Dr. Ralf Engeln:
Uranabbau durch die AG Wismut in den frühen Jahren der DDR
Die Wismut GmbH zählt heute zu den sächsischen Musterbetrieben. Die Erfolge bei der Umweltsanierung im Territorium des ehemaligen Uranbergbaus machen ihre Mitarbeiter zu international gefragten Experten.
In der DDR war die Sowjetisch-Deutsche AG Wismut der bedeutendste Rüstungsbetrieb. Bereits in der Sowjetischen Besatzungszone entstanden, entwickelte sich der Uranbergbau quasi auf der grünen Wiese binnen weniger Jahre zum größten deutschen Industrialisierungsprojekt seit dem Aufschwung des Ruhrbergbaus im vorletzten Jahrhundert. Die Arbeitsämter verpflichteten in den ersten Nachkriegsjahren zehntausende Bürger zum Einsatz bei der Wismut. Zeitgenössischen westlichen Presseberichten zufolge hatten sie dort “schlimmste Sklavenarbeit nach sowjetischem Muster” zu verrichten. War die Gegend um Aue und Johanngeorgenstadt ein radioaktiv verstrahltes “Archipel Gulag” mitten Zentraleuropa? Oder waren die Wismut-Kumpel die Heldengestalten, die Verteidiger des Friedens und des Sozialismus, als die die DDR-Regierung sie feierte?
Diesen und weiteren Fragen geht der Autor in seiner Dissertation nach, 2001 als Buch veröffentlicht (s. biographische Angaben), die vor allem auf umfangreichen Recherchen in den Archiven der Arbeitsverwaltung, der FDGB-Gewerkschaften und der regionalen SED-Parteigliederungen, aber auch auf Befragung Beteiligter beruht. Danach ergab sich ein Bild, das sei vorweggenommen, ohne zu viel zu verraten, welches von der westlichen Kalte-Kriegs-Propaganda ebenso deutlich abwich wie von offiziellen DDR-Verlautbarungen.
Zum Autor: Dr. Ralf Engeln, M.A.; Jahrgang 1964; 2 Kinder; Studium der Volkswirtschaftslehre, Geschichte und Sozialwissenschaften an den Universitäten Bonn und Bochum, M.A. 1991; Dr. phil. an der Ruhr-Universität Bochum 1998; Studium und Veröffentlichungen mit Schwerpunkt Sozial-, Wirtschafts- und Technikgeschichte; Dissertation erschienen unter dem Titel “Uransklaven oder Sonnensucher? Die Sowjetische AG Wismut in der SBZ/DDR 1946-1953”, Essen 2001, ISBN 3-88474-988-9; z.Z. mit dem Aufbau eines technischen Kundendienstes für einen US-amerikanischen Medizintechnikanbieter beschäftigt.