1920: Die 1896 aus der “Lesehalle” entstandene Steglitzer Bibliothek zog nach verschiedenen Standortwechseln ins Nebengebäude der ehemaligen “Höheren Mädchenschule der Frau Gunkel” in die Grunewaldstr. 2. Nach der Eingemeindung von Steglitz nach Berlin ging die Stadtbücherei 1921 in die Verwaltung des Bezirkamts über, die Bibliotheken Lichterfelde-Ost und Lankwitz wurden angegliedert. In Steglitz stieg die Zahl der Leser von 1.881 (1921) auf 3.768 (1928) an. Über 35.000 Bände waren 1930 im Angebot, belehrende und unterhaltende Literatur wird im Verhältnis 1:1 angeboten, Allein 2.100 besaß die Musikbibliothek, die 1928 – nach dem Umzug der 1924 gegründeten Kinderlesehalle – in der freigewordenen Baracke Grunewaldstr. 2 eröffnet wurde. Die Stadtbücherei Steglitz, seit 1919 unter Leitung von Dr. Hans Rothardt, organisierte Ausstellungen und Lesungen, die Buchausleihe erfolgte an einer Theke. Hier versuchten Jugendliche
wohl öfters, ein Buch mit rotem “R” (für reifere Leser) auszuleihen, doch ist zu vermuten, das dies meist scheiterte.
1933 versetzten die Nationalsozialisten Dr. Rothhardt in den Ruhestand. Unerwünschte Literatur wurde ausgesondert oder landete im “Giftschrank”. Titel wie “Der Hitlerjunge Quex” und “Rassenkunde des deutschen Volkes” kamen dazu. Jeder Leser konnte 1935 in der Bibliothek, nun in “Volksbücherei Steglitz” umbenannt, zwei Bücher entleihen, ein drittes, sofern es “nationalsozialistisches Schrifttum” war. HJ-Büchereien entstanden. 1945 öffneten die Alliierten die “Giftschränke”, die Bestände wurden “gesäubert”. Die Kinderlesehalle Flemmingstr. wurde 1946 wiedereröffnet. Die Jugendbücherei nutzte eine Ecke der Musikbücherei, bevor sie 1952 zusammen mit der neuen “Bücherei für junge Menschen” von 15 bis 20 Jahren in die Rothenburgstr. 33 zog. Erfolgreich: 1955 kamen täglich 470 junge Leser.
1956 beschloss der Senat einen Zehnjahresplan für Bibliotheken: In zehn von 12 Bezirken wurden für die Hauptstellen Neu- oder Umbauten geplant. Die neue Stadtbücherei Steglitz mit Erwachsenen-, Jugend- und Musikbücherei eröffnete am 1. Oktober 1958 in einem zweigeschossigen Neubau in der Grunewaldstr. 2. Mit 23.000 Lesern und 750.000 entliehenen, nun frei zugänglichen Büchern war sie 1960 berlinweit führend und galt als so repräsentativ, dass am 31.1.1961 Bundespräsident Lübke zu Besuch kam.
Das Bibliotheksangebot im Bezirk war derweil mit einer Fahrbibliothek (ab 1956, erster Bus 1961) ergänzt worden, in Lankwitz entstand 1965 der bis heute existierende Neubau. Die Mitte der 1970er Jahre eingerichteten Mediotheken in den Mittelstufenzentren Ostpreußendamm und Dessauer Straße wurden 1984 wegen der Asbestproblematik geschlossen, die Medienvielfalt war jedoch richtungsweisend. Personaleinsparungen, Schließungen und Zusammenlegungen prägten die Steglitzer Bibliotheksgeschichte ab Ende der *1980*er Jahre – und die Technik. Neue Medien wie CDs und Videos kamen hinzu, ab 1993 löste der PC nach und nach den Zettelkatalog ab.
1995 wurde im Rahmen des Bibliotheksentwickungsplan die Hauptbibliothek erweitert, 1996 feierte die Ingeborg-Drewitz-Bibliothek, die seit 1991 den Namen der Schriftstellerin trägt, ihr 100-jähriges Bestehen.
2006 ein Sprung in die Moderne: Nach über sieben Jahren des Planens und Bauens wurde am 4. September die neue Bezirkszentralbibliothek eröffnet.
Den Anstoß zum Neubau gaben Anfragen von Investoren, die an verkehrsgünstiger Lage ein Grundstück zur Errichtung eines Einkaufscenters suchten und dies im öffentlichen Gelände hinter dem alten Steglitzer Rathaus fanden. In allen Ausschreibungen war die Integration der Stadtbibliothek fester Bestandteil der Planungen. Nach Fertigstellung kaufte der Bezirk die Bibliotheksetage im 3. Stock vom Bauherrn zurück.
Nach dreijähriger Übergangszeit mit Ausweichquartier und reduziertem Angebot standen ab 2006 wieder sämtliche Bestände der Ingeborg-Drewitz-Bibliothek den Kunden zur Verfügung. Die Bibliothek mit mehr als 5000 m² Gesamtfläche beinhaltet den 3000 m² großen Ausleihbereich ohne Trenn- und Zwischenwände, unterbrochen nur durch ein verglastes, begehbares Atrium, das für zusätzliches Tageslicht sorgt. Als Zentrum der Information und Kommunikation dient sie nicht nur dem Ausleihen von Medien, sondern bietet auch Lese-, Arbeits- und Kommunikationszonen für die sehr unterschiedlichen Ansprüche der verschiedenen Besuchergruppen – bis heute.