In dieser Folge des BABcast beschäftigen wir uns mit den Wahlen in der DDR, oder genauer: dem Wahlbetrug, dem Nachweis des Wahlbetrugs und den darauffolgenden Protesten im ganzen Land.
BABcast – Folge 2: „Das mache ich nicht mit!“ – Wahlen in der DDR
Formate: video/youtube
Bild: BAB/Bogun Dunkelau
Frei, geheim und gleich – das waren die Wahlen in der DDR nicht. Die SED nutzte die Wahlen als Instrument zur vermeintlichen Legitimierung ihrer Macht – nach innen und außen. Dafür war der SED fast kein Aufwand zu hoch. Bereits im Vorfeld der Wahlen lief die Propagandamaschine der SED heiß. Der Wahlkampf in der DDR bestand weniger daraus, die Menschen für die Interessen verschiedener Parteien zu gewinnen: es ging ausschließlich darum, die Menschen überhaupt zum Wählen zu bewegen. Was gewählt werden sollte war klar: die Kandidatinnen und Kandidaten der Einheitsliste der Nationalen Front, also dem Zusammenschluss der SED mit den Blockparteien und den Massenorganisationen. Die Wählerinnen und Wähler mussten den Wahlzettel nur falten und in die Urne stecken – das war eine Ja-Stimme für die Einheitsliste. Wer eine Nein-Stimme abgeben wollte, der musste mühevoll jeden einzelnen Namen auf der Liste durchstreichen. Etwas, was man für gewöhnlich in der Wahlkabine
machte. Doch schon der Gang zur Kabine war ein Risiko, das die wenigstens Menschen in Kauf nahmen.
So bekam die Einheitsliste auch immer eine hohe Zustimmung, angeblich bis zu 99%. Dass dieses Ergebnis nicht stimmen konnte, war den meisten Menschen in der DDR klar. Nachweisen konnte man es allerdings erst bei den Kommunalwahlen im Jahr 1989. Dieser Nachweis des Wahlbetruges hatte Folgen. Ab da an versammelten sich an jedem siebten eines Monats Menschen, um gegen das Unrecht zu protestieren. Proteste, die schließlich zu den Massendemonstrationen und nicht zuletzt zum Zusammenbruch des Systems beitrugen.
Bild: Robert-Havemann-Gesellschaft/Siegbert Schefke/RHG_Fo_HAB_10146
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Beauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (BAB)