Stereotype, die auf der einen Seite rassistische Äußerungen hervorrufen, sorgen auf der anderen Seite auch für eine Faszination für Sinti und Roma. Die im Gegensatz zum streng regulierten Staat stehende propagierte Freiheit der Sinti und Roma, die häufigen Ortswechsel, die so fremd erscheinende Kultur faszinierte einige Menschen in der DDR. Diese Exotisierung basierte jedoch häufig auf den gleichen Vorurteilen, auf denen auch rassistische Äußerungen basierten. Das Bild von Sinti und Roma war häufig durch filmische und literarische Darstellungen geprägt: Das Buch „Ede und Unku“ gehörte in der DDR zur Schullektüre und beruhte auf einer wahren Begebenheit. Die wenigsten DDR-Bürgerinnen und -Bürger hatten jedoch in ihrem Alltag Berührungspunkte zu Sinti und Roma.
Sinti und Roma in der DDR schufen sich ihre Freiräume und lebten häufig im gewohnten familiären Verband. Dabei führten einige Familien die Tradition fort, im Winter ein Winterquartier zu errichten und im Sommer Wohnwagen zu bewohnen. Andere lebten ganzjährig in Wohnungen, integriert in die Gemeinschaft im Mietshaus. Ein gutes Bild vom Alltag schuf der Fotograf Markus Hawlik-Abramowitz, der im Jahr 1983 im Rahmen einer Fotoserie ein Porträt der in der DDR lebenden Sinti-Minderheit angefertigt hat.
Sinti und Roma konnten ihre Kultur und Tradition nur in seltenen Fällen öffentlich teilen. Eine Ausnahme stellt dabei die Musik dar. In der DDR als Berufsmusikerin oder -musiker zu arbeiten war nur schwer möglich und wurde den meisten Angehörigen der Sinti und Roma untersagt. Der in den 1980er-Jahren gegründeten Band Sinti-Swing-Berlin gelang das allerdings und sie bekam sogar die Möglichkeit, eine Platte aufzunehmen.