Auf Initiative der Berliner Beamtenvereinigung und der Berliner Beamtenvereine , nachdrücklich unterstützt von Friedrich Naumann, Reichsminister a.D, Dr. Bill Drews, Präsident des Oberverwaltungsgerichts Berlin und Eugen Schiffer, Reichsminister für Finanzen und Justiz, begann unter den einleitenden Klängen des Largo von Händel am 14. Oktober 1919 in der Aula der Berliner Universität – der heutigen Humboldt-Universität zu Berlin – die Geschichte der Verwaltungsakademie Berlin.
Schon damals wurden Probleme angesprochen, die zum Teil auch heute noch existieren. Bemängelt wurde, dass die öffentliche Verwaltung ineffektiv und ineffizient arbeitet, es zahlreiche mit gleichen Aufgaben nebeneinander existierende Instanzen und eine Vielzahl von überflüssigen oder redundanten Verwaltungsprozessen gibt. Als Konsequenz wurde die Verwaltung einer Reform unterzogen. In einem Zitat von Dr. Bill Drews heißt es (aus Festschrift der Verwaltungsakademie Berlin (VAB) zum 5. Gründungstag, Berlin 1924): „Die Reform soll für (…) den Staatsbürger (…) in erster Linie eine einfachere und übersichtlichere, schneller und sachlich besser arbeitende Verwaltung und (…) vor allem eine Verbilligung des Verwaltungsapparats bringen.“ Beim Bemühen um eine Reform wurden jedoch nicht nur die Verwaltungsstrukturen und internen Prozessabläufe auf den Prüfstand gestellt, sondern auch das Niveau und die Leistungsfähigkeit der Beamtenschaft. Bill Drews forderte eine systematische und nachhaltige Hebung der Leistungsfähigkeit der Beamtenschaft. Früher erworbene Kenntnisse sind nicht nur zu erhalten, sondern auch zu vertiefen, denn nur dann ist eine Steigerung ihrer nutzbringenden Verwertung möglich. So wuchs bereits in den Anfängen der Verwaltungsakademie Berlin ein Verständnis für Fortbildung, dessen Leitmotiv man in Ansätzen dem heutigen Prinzip des lebenslangen Lernens zuordnen kann.
Im Jahr 1924 wurde die erste Diplomprüfung für Kommunalbeamte nach Abschluss eines Studiums von acht Semestern zum/zur Diplom-Kameralistin/ Diplom-Kameralisten abgenommen. Zugleich entwickelte die Verwaltungsakademie Berlin Ansätze zu einer dienstlichen Fortbildung in enger Zusammenarbeit mit den Behörden des Reichs, Preußens und des Magistrats. Es wurden u. a. Sonderlehrgänge über Kriminalistik, für Finanz- und Steuerbeamte, für Beamte des Auswärtigen Dienstes, für Sozialbeamte, für Post- und Telegrafenbeamte und für Bankbeamte durchgeführt, eine fachlich bunte Mischung. Das Diplomstudium mit der Abschlussbezeichnung Diplom-Kameralistin/ Diplom-Kameralisten blieb an der Verwaltungsakademie Berlin bis Ende der 90er-Jahre erhalten und wird bis heute in der Diskussion über das Berliner Laufbahngesetz im Rahmen des Bologna-Prozesses als Beispiel für außeruniversitäre Qualifizierungen herangezogen.
Von 1933 bis 1940 nutzte der Nationalsozialismus die Verwaltungsakademie, um seine Ideologie in der Beamtenschaft zu verbreiten. Alle deutschen Verwaltungsakademien wurden vom Chef der Reichskanzlei Dr. Lammers zentral geführt. Und dennoch konnte man in den Vorlesungsverzeichnissen erkennen, dass die demokratische Tradition der Verwaltungsakademie nicht vollständig beseitigt werden konnte. Durch den Krieg wurde der Lehrbetrieb stark eingeschränkt, aber bis zum Wintersemester 1944/1945 durchgeführt.
Im Jahr 1948 wurde die Verwaltungsakademie Berlin nach Genehmigung durch die Alliierte Kommandantur neu begründet. Auf Verlangen der Alliierten hieß sie zuerst „Verwaltungs-Akademie Groß-Berlin“, später wurde sie als Verwaltungsakademie Berlin im Berliner Laufbahngesetz abgesichert.
Im Jahre 1984 wurde die Verwaltungsakademie Berlin im Zuge einer Änderung des Laufbahngesetzes Anstalt des öffentlichen Rechts.
Ihre heutige Struktur geht in Grundzügen auf einen Bericht des Senats an das Abgeordnetenhaus von Berlin aus dem Jahr 1970 zurück. Der Bericht sah vor, die Verwaltungsakademie – vergleichbar mit der Stellung der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung – zur zentralen Fortbildungseinrichtung für die im öffentlichen Dienst im Land Berlin beschäftigten Mitarbeiter/innen auszubauen.
Das Aufgabenspektrum der Verwaltungsakademie Berlin erweiterte sich durch verschiedene Ereignisse. Im Juli 1990 wurde die Verwaltungsschule Berlin, bis dahin eine selbständige Einrichtung, in die Verwaltungsakademie Berlin eingegliedert, Ende des gleichen Jahres die Betriebsakademie des Magistrats von Berlin. Mit der Eingliederung der Verwaltungsschule wurde die Verwaltungsakademie Berlin für die Ausbildung des mittleren Dienstes und anderer Verwaltungsberufe zuständig und erweiterte das Angebot durch Verwaltungslehrgänge. Eine bedeutende Veränderung war der Aufbau des Instituts für Verwaltungsmanagement (IVM) an der Verwaltungsakademie Berlin, das für die Vermittlung von Managementkompetenzen und Organisationsentwicklungsberatung im Zusammenhang mit den Maßnahmen zur Reform der Berliner Verwaltung Anfang 1994 gebildet wurde. Die Verwaltungsakademie wurde dadurch Träger der Maßnahmen zur Einführung betriebswirtschaftlicher Steuerungsinstrumente und eines modernen Personalmanagements. Tausende von Führungskräften einschließlich der politischen Ebene wurden seitdem mit den Angeboten des Instituts erreicht.Ein weiteres Betätigungsfeld eröffnete sich für die Verwaltungsakademie Berlin mit der Übernahme der Aufgaben der zuständigen Stelle nach dem Berufsbildungsgesetz im Bereich des öffentlichen Dienstes im Jahr 2008. Die neuen Aufgaben ließen sich gut mit der bisherigen Zuständigkeit für verschieden Ausbildungsberufe verbinden und fügten sich ins Gesamtprofil der Verwaltungsakademie Berlin ein.
Die stetige Aufgabenerweiterung ließ sich auch an den Teilnehmerzahlen ablesen. Zu einem ersten sprunghaften Anstieg kam es nach der Grenzöffnung im November 1989.
Die Fortbildungsangebote konnten nun auch, angereichert durch Sonderprogramme, Dienstkräfte der Behörden in Ost-Berlin nutzen, damit schnell in der gesamten Stadt eine leistungsfähige Verwaltung auf der politischen und sachbearbeitenden Ebene aufgebaut werden konnte.
In den folgenden Jahren wurden die Kapazitäten in der Verwaltungsakademie in der Fortbildung immer weiter ausgebaut. Erreichten die Verwaltungsakademie vor dem Jahr 1990 im Durchschnitt 16.000 Anmeldungen, so waren es im Jahr 1991 bereits 21.000. Heute sind es 40.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich jedes Jahr zu den Angeboten der Verwaltungsakademie anmelden.
Für die Durchführung der Aus- und Fortbildungsmaßnahmen stehen der Verwaltungsakademie viele freiberufliche und nebenamtliche Dozentinnen/Dozenten zur Verfügung.
Die Verwaltungsakademie Berlin hat sich in ihrer langen Geschichte zu einem modernen Dienstleister für die öffentliche Verwaltung entwickelt, der seine Qualifizierungs- und Unterstützungsangebote stark an den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden orientiert und hierbei eng mit politisch Verantwortlichen, Führungskräften, Personalentwicklungsberaterinnen und –beratern sowie Fortbildungsbeauftragten der Behörden zusammenarbeitet. Dies wiederum sorgt für eine enge Verknüpfung von Organisationsentwicklungs- und Personalentwicklungsmaßnahmen, eine Stärkung des Spitzenpersonals sowie den Aufbau leistungsfähiger Teams und Organisationsstrukturen.
Die stetige Weiterentwicklung der Berliner Verwaltung führt zu einer kontinuierlichen Anpassung, Erweiterung und Veränderung im Programmangebot der Akademie. So wurden Coaching und Mentoring zu wichtigen und gefragten Angeboten für die individuelle Entwicklung von Führungskräften und zur Förderung von Führungsnachwuchskräften. Ebenfalls regen Zuspruch finden die verschiedenen Lehr- und Studiengänge sowie Qualifizierungsreihen, die sich durch eine umfassende Kompetenzvermittlung auszeichnen und die Bildung von Netzwerken fördern.
Einen hohen Stellenwert haben auch die für eine gezielte Nachwuchsentwicklung konzipierten Ausbildungsgänge, die in Zusammenarbeit mit den Ausbildungsbehörden des Landes Berlin regelmäßig evaluiert werden.
Damals wie heute ist die Verwaltungsakademie Berlin in der Aus- und Fortbildung und Organisationsentwicklung ein verlässlicher Partner für die kontinuierliche Modernisierung der öffentlichen Verwaltung des Landes Berlin. Gerade in Zeiten Wandels ist sie für den Erhalt der Leistungsfähigkeit der Verwaltung unerlässlich.
Für das Jubiläumsjahr 2019 wurden die Voraussetzungen geschaffen, die Verwaltungsakademie Berlin für die Zukunft neu aufzustellen, um noch besser als bisher ihren Beitrag bei der Modernisierung der Berliner Verwaltung leisten zu können.
Mit einem neuen Aufbau der Akademie werden drei entscheidende Strukturfragen besser abbildet: Die ‚neue‘ Akademie für Führungskräfte wird ihrer künftigen Bedeutung entsprechend strukturell gesondert ausgewiesen und der intern nicht mehr vorhandenen Unterscheidung zwischen Fortbildungszentrum (FBZ) und Institut für Verwaltungsmanagement (IVM) durch die Bildung eines Bereiches „Fortbildung“ Rechnung getragen.
Die Konzeption neuer und digitaler Bildungs- und Prüfungsformate wird künftig durch ein eigenes Team entwickelt werden.
Die Identifikation mit dem Arbeitsgebiet, die Entwicklungsmöglichkeiten und die Motivation der Beschäftigten der VAk, insbesondere in den unteren Tarif- und Besoldungsgruppen, werden durch die neue Struktur begünstigt, denn neben der Zukunftsfähigkeit gehört die Arbeitgeberattraktivität der Akademie zu dem Fundament, auf dessen Grundlage die Verwaltungsakademie sich weiterentwickeln möchte.
Die ‚neue‘ Akademie für Führungskräfte, ein Projekt der Personalentwicklung aus der aktuellen Koalitionsvereinbarung, verfolgt das Ziel im Sinne eines „Leadership Competence Center“ über das bestehende Angebot hinaus mit exklusiven Formaten Leistungsträgern mit (perspektivisch) herausgehobener Führungsverantwortung, High Potentials unter den Führungsnachwuchskräften und langjährigen Führungskräften mit einer abgeschlossenen Fortbildungskarriere neue Perspektiven zu ermöglichen, neue Netzwerke auch über die Verwaltung hinaus zu erschließen und Exzellenz an den Arbeitgeber Land Berlin zu binden. Im Fokus des Angebotes stehen die Prinzipien und Grundhaltungen, die von erfolgreichen Führungskräften in diesen Zeiten mehr denn je gefordert werden: Vernetzung, Offenheit, Partizipation und Agilität sowie das Prinzip der beidhändigen Führung in Zeiten der digitalen Transformation.
Zum persönlichen Austausch bleibt die Verwaltungsakademie ein idealer Ort. Gleichzeitig verfolgt sie die Perspektive, mit Hilfe von digitalen Lernarchitekturen alle Beschäftigten in der Berliner Verwaltung mit ihren Angeboten direkt am Arbeitsplatz zu erreichen. Dort, wo die Fragen entstehen, die Herausforderungen zu lösen sind und wo die Zukunft gestaltet wird.