Die Kluft zwischen dem Anspruch der Frauenpolitik sozialistischer Regime und der Lebenswirklichkeit vieler Frauen haben seit 1990 bereits zahlreiche Studien benannt. Die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen war zwar gesetzlich verankert und viele Frauen waren aufgrund ihrer Erwerbstätigkeit ökonomisch unabhängig, dennoch blieben tradierte Geschlechterrollen bestehen: für Haushalt und Kinder waren weiterhin mehrheitlich die Frauen zuständig.
Jenseits der Frage nach Anspruch und Wirklichkeit mangelt es jedoch vor allem im deutschsprachigen Raum an gendergeschichtlichen Fragestellungen mit Blick auf die Geschichte sozialistischer Staaten. Aus diesem Grund veranstaltet der Berliner Aufarbeitungsbeauftragte gemeinsam mit der Gedenkstätte Hohenschönhausen und dem Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte der Neuesten Zeit der Universität Greifswald am Freitag, 13. September 2024, eine wissenschaftliche Tagung zum Thema „Frauen im Sozialismus“. Die Tagung findet in der Gedenkstätte Hohenschönhausen in Berlin statt. Fahrtkosten und eine Übernachtung können im Rahmen des Bundesreisekostengesetzes übernommen werden.
Wir laden Forschende dazu ein, aktuelle Projekte zum Thema vorzustellen. Wir sind offen für Beiträge, die unterschiedliche Ansätze verfolgen (z. B. kultur-, gesellschafts-, sozial- oder wirtschaftsgeschichtlich), und freuen uns auch über Projekte aus benachbarten Disziplinen (z. B. Gender Studies, Soziologie, Kulturanthropologie).
Unser Fokus liegt auf der DDR-Geschichte, wir möchten jedoch dem vergleichenden Blick auf andere sozialistische Regime Raum geben. Welche neuen Perspektiven eröffnen geschlechter- und frauengeschichtliche Ansätze bei der Untersuchung sozialistischer Gesellschaften und ihrer Funktionsweise? Neben der Projektvorstellung bietet die Tagung die Möglichkeit, theoretische, methodische und forschungspraktische Herausforderungen gendergeschichtlicher Fragestellungen zu besprechen. Dafür ist am Nachmittag ein Workshop geplant, der den Austausch unter den Teilnehmenden in den Mittelpunkt stellt. Dabei wollen wir z. B. diskutieren, wie die Analysekategorie „gender“ kritisch reflektiert werden kann.