer Zeit. Inzwischen geht die Einwohnerzahl in der Großsiedlung zurück, nimmt aber im Kleinsiedlungsgebiet rasch zu. In den letzten 10 Jahren wurden dort mindesten 15.000 Eigenheime und Stadtvillen gebaut. Das Durchschnittsalter beträgt 38,4 Jahre. Fast jeder Dritte ist ein Kind bzw. ein Jugendlicher. Die durchschnittliche Personenzahl pro Haushalt ist mit 2,1 die höchste in Berlin. Mit 34.400 Haushalten mit Kindern nimmt der Bezirk den zweithöchsten Rang innerhalb der Bezirke ein. Das mittlere Pro-Kopf-Einkommen blieb mit 850 Euro auf dem Niveau der Vorjahre. Damit platzierte sich der Bezirk weiter im unteren Drittel der Rangfolge der Berliner Bezirke.
Die Bürger von Marzahn-Hellersdorf verfügen im Durchschnitt über eine Wohnfläche von 32,4 Quadratmetern – die geringste Berlins – und ihre Bruttokaltmiete ist die zweitniedrigste. Die durchschnittliche Mietbelastung, bezogen auf das Haushaltsnettoeinkommen, mit 19 % am geringsten.
Die spezifische Bevölkerungsentwicklung bringt es mit sich, dass die Kitas und Grundschulen in der Großsiedlung zunehmend leer stehen, und die Oberschulen diesem Trend in den nächsten Jahren folgen werden.
Die Infrastruktur hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. Entstanden sind u.a. die „Helle Mitte“ mit ihren kleinen und großen Geschäften, Großkino und weiteren Einrichtungen, das Spree-Center sowie kleine und große Geschäfte im Roten Viertel, das „Corso“ in der Nähe des Roten Viertels, die „Plaza Marzahn“. Im Entwicklungsgebiet Biesdorf Süd wurde das Einkaufszentrum am U-Bahnhof Elsterwerdaer Platz mit 25.000 Quadratmetern eröffnet. „EASTGATE Berlin“ das größte Einkaufszentrum im Osten Berlins, öffnet voraussichtlich 2005 seine Pforten. Der Kernbereich am S-Bahnhof Marzahn entwickelt sich zum Handelsschwerpunkt.
In Biesdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf bestimmen vorrangig Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe das wirtschaftliche Bild, während in der Großsiedlung Einzelhandel und wohngebietsnahe Dienstleistungen überwiegen. Im ehemaligen Bezirk Marzahn stehen 555 ha Industrie- und Gewerbefläche zur Verfügung, das sind 17,6 Prozent der Fläche. Beim „Regionalen Netzwerk Siedlungsverbund Biesdorf-Kauldorf-Mahlsdorf“ – einem Projekt des „Bezirklichen Bündnisses für Wirtschaft und Arbeit in Marzahn-Hellersdorf“ – bieten bereits 186 Firmen auf der Webseite des Verbundes ihre Dienstleistungen an.
Das Projekt „Gut Hellersdorf – wirtschaftliche Entwicklung des Standtortes“ wird gegenwärtig in Angriff genommen.
In den 25 Jahren seines Bestehens hat der Bezirk sich zu einem der grünsten Berlins entwickelt . Der Erholungspark Marzahn zieht mit dem Chinesischen Garten, dem Japanischen Garten, dem Balinesischen Garten und künftig auch mit dem Islamischen Garten jährlich Tausende von Besuchern an. Das Wuhletal, als einer der größten Grüngürtel Berlins, wird von einem Wanderweg durchquert. Er führt von der Großsiedlung im Norden ins alte Kaulsdorf in die Siedlungsgebiete von Kaulsdorf/Süd und Biesdorf/Süd. Das Landschaftsschutzgebiet „Kaulsdorfer Seen“ soll um den „Berliner Balkon“ auf dem Barnimhang erweitert werden.
Der Bezirk ist Mitglied des „Gesunden Städtenetzwerkes“, erhielt 1996 die Anerkennung als „Zukunftsbeständige Stadt“ und präsentierte auf der EXPO 2000 das „Hellersdorf-Projekt“ – die Strategie zur nachhaltigen Weiterentwicklung eines Stadtteiles in industrieller Bauweise. Für sein Nutzungskonzept zum „Stadtumbau Ost “im Bundeswettbewerb erhielt er im vergangenen Jahr einen ersten Preis.
Saniert und modernisiert wurde und wird – 80 Prozent der Platte sind bereits saniert und modernisiert – z.Z. bei „Stadt und Land“(ehemals WoGeHe ) im Roten Viertel, bei der WVB an der Kastanienallee und bei neu gegründeten Genossenschaften. Zur Zeit wird das Stadtumbauprojekt Marzahn-Nord „Ahrensfelder Terassen“ an der Havemannstraße, als Pilotprojekt für ganz Berlin, umgesetzt. Als weitere Projekte sind zu nennen die Rückbaumaßnahmen am Wohnhochhaus Marchwitzastraße, die Umbauprojekte an der Oberweißbacher Straße, an den Ringkolonnaden, am Karl-Holz-Platz, an der Tangermünder Straße und an der Kastanienallee.
Über die Grenzen des Bezirkes bekannt ist die Bockwindmühle Marzahn. Hier mahlt ein richtiger Müller, Jürgen Wolf, Mehl für den benachbarten Bäcker und für die Besucher. Die Mühle ist inzwischen nicht nur zu einem Besuchermagneten vor allem für Kinder geworden, wer möchte, kann dort auch heiraten. Die Mühle beging in diesem Jahr am 12. Mai ihr 10-jähriges Betriebsjubiläum.
Immer mehr Besucher kann auch das Mahldorfer Gründerzeitmuseum begrüßen. Die im vergangenen Jahr verstorbene Charlotte von Mahlsdorf eröffnete 1960 in dem von ihr geretteten Gutshaus eine private Sammlung von gründerzeitlichen Möbeln und mechanischen Musikinstrumenten aus der Zeit der Jahrhundertwende. Das Museum wird vom Förderverein Gutshaus Mahlsdorf e.V. betreut. Im Haus und Garten wird ein vielseitiges anspruchsvolles Kulturprogramm angeboten. Wer möchte, kann sich im Gutshaus trauen lassen.
25 Jahre Marzahn
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