Der Berliner Aufarbeitungsbeauftragte Tom Sello fordert von der Politik mehr Engagement bei der Weiterentwicklung des Campus für Demokratie in Berlin-Lichtenberg. Das Areal, auf dem bis 1990 das DDR-Ministerium für Staatssicherheit residierte, ist in erheblichen Teilen von Leerstand und Verfall geprägt. „Das Gelände ist ein wichtiger Ort der Friedlichen Revolution und deutscher Demokratiegeschichte“, betont Sello. Im Januar 1990 hatten Bürgerrechtler die Stasi-Zentrale gestürmt und der SED ihre wichtigste Machtstütze endgültig entrissen.
Der Berliner Beauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (BAB) wünscht sich eine bauliche Entwicklung des Areals, die einerseits den historischen Ort bewahrt, andererseits Raum für Neues schafft. „Der jetzige Zustand bietet die Chance, den Campus nicht nur als Erinnerungsort, sondern zu einem lebendigen Zentrum in Lichtenberg weiter zu entwickeln“, ist Tom Sello überzeugt. „Auf dem Gelände könnten sich zum Beispiel Initiativen, Vereine und Institutionen ansiedeln, die sich mit Fragen von Demokratie und Diktatur auseinandersetzen.“ Zurzeit ist vom Bund der Ausbau des Archiv-Standortes geplant, in dem künftig neben den Stasi-Unterlagen weitere Dokumente aus der DDR lagern sollen, zum Beispiel Akten der SED und des Staatsapparats.
Der CDU-Landesvorsitzende Kai Wegner sicherte Sello Unterstützung zu: „Der Campus für Demokratie am authentischen Ort bietet viel Potenzial und ist eine Riesenchance für Berlin“, sagte Wegner bei einem Treffen mit Sello auf dem einstigen Stasi-Gelände. Das Land Berlin müsse bei der Entwicklung des Campus vorangehen. Berlins CDU-Generalsekretär Stefan Evers verwies darauf, wie wichtig lebendige Erinnerungsorte für das Geschichtsverständnis seien. Die CDU werde sich dafür einsetzen, die Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur im Bildungswesen zu verankern.
Das Treffen des Berliner Aufarbeitungsbeauftragten mit den CDU-Landespolitikern bildete den Auftakt für eine Reihe weiterer Begegnungen mit Persönlichkeiten aus der Bundes-, Landes- und Bezirkspolitik. Sello möchte damit eine Diskussion darüber anregen, wie die Erinnerung an die Teilung Berlins, die Aufklärung über die SED-Diktatur und die Freude über deren Überwindung in der Erinnerungspolitik der nächsten Jahre verankert werden kann.