Das erste Halbjahr 1990 war die Zeit der Entscheidungen. Die Supermächte gingen zur Kooperation über. Die baltischen Länder, Polen, Ungarn und die Tschechoslowakei suchten Anschluss an den Westen. Das Ende der Teilung Europas wurde absehbar. Damit stand auch die Herstellung der deutschen Einheit wieder auf der Tagesordnung.
Der Zentrale Runde Tisch in der DDR kontrollierte die Modrow-Regierung und bereitete freie Wahlen vor. Der 18. März 1990 wurde zur Abstimmung für die deutsche Einheit. Die “Allianz für Deutschland” erzielte 48 Prozent und die SPD 21,8 Prozent der Stimmen. Das “Bündnis 90” mit vielen Gegnern der Einheit brachte es auf 0,9 Prozent. Die SED/PDS erhielt 16,4 Prozent.
Die erste frei gewählte Volkskammer leistete vorzügliche Arbeit. Eine Große Koalition setzte den Wählerwillen um und bereitete die deutsche Einheit vor. Die Bundesregierung half nach Kräften. Auf der internationalen Ebene unterstützten zunächst nur die USA, dann aber auch die Sowjetunion und schließlich Frankreich den Einigungsprozess.
Die Vernichtung von Stasi-Unterlagen ging nach dem “Sturm auf die Stasi” im Januar 1990 munter weiter. Weder der Runde Tisch noch die Volkskammer konnten alte Stasi-Seilschaften stoppen. Auch die Bundesregierung fürchtete die Öffnung der Archive. Die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion am 1. Juli 1990 machte aber den Einheitsprozess unumkehrbar.