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Berlin für Romantiker
Berlin für Romantiker, Schwärmer, Himmelsstürmer, Phantasten, Träumer und Weltverbesserer: Ideen, Orte und mehr
Überall in Berlin sind hunderte kleine Oasen und sprudelnde Kunstwerke zu finden. An diesen Orten stehen die schönsten und interessanten der insgesamt 270 Berliner Brunnen - mal ganz idyllisch, mal mitten im Stadtleben.
Romantisch-verträumt wirkt die größte öffentliche Brunnenanlage, die Berlin aus der Kaiserzeit erhalten geblieben ist. Seit 1913 begeistert der Märchenbrunnen mit Tierfiguren und Märchengestalten vor allem Kinder. Neben den Figuren aus Grimmschen Märchen wie Hans im Glück, Aschenbrödel, Rotkäppchen, Dornröschen und Schneewittchen bevölkern auch wasserspeiende Frösche und realistische Tierfiguren die Wasserspiele. Sie haben eine wechselhafte Geschichte hinter sich: Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs blieben die Figuren zunächst verschwunden, bis sie 1950 in einem Berliner Gemüsegarten wieder auftauchten.
Der exotische Brunnen steht südlich des Engelbeckens im Verlauf des früheren Luisenstädtischen Kanals. Schon vor den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs war an dieser Stelle ein Brunnen zu finden, später wurde der zugeschüttete Kanal jedoch Teil des Grenzstreifens zwischen Kreuzberg in Westberlin und Mitte in Ostberlin. Bei Ausgrabungen im Jahr 1993 fand man Sockel und Brunnenschale wieder, woraufhin der Brunnen nach historischem Vorbild bis 1995 wieder aufgebaut wurde. Inmitten des Rosengartens am Engelbecken sitzt eine Figur, die an eine Tempeltänzerin erinnert, auf dem fünfgeschössigen Brunnen. Unter ihr sprudelt Wasser aus indisch anmutenden Gebilden wie Löwenköpfen und sitzenden Frauenfiguren.
Im Viktoriapark sprudelt der wahrscheinlich größte und beeindruckendste Brunnen Berlins den Kreuzberg hinunter: Ein 24 Meter hoher Wasserfall mitten in der Stadt. Die künstlichen Kaskaden wurden 1891 erbaut, mutmaßlich nach dem echten Vorbild des Zackelfalls im Riesengebirge. Klettert man den 66 Meter hohen "Berg" entlang des Wasserstroms empor, fühlt man sich mit viel Fantasie möglicherweise ins Gebirge versetzt. An den vielen Stufen und kleinen Becken aus Kalkstein und Granit zu verweilen, ist in jedem Fall eine Freude.
Das Aussehen des modernen Brunnens auf dem Breitscheidplatz in der City West ist nicht unumstritten: In den Volksmund ist die 8,5 Meter breite Steinkugel als "Wasserklops" eingegangen. Wer sich von der massigen Gestalt der Wasseranlage nicht abschrecken lässt, kann viele Details entdecken. Zwischen mehreren Fontänen verstecken sich vielseitige Figuren mit einem Bezug zum Paradies. Am Brunnen gibt es zudem einige Sitzgelegenheiten mit Ausblick auf den geschäftigen Breitscheidplatz.
Schon seit seiner Einweihung im Jahr 1970 ist der auffällige Brunnen neben der Weltzeituhr der beliebteste Treffpunkt auf dem belebten Alexanderplatz. Das 23 Meter breite, bunt gestaltete Becken ist von weitem sichtbar und sticht auf dem Platz deutlich hervor. Auf dem Beckenrand kann man sitzen, sich unterhalten, das Treiben auf dem Alex beobachten und dabei dem plätschernden Wasser lauschen.
Auf dem Platz im hippen Kreuzberg 36 gehen drei überlebensgroße, äußerst gut gelaunte Feuerwehrleute aus Bronze ihrer Arbeit nach. Im Jahr 1981 ersetzte der Brunnen ein Vorgängerwerk, das deutlich ernster gestaltet war. Mit ihren großen Händen, breiten Münder und riesigen Nasen wirken die neuen Feuerwehrleute eher wie Karikaturen – doch gerade die Nasen sollen laut ihrem Schöpfer Kurt Mühlenhaupt dafür sorgen, dass sie Brände besonders früh riechen können.
Einer der heute bekanntesten Brunnen in Berlin stieß zunächst nicht auf Gegenliebe: Der Kaiser mochte ihn nicht. Der junge Bildhauer Reinhold Begas reicht schon 1880 einen ersten Entwurf ein, doch der Bau begann erst nach dem Tod von Wilhelm I. An seinem heutigen Standort gegenüber vom Roten Rathaus ist der Neptunbrunnen erst seit 1969 zu finden, ursprünglich stand er vor dem Berliner Stadtschloss. Das von einer Italienreise des Bildhauers inspirierte Bauwerk zeigt nicht nur den namensgebenden Meeresgott, sondern auch vier Frauen. Die Berliner gaben ihnen schnell eine ganz eigene Bedeutung: Die Figuren, die am Brunnenrand sitzen, seien die einzigen Berlinerinnen, die "den Rand", also den Mund, halten könnten.
Schon aus der Ferne sieht man den vergoldeten Hirschen im Rudolph-Wilde-Park durch die Bäume blitzen. Der Brunnen mit der 10 Meter hohen Säule, die vom goldenen Hirsch gekrönt wird, ist ein beliebter Treffpunkt in der Schöneberger Parkanlage. Besonders stimmungsvoll wirken Hirsch und Springfontänen am Abend, wenn der Brunnen in Licht getaucht wird.
In direkter Nachbarschaft zum berühmten KaDeWe und der City West verschönern gleich zwei Brunnen den Wittenbergplatz. Auf beiden Seiten der Tauentzienstraße gibt es jeweils einen Brunnen und eine kleine Grünanlage. Besonders interessant ist der Brunnen auf der entspannteren Südseite des Platzes, der Lebensalterbrunnen. Mehrere Figuren sind in entspannten Posen um den Brunnen gruppiert. Der "Berliner Fenstergucker" mustert Passanten in Richtung der U-Bahnstation.
Der älteste Springbrunnen im Tiergarten ist nicht besonders groß und liegt ein wenig versteckt, ist dafür aber umso schöner anzusehen. Ganz in der Nähe der Spree, wenige Schritte abseits der John-Forster-Allee, steht die Tritonfigur. Der griechische Halbgott hält in seinen Armen einen großen Fisch, aus dessen Maul eine hohe Fontäne sprudelt. Am besten erreicht man den Brunnen bei einem Spaziergang durch den nördlichen Teil des Tiergartens zwischen Haus der Kulturen der Welt und Schloss Bellevue.
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