In Neukölln Britz zwischen den U-Bahnstationen Blaschkoallee und Parchimer Allee (U7) liegt die Hufeisensiedlung nur einen kleinen Fußweg weit entfernt. Von 1925-1930 nach Plänen der Architekten Bruno Taut und Martin Wagner wegen massiver Wohnungsknappheit gebaut, gilt die Hufeisensiedlung bis heute als Vorbild des modernen, sozialen Siedlungsbaus. Ziel der beiden Architekten war es bezahlbaren Wohnraum für Arbeiter zu schaffen, der weder billig noch schäbig sein sollte, wie die bisher gängigen Mietskasernen. So entstanden gut ausgestattete, helle und freundliche Wohnungen, die fortan als ein wichtiges Beispiel des Neuen Bauens galten. Seit 2008 ist die Siedlung UNESCO-Weltkulturerbe.
Ein Spaziergang durch die Straßen und Gartenwege lohnt sich – auch für Nicht-Architekturliebhaber. Das erste was auffällt, sind die „gebauten Farben“ voller Lebensfreude. Es dominieren die Farben Rot, Gelb, Weiß und Ocker. Die Häuserfassaden sind farblich gestaltet- teilweise unterscheiden sich sogar die Front- von der Rückseite; Balkone, Fensterrahmen oder auch Treppenaufgänge heben sich farblich ab. In den Häusern wurde das Farbkonzept an Wänden, Decken und sogar Böden fortgesetzt. Die Gärten waren ursprünglich als erweiterter Wohnraum zu sehen – jede Etage sollte eigentlich gleichberechtigt ihre eigene Parzelle haben, genutzt wurden sie in der Realität allerdings meistens nur von den Erdgeschossbewohner*innen. Dennoch dienten und dienen die Grünflächen weiterhin als Begegnungsstätten der Siedlung. Beim Anlegen der Gärten sollte nichts dem Zufall überlassen werden. So wurden Mustergärten angelegt und die Obstbäume der späteren Mieter*innen gleich selbst gepflanzt. Öffentliche Grünflächen und ausgesuchte Straßenbäume, die jeder Straße ihren eigenen, unverwechselbaren Charakter geben, setzten zusätzlich grüne Akzente. Seit 2010 ist die Siedlung deshalb zurecht auch Gartendenkmal.
Auch wenn man durch ein Stück deutscher Architekturgeschichte flaniert, fühlt es sich überhaupt nicht alt oder geschichtsträchtig an. Vielmehr macht sich ein Gefühl von Vertrautheit und Wohnlichkeit breit. Zum Abschluss empfiehlt es sich, in der Info-Station der Hufeisensiedlung vorbeizuschauen. Wer möchte, kann hier einen Blick in die Anfänge der Siedlung werfen.