Entschädigt? - Folge #3: Leid und Unrecht in der DDR-Jugendpsychiatrie

Fassade des ehemaligen Fachkrankenhauses für Neurologie und Psychiatrie Berlin-Lichtenberg, heute: Evangelisches Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge (schwarz-weiß)

Fassade des ehemaligen Fachkrankenhauses für Neurologie und Psychiatrie Berlin-Lichtenberg, heute: Evangelisches Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge

Amalia erlebte in den 1980er Jahren die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Ost-Berlin. In unserem Podcast erinnert sie sich an eine Atmosphäre von Verunsicherung und Demütigung, an Gewalt, die ihr widerfuhr und politisches Unrecht, das sie beobachtete. Sie erzählt, wie die Erziehungsforderungen der Diktatur dazu beitrugen, dass sie in der Psychiatrie landete. Amalia erhielt wegen des erlebten Unrechts eine Zahlung der Stiftung „Anerkennung und Hilfe“. Eindrücklich spricht sie über die emotionale Herausforderung der Antragstellung und darüber, was es heißt, Unrecht anzuerkennen und dabei „nicht Opfer bleiben zu wollen“.

Entschädigt? - Folge #3: Amalia über die zwei Seiten von Anerkennung

Podcast-Cover Entschädigt? Folge 3
Cover Entschädigt? Folge 3

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Formate: video/youtube

Momentaufnahmen vom Außengelände der Klinik und aus dem Interview mit Amalia

Amalia verbrachte als 16-Jährige ein halbes Jahr im „Fachkrankenhaus für Neurologie und Psychiatrie Berlin-Lichtenberg“. Eindrücke aus dem Gespräch mit ihr und vom Außengelände des Krankenhauses haben wir hier assoziativ verknüpft:

  • Backsteinwand, Außengelände des ehemaligen Fachkrankenhauses für Neurologie und Psychiatrie Herzberge

    „Weil ich vor mir selbst auch ganz lange nicht zugeben konnte, dass es Unrecht war, was da geschehen ist… das lag zum Teil daran, dass ich dachte, das ist normal sowas, und einen Teil der Ereignisse, da dachte ich auch, dass ich selbst schuld bin, dass das passiert ist …“

  • Backsteinmauer, Außengelände des ehemaligen Fachkrankenhauses für Neurologie und Psychiatrie Herzberge

    „Also dass jemand anders kommt und sagt, hey, das war wirklich schlimm, und ich glaub dir das ... und es ist berechtigt, dass du da Schmerz hast, das hat mir auch die Möglichkeit eröffnet, anders damit umzugehen... auch mit den Folgen… mit den Einschränkungen, die ich habe.“

  • Backsteinfassade, Außengelände des ehemaligen Fachkrankenhauses für Neurologie und Psychiatrie Herzberge

    „Das System, das das ermöglicht hat. Der Mantel des Schweigens … das hat ja nur funktioniert, weil alle die Klappe gehalten haben. … aber andererseits… jeder hat da eine Anpassungsleistung gemacht… ich möchte da nicht der Richter sein.“

  • Backsteinmauer, Außengelände des ehemaligen Fachkrankenhauses für Neurologie und Psychiatrie Herzberge

    „Es war August, es war sehr heiß… ein Gewitter lag in der Luft… und dann waren wir auf der Wiese vor dem Gebäude und haben im Regen getanzt… “

  • Backsteinfassade, Außengelände des ehemaligen Fachkrankenhauses für Neurologie und Psychiatrie Herzberge

    „Also die Ohnmacht kommt dann wieder in die Welt, in dem Moment, wo das anerkannt ist…“

Weiterführende Links

Überblick zu neuerer Forschung, der die politische Instrumentalisierung der Psychiatrie in der DDR zurückhaltend einschätzt: https://www.springermedizin.de/psychiatrie-und-psychosomatik/psychotherapie/politischer-missbrauch-in-der-psychiatrie-der-ddr/19239756

Ein Artikel mit besonderem Fokus auf die politische Instrumentalisierung von Medizin in der DDR allgemein: https://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/205841/medizin-im-dienste-der-staatssicherheit/

In seinem Buch über die Geschichte der Psychiatrie in Herzberge kommt ein ehemaliger Arzt des Fachkrankenhauses für Neurologie und Psychiatrie zum Urteil, dieses sei „fest im Griff der Staatssicherheit“ gewesen: https://www.aerzteblatt.de/archiv/171155/Schicksal-einer-Anstalt-Historischer-Dreisprung

Informationen zur Arbeit der Stiftung Anerkennung und Hilfe. Unter anderem mit dem Abschlussbericht, Ergebnissen des zugehörigen Forschungsprojekts und weiteren Betroffenen-stimmen: https://www.bmas.de/DE/Soziales/Soziale-Entschaedigung/Stiftung-Anerkennung-und-Hilfe/stiftung-anerkennung-und-hilfe.html

Die „Straße der Besten“ war eine Aufreihung von Porträtfotos der besten Schülerinnen und Schüler oder Arbeiterinnen und Arbeiter, s.a. das DDR-Glossar der Bundeszentrale für politische Bildung: https://www.bpb.de/themen/parteien/sprache-und-politik/42771/glossar-ddr-sprache/

Ein Buch mit Zeitzeugenberichten aus der DDR-Psychiatrie, von einer ehemaligen Krankenschwester rezensiert: https://travelwithoutmoving.de/psychiatrie-in-der-ddr-erzaehlungen-von-zeitzeugen-von-thomas-r-mueller-und-beate-mitzscherlich/