Entschädigt? - Folge #2: Marga und Dietmar Riemann

Marga, Dietmar und Hella Riemann in ihrem Haus in Rahnsdorf in Ost-Berlin auf bereits gepackten Umzugskisten, 1986

Marga, Dietmar und Hella Riemann in ihrem Haus in Rahnsdorf in Ost-Berlin auf bereits gepackten Umzugskisten, 1986

Marga und Dietmar Riemann stellten Anfang 1986 einen Antrag auf Ausreise aus der DDR. Fast vier Jahre des Wartens, der Ämtergänge, der Schikane, der Suche nach Unterstützung aus dem Westen, des Einpackens und wieder Auspackens folgten. Ende September 1989 durften sie schließlich die DDR verlassen. Dafür mussten sie ihr Haus „loswerden“. Eine Schenkung an loyale Empfänger, die Riemanns im Westen ausbezahlt hätten, verhinderte der Staat. Zehn Jahre lang kämpften Riemanns darum, im vereinigten Deutschland ihr Haus zurückzubekommen. Schließlich erhielten sie eine Entschädigung, diese war kaum höher als ihre Anwaltskosten. Dennoch sind Marga und Dietmar Riemann dankbar. Weshalb, und wie ihr Ringen mit den staatlichen Stellen aussah, erfahrt ihr in unserem Podcast.

Entschädigt? - Folge #2: Ausreiseantrag und vermögensrechtliche Entschädigung

Entschädigt? - Folge #2: Entschädigt? Ausreiseantrag und vermögensrechtliche Entschädigung. Marga und Dietmar Riemann über die Freiheit, Entscheidungen zu treffen
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Wie Fotograf Dietmar Riemann den DDR-Alltag sah

Dietmar Riemann machte sich in der DDR u.a. mit Foto-Bildbänden in Kooperation mit bekannten Autoren wie Franz Fühmann („Was für eine Insel in was für einem Meer“ – ein Bildband über Menschen mit Behinderungen) und zu in der DDR vernachlässigten Themen („Der gute Ort in Weißensee“ – über den Jüdischen Friedhof) einen Namen. Heute gilt er als einer der wichtigsten Fotografen des Alltags der SED-Diktatur.

  • Dietmar Riemann in seinem leeren Haus in Rahnsdorf in Ost-Berlin mit Handgepäck zum Grenzübertritt am Tag seiner Ausbürgerung, 28. September 1989,

    Dietmar Riemann in seinem leeren Haus in Rahnsdorf in Ost-Berlin mit Handgepäck zum Grenzübertritt am Tag seiner Ausbürgerung, 28. September 1989,

  • 1984, Wochenendgrundstück in Rahnsdorf in Ost-Berlin

    Wochenendgrundstück in Rahnsdorf in Ost-Berlin, 1984

  • 1984, Müggelsee in Ost-Berlin

    Müggelsee in Ost-Berlin, 1984

  • 1986, „Lauschangriff“, Ost-Berlin

    „Lauschangriff“, Ost-Berlin, 1986

  • 1989, Tapete(n) auf dem Gang in einem Hochhaus in Marzahn in Ost-Berlin

    Tapete(n) auf dem Gang in einem Hochhaus in Marzahn in Ost-Berlin, 1989

  • 1988, sozialistische Werbung in Döbeln

    sozialistische Werbung in Döbeln, 1988

  • 1989, Raumausstatter in Geringswalde (mit der Fahne der Freien Deutschen Jugend, FDJ)

    Raumausstatter in Geringswalde (mit der Fahne der Freien Deutschen Jugend, FDJ), 1989

  • 1989, Agitpropschaufenster in Ost-Berlin

    Agitpropschaufenster in Ost-Berlin, 1989

  • 1984, Propagandaspruch vor dem Zementwerk in Rüdersdorf

    Propagandaspruch vor dem Zementwerk in Rüdersdorf, 1984

  • 1987, Herrenausstatter in Dessau

    Herrenausstatter in Dessau, 1987

  • 1987, Metzgerei/Fleischerei, Leipzig

    Fleischerei, Leipzig, 1987

  • 1986, defekter Rollladen, Ost-Berlin

    defekter Rollladen, Ost-Berlin, 1986

  • 1986, Hinterhof, Ost-Berlin (auf dem Bild sieht man ein gestartetes Flugzeug vom West-Berliner Flughafen Tegel)

    Hinterhof, Ost-Berlin (auf dem Bild sieht man ein gestartetes Flugzeug vom West-Berliner Flughafen Tegel), 1986

  • 1975/76, Hinterhof, Ost-Berlin

    Hinterhof, Ost-Berlin, 1975/76

  • 1986, Vorlandmauer (irrtümlich auch Hinterlandmauer genannt…), Todesstreifen und (in der Ferne…) Mauer, in der Zimmerstraße in Ost-Berlin

    Vorlandmauer (irrtümlich auch Hinterlandmauer genannt…), Todesstreifen und (in der Ferne…) Mauer, in der Zimmerstraße in Ost-Berlin, 1986

  • 1987, den Sozialismus verherrlichendes Großbanner in Ost-Berlin

    Den Sozialismus verherrlichendes Großbanner in Ost-Berlin, 1987

Das 2. SED-Unrechtsbereinigungsgesetz regelt u.a. die verwaltungsrechtliche Rehabilitierung, die wiederum Ansprüche nach verschiedenen Gesetzen begründen kann. Hierzu gehört das Vermögensgesetz, auf dessen Grundlage auch die Riemanns entschädigt wurden.

Weiterführende Links

Informationen zur verwaltungsrechtlichen Rehabilitierung

Die Stiftung Situation Kunst betreut das fotografische Werk von Riemann, aktuell noch bis 24.10.2024 mit einer Ausstellung in Saarbrücken:

Zur Erwähnung der Treffen Ausreisewilliger in der Treptower Bekenntniskirche siehe den heutigen Gedenkort.

Wegen der staatlichen Wohnraumlenkung war die Kinderzahl möglicher Hauskäufer relevant. Weitere Informationen finden sich in diesem MDR-Beitrag.

Einen einzigartigen Live-Mitschnitt aus einem Ost-Berliner Wohnungsamt bietet der Dokumentarfilm “Das Haus”

Riemann nennt den Abschnittsbevollmächtigten salopp „Ortsbevollmächtigten“

Marga Riemanns Vater war Mitglied der SPD. In Ost-Berlin gab es trotz der Zwangsvereinigung der KPD und SPD zur SED von 1946 gab noch bis 1961 Kreisverbände der SPD.

Podcast-Host Elena Demke zu Mauerfotos aus Ost und West, dabei geht’s auch um Riemanns heimliche Aufnahmen.

Die damalige Tschechoslowakische Sozialistische Republik wurde in der DDR oft umgangssprachlich „Tschechei“ genannt. Die historische Belastung des Begriffs wurde damals nicht breit diskutiert.