Zerkarien

Zerkarien und Badedermatitis

Zerkarien sind etwa 1 mm große Larven von Saugwürmern (Trematoden), die normalerweise in inneren Organen von Enten oder anderen Wasservögeln leben. Die Wurmeier gelangen mit dem Vogelkot ins Wasser, wo sie im vorrangig pflanzenreichen Uferbereich die dort lebenden Schnecken (Zwischenwirt) infizieren. In der Schnecke entwickeln sich sehr die Zerkarien zahlreich. Diese schwärmen bei warmen Wassertemperaturen aus, um ihren Endwirt, den Wasservogel, zu finden. Dabei kann es passieren, dass Badende als „Fehlwirt“ von Zerkarien befallen werden. Diese bohren sich in die Haut des Menschen und sterben kurze Zeit später ab.

Der Wasservogel als Endwirt entlässt mit dem Kot Wurmeier ins Wasser. Aus den Eiern schlüpfende Larven befallen Wasserschnecken, die als Zwischenwirt dienen. Die Zerkarien werden von den Wasserschnecken ins Wasser entlassen. Sie bohren sich in die Haut der Wasservögel und entwickeln sich zu Würmern. Der Mensch ist ein Fehlwirt, in dessen Haut sich die Zerkarien bohren.

Entwicklungszyklus von Zerkarien/ Saugwürmern

Beim Eindringen in die Haut kann es bei sensiblen Personen innerhalb weniger Stunden zu Hautreizungen kommen, Symptome einer sogenannten Badedermatitis, auch Zerkariendermatitis genannt. Dabei entstehen 2-8 mm große, stark juckende Quaddeln und Papeln, die bis zu drei Wochen bleiben können.
Außer dem lästigen Juckreiz und den durch vermehrtes Kratzen evtl. induzierten potentiellen Sekundärinfektionen, sind keine ernsthaften gesundheitlichen Folgen zu befürchten, weshalb eine Zerkariendermatitis als eher harmlos eingestuft wird. Eine Behandlung der Badedermatitis erfolgt nur symptomatisch mit entzündungshemmenden Salben und Lotionen.

Begünstigende Faktoren für Zerkarien im Gewässer

  • klares Wasser und stabile Wasserpflanzenvegetation (Wasserschneckenhabitate)
  • Ansammlungen von Wasservögeln
  • anhaltend warme Wassertemperaturen

Aufgrund dieser Faktoren ist mit dem Ausschwärmen von Zerkarien in Badegewässern vorrangig im Früh- und Hochsommer zu rechnen, nachdem sich das Gewässer erstmals über 20°C erwärmt hat. Im Wasser können die Larven nur zwei bis drei Tage überleben. Die Gefahr beim Baden eine Badedermatitis zu bekommen ist somit zeitlich sehr begrenzt und nicht vorhersagbar. Nach einer längeren Wärmeperiode kann es im Spätsommer einen zweiten Zeitraum geben, in dem Zerkarien erneut ausschwärmen.

Berliner Badegewässer mit Hinweisen auf Zerkarien

In den vergangenen Jahren gab es Hinweise zum Vorkommen von Zerkarien in folgenden Berliner Badegewässern:

Schlachtensee, Krumme Lanke, Jungfernheideteich, Großer und Kleiner Müggelsee, Unterhavel (Große Steinlanke), Großer Wannsee

Die meisten Hinweise erreichen das LAGeSo von Ende Juni bis Ende Juli, vereinzelte Hinweise Mitte/Ende August.

Verhaltensempfehlungen

  • Wasserpflanzenreiche Uferbereiche meiden, Freiwasserzonen aufsuchen
  • Längere Aufenthalte im Flachwasserbereich vermeiden (v.a. Kinder sind gefährdet)
  • Wasserfeste Sonnenschutzmittel verwenden
  • Haut nach dem Baden kräftig mit dem Handtuch abrubbeln, um gegebenenfalls ein vermehrtes Eindringen von Zerkarien in die Haut zu verhindern
  • Nasse Badebekleidung ausziehen
  • bei starken Beschwerden Arzt aufsuchen
  • Wasservögel nicht durch Fütterung anlocken

Maßnahmen gegen Zerkarien

Derzeit gibt es keine Möglichkeit in die betroffenen Gewässer einzugreifen. Ökologische Maßnahmen gegen Wasserschnecken wie ein Entkrauten der Uferzone, das Durchpflügen des Schlamms oder das Absammeln und Abtöten von Wasserschnecken sowie das Ausbringen von Fraßfeinden der Wasserschnecken sind in natürlichen Gewässern in Berlin aus tierschutzrechtlicher und ökologischer Sicht verboten.
Die einzige Möglichkeit, die Saugwürmer einzudämmen, besteht im konsequenten Fernhalten von Enten und anderen Wasservögeln. Fütterungsverbote und andere Maßnahmen zur Reduzierung der Wasservogeldichte an Badegewässern, verringern das Risiko eines Zerkarienbefalls und sind auch aus hygienischen Gründen sinnvoll.
Das Ausschwärmen der Zerkarien ist kurzzeitig und nicht vorhersagbar. Der Nachweis von Zerkarien im Freiwasser ist deshalb schwierig. Die Larven sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Lediglich das Badegewässerprofil, die aktuelle Situation am Gewässer und Meldungen von Badedermatitis durch Betroffene geben Hinweise darauf, in welchen Gewässern und in welchen Zeiträumen ein Ausschwärmen von Zerkarien stattfindet und somit das Risiko für Badedermatitis erhöht ist.

Fragen oder Hinweise zu Zerkarien und können Sie gern an folgende E-Mail-Adresse richten:
badegewaesserhygiene[at]lageso.berlin.de

Weiterführende Informationen und Quellen

  • Auer H & Aspöck H 2002 „Vogelbilharzien” als Erreger einer Hautkrankheit: die Zerkariendermatitis. — In: ASPÖCK H (Hrsg.), Amöben, Bandwürmer, Zecken… Parasiten und parasitäre Erkrankungen des Menschen in Mitteleuropa. Denisia 6:321-331.
  • Eckert J, Friedhoff KT, Zahner H, Deplazes P 2008 Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2008.
  • Infobroschüre „Badedermatitis“ vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz, 2020 [Link zum PDF]
  • Infoblatt „Badedermatitis“ vom Landesamt für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern, 2020 [Link zum PDF]