Sonderveranstaltung 2016

Die Spaltung Berlins

Wissenschaftliche Tagung

am 6. und 7. Oktober 2016

Berliner Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst und Stiftung Berliner Mauer
in der Vertretung des Freistaats Thüringen beim Bund in Berlin-Mitte

Der “Sturm auf das Stadthaus” am 6. September 1948 ist fast vergessen. Eine von der SED mobilisierte Menge sprengte die Berliner Stadtverordnetenversammlung, die im “Bärensaal” des Neuen Stadthauses tagte. Demokratische Politiker wurden verprügelt und mussten fliehen. Die SPD-Abgeordnete Jeanette Wolff, die 1942 nach Riga deportiert worden war und den Holocaust überlebte, wurde als “Arbeiterverräterin” beschimpft.
Die Stadtverordnetenversammlung setzte ihre Tagungen in West-Berlin fort. Am 30. November 1948 bildete sich darauf ein SED-dominierter Magistrat in Ost-Berlin. Gesetzgebung und Verwaltung der Stadt waren fortan gespalten. In den folgenden Monaten dividierte sich die Stadt in zwei Hälften. Der besondere Status Berlins mit seinen vier Sektoren hatte seit 1945 zu wachsenden Spannungen zwischen Ost und West geführt.
Die Zwangsvereinigung von SPD und KPD in den Ostsektoren im April 1946 wurde zum Fanal. Bei den Berliner Wahlen am 20. Oktober 1946 antwortete die Bevölkerung mit 48,7 Prozent der Stimmen für die SPD, 22,2 Prozent für die CDU und nur 19,8 Prozent für die SED. Immer drängender wurde die Währungsreform. Als keine Einigung erfolgte, provozierten die Westalliierten mit der Einführung der westdeutschen DM in ihren Sektoren.
Darauf verhängte die Sowjetunion eine Blockade über West-Berlin. Der Personen- und Güterverkehr wurde unterbrochen. Die Westalliierten antworteten mit der Luftbrücke. Aus Besatzern wurden in den Westsektoren Schutzmächte. Die Blockade scheiterte. Aber die Spaltung der Stadt schritt fort. Ihren Höhepunkt erreichte sie 1961 mit dem Bau der Berliner Mauer.
West- und Ost-Berlin verlebten Jahrzehnte im Wartestand. Für die Alliierten wurde die Stadt zum Dauerproblem. Gleichzeitig lag in Berlin der Schlüssel zur Herstellung der deutschen Einheit. Als Gorbatschow das Sowjet-Imperium aufgab und die SED-Führung handlungsunfähig geworden war, fiel die Mauer. Berlin lebte auf. Die Spaltung war überwunden.

Die wissenschaftliche Tagung am 6. und 7. Oktober behandelt die Spaltung Berlins von 1945 bis 1950. Die weitere Entwicklung über den Mauerbau bis zur Überwindung der Spaltung wird perspektivisch einbezogen.
Die wissenschaftliche Tagung wendet sich an die Mitarbeiter der Berliner Verwaltung, die Lehrerschaft und in der politischen Bildung Tätige. Darüber hinaus ist das interessierte Publikum insbesondere der drei Veranstalter angesprochen. Die Ergebnisse der Tagung werden in schriftlicher Form dokumentiert. Darüber hinaus ist eine Beteiligung der elektronischen Medien vorgesehen.

Die Teilnahme an der Tagung ist kostenfrei, setzt aber eine schriftliche Zulassung voraus. Diese wird vom Landesbeauftragten nach Eingang der Anmeldungen erteilt. Anmeldesschluss ist der 30. September 2016.

Anmeldungen

sind zu richten an:

Berliner Landesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR
Scharrenstraße 17, 10178 Berlin

Telefon: 030 / 24 07 92 – 0; Fax: 030 / 24 07 92 – 99
www.berlin.de/stasi-landesbeauftragter

Donnerstag, 6. Oktober 2016

9.00 Uhr
Begrüßung durch den Berliner Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen und den Bevollmächtigten Thüringens beim Bund

1. Teil: Die Ausgangslage: Berlin nach dem Krieg

9.15 Uhr
Kriegsende und die alliierte Herrschaft in Deutschland
Vortrag von Prof. Dr. Bernd Stöver (Historiker, Universität Potsdam)

9.45 Uhr
Die alliierten Vereinbarungen über Deutschland und Berlin
Vortrag von Prof. Dr. Dr. h. c. Christian Tomuschat (Völkerrechtler, Humboldt Universität zu Berlin)

10.15 Uhr
Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) und die beginnenden Konflikte in der Berliner Verwaltung
Vortrag von Prof. Dr. Dierck Hoffmann (Historiker, Institut für Zeitgeschichte Berlin)

10.45 Uhr
Kaffeepause

11.15 Uhr
Diskussion
Moderation: Hans-Hermann Lochen (Jurist, Ministerialrat im Bundesjustizministerium a. D., Berlin)

12.45 Uhr
Imbiss

2. Teil: Das Fanal: Die Zwangsvereinigung von SPD und KPD

14.00 Uhr
Die Zwangsvereinigung von SPD und KPD
Vortrag von Priv. Doz. Dr. habil. Siegfried Heimann (Historiker, Berlin)

14.30 Uhr
Die Berliner Wahlen 1946
Vortrag von N. N.

15.00 Uhr
Stunde Null oder Durchwurschteln? – Zwischen Trümmern und Hoffnung: Das Leben in der zerstörten Metropole
Vortrag von Dr. habil. Burghard Ciesla (Historiker, Berlin)

15.30 Uhr
Kaffeepause

16.00 Uhr
Diskussion
Moderation: Dr. Falco Werkentin (Soziologe, Berlin)

17.30 Uhr
Ende des ersten Tages der Tagung

Freitag, 7. Oktober 2016

3. Teil: Die Herausforderung: Währungsreform, Blockade und Sturm aufs Parlament

8.00 Uhr
Die Berliner Wirtschaft zwischen Demontage und Währungsreform
Vortrag von Dr. Rainer Karlsch (Wirtschaftshistoriker, Berlin)

8.30 Uhr
Die Blockade Berlins und die Luftbrücke der Westalliierten
Vortrag von Dr. habil. Burghard Ciesla (Historiker, Berlin)

9.00 Uhr
Der Sturm auf das Stadthaus und seine Folgen
Vortrag von Priv. Doz. Dr. habil. Siegfried Heimann (Historiker, Berlin)

9.30 Uhr
Alltag auf der Insel – das Leben der West-Berliner unter der Blockade
Vortrag von Prof. Dr. Michael Lemke (Historiker, Berlin)

10.00 Uhr
Kaffeepause

10.30 Uhr
Diskussion
Moderation: Dr. Jörg Morré (Historiker, Direktor des Deutsch-Russischen Museums, Berlin)

12.00 Uhr
Imbiss

4. Teil: Die Konsequenzen: Spaltung der Stadt und ihrer Verwaltung

13.00 Uhr
Die Spaltung der Stadtverwaltung und der Justiz
Vortrag von Hans-Hermann Lochen (Jurist, Ministerialrat im Bundesjustizministerium a. D., Berlin)

13.30 Uhr
Die französische Schutzmacht in der geteilten Stadt
Vortrag von Dr. Dorothea Führe (Historikerin, Berlin)

14.00 Uhr
Die Mauer – der Abschluss der Spaltung
Vortrag von Prof. Dr. Rolf Steininger (Historiker, Universität Innsbruck)

14.30 Uhr
Kaffeepause

15.00 Uhr
Die Rechtslage in der gespaltenen Stadt
Vortrag von Dr. Klaus Bästlein (Historiker und Jurist, Referent beim Berliner Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Berlin)

15.30 Uhr
Das gespaltene Berlin als Dauerproblem der Alliierten
Vortrag von Dr. Armin Mitter (Historiker, Halle/Berlin)

16.00 Uhr
Diskussion
Moderation: Prof. Dr. Axel Klausmeier (Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Berlin)

17.30 Uhr
Ende der Diskussion

5. Teil: Ausblick: Berlin und die deutsche Einheit

19.00 Uhr
Berlin als Schlüssel zur Deutschen Einheit
Öffentlicher Vortrag von Prof. Dr. Winfried Loth (Historiker, Essen)

19.45 Uhr
Diskussion
Moderation: Prof. Dr. Bernd Stöver (Historiker, Universität Potsdam)

21.00 Uhr
Schlusswort
Prof. Dr. Axel Klausmeier (Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Berlin)

21.15
Ende der Tagung