Interview mit Dr. Florian Kammerer

Mann tippt auf digtales Bedienfeld Transformation

Im Rahmen unserer Interviewreihe zum Förderprogramm DigiRess gibt uns Dr. Florian Kammerer, Referatsleiter für die nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie und Ressourceneffizienz beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Einblick in die Hintergründe zum Förderprogramm. Das BMUV ist Initiator des Förderprogramms. Träger ist das VDI Technologiezentrum.

Portraitfoto von Dr. Florian Kammerer

Gibt es im Rückblick auf die Projekteinreichungen und Themen etwas, das Sie besonders überrascht hat?

Bei den Projekteinreichungen und Themen war besonders spannend, wie groß die Resonanz auf die Förderung in den ersten Stichtagen war. Die Beteiligung der Unternehmen hat unsere Erwartungen deutlich übertroffen. Die Unternehmen haben ein enormes Interesse an den angebotenen Fördermöglichkeiten gezeigt. Dabei wurde das Thema „Digitale Optimierung von Produktionsprozessen“ am meisten nachgefragt. Dies verdeutlicht, dass viele Unternehmen die Bedeutung digitaler Technologien für ihre Produktionsabläufe erkannt haben und bereit sind, in entsprechende Optimierungsmaßnahmen zu investieren.
Bemerkenswert war auch die Schnelligkeit, mit der sowohl die Auswahl der Förderideen als auch die Bewilligungen erfolgten. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUV) und gerade der beauftragte Projektträger konnten hier in kurzer Zeiteffizient unterstützen und somit die Wirtschaft bestmöglich fördern. Die thematische Ausrichtung der Förderung wurde insgesamt sehr gut angenommen. Sie traf die Bedürfnisse der Unternehmen und spiegelte ihre Förderbedarfe wider. Diese positive Resonanz von Seiten der Unternehmen unterstreicht die Relevanz und Wirksamkeit der Fördermaßnahme.

Mit Blick auf die geförderten Projekte und auch auf die vielen Ideen, die knapp an einer Förderung gescheitert sind: Wo sehen Sie die größten Potenziale der Digitalisierung in Bezug auf Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft und wo herrscht ggfs. weiterer Forschungsbedarf?

Hier lassen sich die größten Potenziale besonders bei der Zielgruppe der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) erkennen. Das Themenfeld, das sehr gut angenommen wurde, war die Prozessoptimierung zur Einsparung von Materialressourcen mittels digitaler Technologien. Positiv festzustellen war auch, dass alle Wirtschaftszweige angesprochen wurden. Förderideen aus allen Sektoren konnten in die Förderung aufgenommen werden. Das umfasst die Landwirtschaft, Dienstleistung, Bau, Lebensmittel, Textil, Kunststoff-, Metall-, Glas, Elektroindustrie, Maschinen-/Anlagenbau, Chemie und Automobilindustrie. Diese breite Beteiligung zeigt, dass die Digitalisierung branchenübergreifend als Schlüssel zur Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft gesehen wird bzw. dass Unternehmen die Vorteile der digitalen Technologien nutzen, um ihre Ressourceneffizienz zu steigern und nachhaltiger zu wirtschaften. Darüber hinaus ist zu erkennen, dass insbesondere KI einen wichtigen Beitrag zur Ressourceneffizienz leisten kann.
Am Standort Deutschland gewinnen zunehmend Unternehmensnetzwerke an Bedeutung. Hier sind nicht nur die KMU, sondern auch Großunternehmen und Forschungseinrichtungen gefordert, um gemeinsam innovative Lösungen für die Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft zu entwickeln und umzusetzen. Die Zusammenarbeit zwischen diesen Akteuren wird entscheidend sein, um die Potenziale der Digitalisierung auszuschöpfen und nachhaltiges Wirtschaftswachstum voranzutreiben. Daher besteht zweifelsohne bundesweit weiterer Förderbedarf wie auch die Beteiligung zur Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie gezeigt hat, die im Entwurf vor Kurzem veröffentlicht worden ist. Eine weitere Fortschreibung des Förderprogramms gelingt derzeit in der Modellregion des Rheinischen Reviers in Nordrhein-Westfalen.

Ein spannendes Merkmal der DigiRess Förderung ist die Aufteilung in zwei Module: 1. kleine Fördervolumina bis 200.000 EUR mit sehr attraktiver Förderquote für Einzelprojekte, 2. größere Fördervolumina für große Einzel- sowie Verbundprojekte. Wie war die Resonanz auf die beiden Module und welche Schlüsse ziehen Sie daraus?

Charakteristisch für die DigiRess-Förderung ist die Aufteilung in zwei Module: Erstens: kleine Fördervolumina bis 200.000 EUR mit attraktiver Förderquote nach den Regelungen für De-minimis-Beihilfen und zweitens: Fördervorhaben nach den Regelungen der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung (AGVO) für größere Fördervolumina. Beide Module haben sich als sehr attraktiv und gut umsetzbar in der Förderung erwiesen.
Die Resonanz auf beide Module war sehr positiv, da sie eine bedarfsgerechte und flexible Antragstellung ermöglichen. Die De-minimis-Förderung erlaubt insbesondere kleinen und jungen Unternehmen eine einfache Antragstellung mit besonders attraktiven Fördermodalitäten, um ihre Innovationsprojekte voranzutreiben.
Auf der anderen Seite fügen sich die Fördermodalitäten nach den Regelungen der AGVO exzellent in den europäischen Beihilferahmen ein. Diese sind besonders für finanziell umfangreichere und risikoreichere Vorhaben relevant. Hier scheint die Fördermodalität für etablierte KMU besonders bedeutsam zu sein, um mit einer erhöhten Eigenkapitalquote innerbetriebliche Veränderungen zum Schutz der Umwelt und Ressourcen voranbringen zu können.
Aus der positiven Resonanz auf beide Module lässt sich schließen, dass die Förderstrategie der DigiRess-Förderung effektiv und bedarfsgerecht ist. Die Möglichkeit, zwischen kleineren und größeren Fördervolumina zu wählen, ermöglicht es Unternehmen unterschiedlicher Größe und mit unterschiedlichen Bedürfnissen, von der Förderung zu profitieren und ihre Projekte erfolgreich umzusetzen.

Das DigiRess Förderprogramm ist auf Bundesebene ausgelaufen, wird in NRW derzeit jedoch weitergeführt. Bestehen Überlegungen, das Förderprogramm auch in weiteren Bundesländern fortzuführen?

Das Förderprogramm ist sicherlich attraktiv sowohl auf Bundesebene als auch auf Landesebene und läuft derzeit in der Modellregion des Rheinischen Reviers sehr gut an. Die positiven Erfahrungen und der erfolgreiche Start in NRW zeigen, dass das Programm großes Potenzial hat.
Allerdings bedarf die Haushaltslage des Bundes und auch der Länder immer wieder einer Priorisierung. Das BMUV unterstützt das Programm gerade mit Blick auf Strukturwandel bestmöglich, muss jedoch auch viele weitere Ressortschwerpunkte im Bereich Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz in den Blick nehmen.
Sollten sich die finanziellen Rahmenbedingungen ändern oder Prioritäten neu gesetzt werden, wäre auch eine Ausweitung des Programms auf weitere Bundesländer durchaus denkbar. Die bisherigen Erfolge und die Flexibilität des Programms sprechen für eine Wiederaufnahme und Erweiterung, wenn die Voraussetzungen dafür gegeben sind.