Mein Leben war nicht einfach. Wir waren neun Kinder, schwierige Familienverhältnisse. Als Kind wusste ich nicht, wie ich mit den Erfahrungen umgehen konnte. Damals hätte ich dringend Hilfe gebraucht. Mit 15 Jahren bin ich ausgezogen, mit 19 Mama geworden. Damals hat es mir viele Probleme gemacht, nicht lesen und schreiben zu können, nicht zu verstehen, was auf der Verpackung der Babynahrung für meine Tochter stand. Offenbart habe ich mich nur, wenn sie krank war oder irgendwas in der Schule hatte. Dort musste ich es dann erzählen. Unterstützen konnte ich sie in der Schule nicht, aber ich bin zu jedem Elternabend gegangen, auch wenn ich im Grunde genommen nichts verstanden habe.
Wie war es denn auf der Arbeit für dich?
Ich habe 17 Jahre in einer Küche gearbeitet. Mündlich klappte alles gut. Ich habe auch an der Kasse einer Kantine gearbeitet, rechnen konnte ich ja. Auf meiner letzten Arbeitsstelle hat man mich vier Jahre wegen der Probleme beim Lesen und Schreiben gemobbt. Eines Tages stand ich dort vor der Tür und konnte einfach nicht mehr reingehen. Ich habe mich in die U-Bahn gesetzt, bin nach Hause gefahren und danach zu meiner Ärztin. Die hat mich sehr unterstützt und mir geholfen, einen Therapieplatz zu finden. Der Psychologe dort war toll. In einer Sitzung hat er ein Männchen mit vielen Steinen über dem Kopfgemalt – genauso habe ich mich gefühlt. Und wir haben jeden Stein abgearbeitet.