Gedenktafel für Wolfgang Waterstraat von Unbekannten gestohlen

Gedenktafel für Wolfgang Waterstraat an seinem einstigen Wohnhaus.

Die Gedenktafel für Wolfgang Waterstraat kurz nach der Anbringung an seiner letzten Adresse in der Karl-Marx-Straße 196 in Berlin-Neukölln

Am 18. August 2023 hat die Menschenrechtsorganisation Memorial Deutschland e. V. gemeinsam mit Angehörigen eine Gedenktafel für den antikommunistischen Aktivisten Wolfgang Waterstraat an seiner letzten Adresse in der Karl-Marx-Straße 196 in Berlin-Neukölln angebracht. Nur wenige Stunden nach der Anbringung haben Unbekannte die Tafel gestohlen und die Gedenkkränze zerstört.

Der stellvertretende Berliner Aufarbeitungsbeauftragte Dr. Jens Schöne, der bei der Einweihung eine Gedenkrede gehalten hatte, ist fassungslos: „Memorial Deutschland betreibt das Projekt ‚Die letzte Adresse‘ mit viel Herzblut, um an vergessene Opfer des Stalinismus zu erinnern, die unter fadenscheinigen Vorwürfen von sowjetischen Militärgerichten zum Tode verurteilt und hingerichtet wurden.“ Schöne weiter: „Der Diebstahl der Gedenktafel und die Zerstörung der Kränze sind absolut inakzeptabel. Sie werden die weitere Aufarbeitung kommunistischer Verbrechen nicht verhindern.“

Verfahren liegt bei der Staatsanwaltschaft

Einem Bericht des „Tagesspiegel” zufolge hat sich bereits der Staatsschutz des Berliner Landeskriminalamts mit dem Fall befasst und das Verfahren an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Dies deute auf Ergebnisse bei den Ermittlungen hin.

Eine neue Gedenktafel sei bereits in Arbeit, sagte Ute Görge-Waterstraat, die Tochter von Wolfgang Waterstraat, der Zeitung. Ein Termin für die Neuanbringung stehe aber noch nicht fest.

Foto von Wolfgang Waterstraat vor dem Haus in der Karl-Marx-Straße 196, wo er zuletzt mit seiner Frau und seinen Kindern gewohnt hat.

Über Wolfgang Waterstraat

Der Arzt und Mikrobiologe Wolfgang Waterstraat war am Max-Planck-Institut in Berlin tätig. Im August 1951 wurde der 31-Jährige auf dem Weg zur Arbeit in der S-Bahn vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) entführt und dann in einem Geheimprozess des sowjetischen Militärtribunals in Berlin-Lichtenberg wegen angeblicher Spionage, Diversion und antisowjetischer Propaganda zum Tode verurteilt. Das Todesurteil wurde am 2. April 1952 in Moskau vollstreckt. Waterstraat wurde am 4. August 1993 von der Russischen Militärstaatsanwaltschaft vollständig rehabilitiert.