Blickwechsel: Ost-Berlin und die DDR aus der Sicht von Pressefotografinnen

Im Rahmen der Leipziger Buchmesse testen Kinder beim Georg Thieme-Verlag 1986 mit Blau-Rot-Stereobrillen ihr räumliches Sehen.

Im Rahmen der Leipziger Buchmesse testen Kinder beim Georg Thieme-Verlag 1986 mit Blau-Rot-Stereobrillen ihr räumliches Sehen.

Ausstellung auf dem Campus für Demokratie vom 1. bis 31. August 2024

Beeindruckende Arbeiten ostdeutscher Fotografinnen sind ab dem 1. August 2024 auf dem Campus für Demokratie zu sehen. Gezeigt werden Bilder der Fotoreporterinnen Marion Klemp, Gabriele Senft, Martina Kaiser und Waltraud Grubitzsch.

Die gezeigten Arbeiten stammen aus der Zeit zwischen 1970 und 1990 und zeigen verschiedene Facetten der DDR aus der Perspektive ostdeutscher Pressefotografinnen. Dabei wird insbesondere die Vielfalt und Individualität der fotografischen Interpretationen deutlich.

In der DDR war die Rolle der Frauen in den Medien, einschließlich der Pressefotografie, von Widersprüchen geprägt. Obwohl die offizielle Propaganda die Gleichstellung der Geschlechter betonte, waren Frauen in den journalistischen Berufen oft in den unteren Hierarchieebenen konzentriert. Ihre fotografischen Aufträge wurden häufig auf „weibliche“ Themen wie Familie und Kultur beschränkt, während Männer politische und wirtschaftliche Themen dominierten. Diese Ausstellung will dieses Ungleichgewicht korrigieren.

Die Ausstellung wird vom Berliner Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert und ist bis zum 31. August 2024 in Haus 22 auf dem Campus für Demokratie (ehemaliges Gelände des Ministerium für Staatssicherheit), Ruschestraße 103, 10365 Berlin, zu sehen.

Vernissage und Podiumsgespräch

Die Vernissage findet am 1. August 2024 um 18 Uhr statt. Im Anschluss gibt es um 19:30 Uhr in Kooperation mit dem Stasi-Unterlagen-Archiv ein Podiumsgespräch mit den Fotografinnen, moderiert von Prof. Annette Vowinckel vom Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam.

Für das Podiumsgespräch und die Vernissage freuen sich die Veranstalter über Anmeldungen unter kontakt@ddrfotoerbe.de

  • Kinderfest in der Sophienstraße in Berlin-Lichtenberg 1982.

    Kinderfest in der Sophienstraße in Berlin-Lichtenberg 1982.

  • Porträt der Fotografin Marion Klemp um 1983

    Porträt der Fotografin Marion Klemp um 1983

  • Schornsteinbauer: Schornsteinfeger machen 1965 auf Leipzigs Dächern ihren Facharbeiterbrief.

    Schornsteinbauer: Schornsteinfeger machen 1965 auf Leipzigs Dächern ihren Facharbeiterbrief.

  • Waltraud Raphael (Grubitzsch), Bildreporterin bei ADN / Zentralbild. Aufgenommen um 1977.

    Waltraud Raphael (Grubitzsch), Bildreporterin bei ADN / Zentralbild. Aufgenommen um 1977.

  • Unter den Linden 1985 - Wache vor der Neuen Wache.

    Unter den Linden 1985 - Wache vor der Neuen Wache.

  • Selbstporträt 1992.

    Selbstporträt 1992.

  • Männerwirtschaft, aufgenommen 1976 in Ost-Berlin.

    Männerwirtschaft, aufgenommen 1976 in Ost-Berlin.

  • Gabriele Senft am Arbeitsplatz bei ADN Zentralbild in Berlin, aufgenommen 1983.

    Gabriele Senft am Arbeitsplatz bei ADN Zentralbild in Berlin, aufgenommen 1983.

Marion Klemp, die, nach einem Volontariat bei ADN-Zentralbild und der Arbeit bei der BZ am Abend, von 1984 bis 1988 als Fotografin am Schauspielhaus Berlin tätig war, schuf empathische Porträts von Musikern wie Leonard Bernstein und Miriam Makeba und zeigte gleichzeitig das Leben in der Hauptstadt der DDR.

Auch Gabriele Senft dokumentierte als Bildjournalistin bei ADN-Zentralbild und später als Freie Fotografin vor allem das kulturelle Leben in der DDR. Sie engagiert sich bis heute sozial und hinterfragt mit ihren Bildern gängige Muster.

Martina Kaiser, Mitglied der Gruppe Jugendfoto Berlin, zeigte in ihren Arbeiten für die DDR-Frauenzeitschrift FÜR DICH den Alltag werktätiger Frauen mit großer Authentizität und Empathie. Im Jahr 1987 wurde der Druck auf die Fotografin mit dem kritischen Blick immer größer und gemeinsam mit ihrer Familie verließ sie die DDR und reiste in die Bundesrepublik aus.

Waltraud Grubitzsch, eine der ersten Frauen bei ADN-Zentralbild, wurde 1977 mit dem 2. Preis in der Kategorie Humor des internationalen World Press Photo ausgezeichnet. Im Archiv der bis heute publizierenden Leipziger Fotografin finden sich neben eindrucksvollen Bildern der berühmten Montagsdemonstrationen viele Alltagsbilder und Porträts von Persönlichkeiten aus Kunst, Politik und Wirtschaft.

Weitere Informationen: https://www.ddrfotoerbe.de/