Giselher Spitzer:
MfS und Doping – Die “Staatssicherheit” im Konflikt zwischen Systemkontrolle und Eigeninteressen
In dem Vortrag geht es um das komplexe Zusammenwirken zwischen dem DDR-Sport und dem Herrschaftsinstrument Ministerium für Staatssicherheit, das den DDR-“Leistungssport” u.a. mit der Hilfe von (geschätzt) 3.000 Inoffiziellen Mitarbeitern intensiv überwachte.
Offizielle wie inoffizielle “Kontakte” werden dargestellt und die Auswirkungen für die Opfer sowie die Gratifikationen für die Täter aufgezeigt.
Den Schwerpunkt bildet dabei die “Absicherung” des gegen DDR-Gesetze verstoßenden Dopings. Hierbei werden weiterhin die Eigeninteressen des Ministeriums für Staatssicherheit deutlich, weil man die ‘eigene’ Sportvereinigung “Dynamo” anderen gegenüber bevorzugte, eigene Dopingmethoden entwickelte und Wissen und Personen für das eigene sportpolitische Lager zu gewinnen suchte.
Zusammen mit der Charakterisierung dieses singulären Modells des konspirativen Zwangsdopings werden die unterschiedlichen Eingriffe der “Staatssicherheit” deutlich.
Durch Doping wurde die Gesundheit Tausender DDR-Bürger geschädigt. Hier liegt ein Bereich vor, dessen Menschenrechtsverletzungen noch in keiner Weise ausreichend diskutiert worden sind.
Der Verfasser arbeitet am Arbeitsbereich Zeitgeschichte des Sports des Instituts für Sportwissenschaft der Universität Potsdam.
Literatur:- Spitzer, G.: Doping in der DDR. Ein historischer Überblick zu einer konspirativen Praxis. Genese – Verantwortung – Gefahren. Wissenschaftliche Berichte und Materialien des Bundesinstituts für Sportwissenschaft. 1998 Bd. 3. (ISBN 3-89001-315-5) Köln: Sport und Buch Strauss 1998, 434 S., 2. Aufl. 2000.
- Spitzer, G.; Teichler, H.J.; Reinartz, K. (Hrsg.): Schlüsseldokumente zum DDR-Sport. Ein sporthistorischer Überblick in Originalquellen. Meyer & Meyer, Aachen 1998, 338 S.
- Spitzer, G.: Im Schattenreich. Inoffizielle Mitarbeiter (der Staatssicherheit) im Sport: Fallstudie Leipzig. In: Hartmann, G. (Hrsg.): “Goldkinder”. Die DDR im Spiegel ihres Spitzensports. Leipzig 1997, S. 188-204 u. 340-342.