Berlin, 10. Februar 2023 – Der Berliner Beauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (BAB) Tom Sello appelliert an den Bundestag, die Weiterentwicklung der ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg zu einem Campus für Demokratie jetzt energisch voranzutreiben. Insbesondere müsse das geplante Forum Opposition und Widerstand 1945 – 1990 (FOW) als zentraler Baustein des Campus umgesetzt werden. „Berlin erfährt als ‚Stadt der Freiheit‘ weltweit große Aufmerksamkeit und Wertschätzung“, sagte Sello. „Mit dem Forum Opposition und Widerstand würde ein zentraler Ort dieser Freiheitsgeschichte geschaffen, an dem das Aufbegehren gegen die kommunistische Diktatur als ein bedeutsames Kapitel der deutschen Freiheits- und Demokratiegeschichte vermittelt wird und so Eingang in unsere Erinnerungskultur findet. Damit hätte auch das Gedenken an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 eine gute Verankerung.“
Der Bundestag würde mit einem Bekenntnis zur Weiterentwicklung des Campus für Demokratie die herausragende nationale und internationale Bedeutung dieses historischen Areals herausheben, so Sello weiter. „Das wäre gerade jetzt, wo wir in diesem Jahr den 70. Jahrestag des Volksaufstandes begehen, ein starkes Signal. Es wäre ein klares Bekenntnis zu unserer gemeinsamen Verantwortung für die deutsche Freiheitsgeschichte, wenn der Antrag bis zu diesem Gedenktag eingebracht werden würde.“
Der Bundestag hatte bereits 2019 beschlossen, dass in Zusammenarbeit mit der Robert-Havemann Gesellschaft e. V. eine Dauerausstellung sowie ein virtuelles Zeitzeugenarchiv zur deutschen Oppositions- und Widerstandsgeschichte von 1945 bis 1989 erstellt werden soll (Drucksache 19/10613). Die Robert-Havemann-Gesellschaft e. V. hat dazu eine entsprechende Machbarkeitsstudie erstellt. Das Berliner Abgeordnetenhaus hat sich in seiner Sitzung vom 9. Februar 2023 fraktionsübergreifend zur Weiterentwicklung des Campus bekannt. In dem Beschluss wird der Senat aufgefordert, sich gegenüber der Bundesregierung für eine schnelle Umsetzung des Forums Opposition und Widerstand als relevantem Baustein des Campus für Demokratie einzusetzen.
Für Tom Sello ist die Entwicklung des Campus ein Generationenprojekt, dessen Umsetzung mindestens 15 bis 20 Jahre in Anspruch nehmen wird. Der Aufarbeitungsbeauftragte schlägt deshalb vor, ein Element des Forums Opposition und Widerstand vorübergehend im Humboldtforum unterzubringen. „Was dort zum Thema SED-Diktatur und Friedliche Revolution präsentiert wird, ist enttäuschend“, kritisiert Sello. „Die Ausstellung grenzt in ihrer Harmlosigkeit an Geschichtsklitterung. Es ist ein Skandal, dass die DDR-Geschichte dort so weichgespült dargestellt wird. Deshalb plädiere ich dafür, das Humboldtforum für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit deutscher Diktatur und Freiheitsgeschichte zu öffnen.“