Ausstellung im Schloss Biesdorf: Jürgen Wittdorf
Pressemitteilung vom 22.08.2022
Ab Montag, dem 5.September 2022 bis Sonntag, dem 10. Februar 2023 , im Jahr seines 90. Geburtstages, sind die Werke Jürgen Wittdorfs (1932-2018) erstmalig in einer umfassenden Retrospektive im Schloss Biesdorf, Alt Biesdorf 55, 12683 Berlin, zu sehen.
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Vernissage am Sonntag, dem 4. September 2022 um 18:00 Uhr
Begrüßung: Dr. Klaus Lederer, Senator für Kultur und Europa in Berlin, Dr. Torsten Kühne, Bezirksstadtrat für Schule, Sport, Weiterbildung und Kultur und Facility Management. Zur Ausstellung sprechen Stephan Koal und Karin Scheel, Musik: Pet Shop Bears
Als Künstler in der DDR war Wittdorf vielen als Illustrator verschiedenster Bücher bekannt. Seine Werke, darunter unzählige meisterhafte Holzschnitte, sind durch den Realismus- Begriff der damaligen Zeit geprägt, seine Darstellungen junger Menschen fanden allerdings vorerst bei der Staatsobrigkeit wenig Gefallen, zu sehr verwestlicht erschien ihnen dieser Blick auf die Jugend. Diese wiederum fand sich in Wittdorfs Bildern wieder. Später wurden sie in hoher Auflage gedruckt und verbreitet. Auch das eigene Sein als schwuler Mann spiegelt sich in diesen Werken. Obwohl Homosexualität ab 1968 laut Gesetz nicht mehr strafbar war, war sie doch gesellschaftlich nicht akzeptiert, Wittdorf selbst konnte sich seine Sexualität lange nicht eingestehen. Aus heutiger Sicht sind seine Werke im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlich fixierten Normen der DDR und der sehr persönlichen Sicht auf diese Gesellschaft mehr als ein Zeitdokument. Die Kunstwerke Jürgen Wittdorf stehen auch für ein Künstlerleben, das mit dem Fall der Mauer kaum noch wahrgenommen wurde.
Ein großer Teil seines umfangreichen Werkes ist jetzt im Schloss Biesdorf zu sehen, ergänzt durch zeitgenössische Positionen von Veneta Androva, Norbert Bisky, Harry Hachmeister und Bettina Semmer. In den Arbeiten dieser Künstlerinnen und Künstler werden Themen wie Gender und künstliche Intelligenz (Veneta Androva), Schönheit, Sexualität, Gewalt und Zerstörung (Norbert Bisky), (Geschlechts-) Identitäten, Körper sowie deren Zuschreibungen (Harry Hachmeister), Körper als Element des politischen Handelns (Bettina Semmer) verhandelt. Der visuelle Dialog mit diesen Positionen setzt das Werk Wittdorf in einen neuen Kontext, schafft Verbindungen seiner oft nur angedeuteten Themen in die aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen zu den vielen Facetten menschlicher Individualität. Kuratiert von Stephan Koal und Karin Scheel.
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