Eine Gedenktafel des Projekts „Die letzte Adresse“ erinnert jetzt in der Karl-Marx-Straße 196 in Berlin-Neukölln an den antikommunistischen Aktivisten Wolfgang Waterstraat. Der Arzt und Mikrobiologe vom Max-Planck-Institut wurde im August 1951 auf dem Weg zur Arbeit in der S-Bahn vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) entführt und dann in einem Geheimprozess des sowjetischen Militärtribunals in Berlin-Lichtenberg wegen angeblicher Spionage, Diversion und antisowjetischer Propaganda zum Tode verurteilt. Das Todesurteil wurde am 2. April 1952 in Moskau vollstreckt. Waterstraat wurde am 4. August 1993 von der Russischen Militärstaatsanwaltschaft vollständig rehabilitiert.
Am 18. August 2023 haben die Enkelkinder von Wolfgang Waterstraat die Tafel feierlich an seinem einstigen Wohnhaus angebracht. „Solche Zeichen des Gedenkens sind zwingend nötig, denn sonst verblasst die Erinnerung“, betonte der stellvertretende Berliner Aufarbeitungsbeauftragte Dr. Jens Schöne in seiner Rede. „Das aber können wir als Gesellschaft der Gegenwart nicht wollen“, sagte Schöne weiter und er wies auf die Gefahren hin, die inzwischen wieder von totalitären Denkmodellen ausgingen. Waterstraats Tochter, Ute Görge-Waterstraat, erinnerte sich an den Tag, an dem sie ihren Vater zum letzten Mal gesehen hat und betonte den Wert der Gedenktafel im öffentlichen Raum für ihre Familie.