Interview mit Christian Springub

Fahrradstraße mit Verkehrszeichen und Fahrradfahrern

Wir haben uns für die siebente Ausgabe unseres Kreislaufwirtschaft-Newsletters mit der Kreislaufwirtschaft im Mobilitätssektor befasst und durften dazu Christian Springub, dem Gründer der Dance GmbH, ein paar Fragen zu ihrem Product-as-a-service Geschäftsmodell, sowie zum Design ihrer überall im Berliner Stadtbild präsenten Leihräder stellen.

Portraitfoto von Christian Springub

Was sind die Hauptargumente Ihrer Kund:innen? Was spricht für Product-as-a-Service vs. Produktkauf?

Normalerweise, jedenfalls ist es so in der linearen Wirtschaft, werden Produkte für den Moment des Verkaufs gebaut, also für den sogenannten Point of Sales, POS. Dann gewährt das Unternehmen noch die gesetzlich vorgeschriebene Garantiezeit, aber Wartung- und Verschleißprobleme und schließlich auch Reparatur, Ersatz und auch Entsorgung liegen auf Kundenseite. Das Dance-Abo-Modell bietet Kund:innen eine flexible Mobilitätslösung ohne hohe Einstiegskosten und umfasst zugleich einen umfassenden Wartungs- und Reparaturservice, der jede Sorge um die Instandhaltung nimmt und den Nutzungskomfort erheblich steigert. Durch die nachhaltige Ausrichtung, bei der Fahrzeuge langfristig genutzt und gepflegt werden, spricht das Modell besonders die umweltbewusste Stadtbevölkerung an, die Flexibilität und unkomplizierte Mobilität schätzt. Mit einfachen Kündigungsoptionen passt das Dance-Abo ideal zur urbanen Lebensweise und stellt eine moderne Alternative zum klassischen Kauf dar.

Wenn ich ein Produkt vermiete, anstatt es zu verkaufen, habe ich als Unternehmen ein wirtschaftliches Interesse daran, es möglichst langlebig und reparierbar zu gestalten. Inwieweit wird Circular Design bei der Herstellung der Dance Bikes und Mopeds berücksichtigt?

Unser Konstruktions- und Designansatz wird maßgeblich durch das Geschäftsmodell geprägt: Dance bleibt Eigentümer der Flotte, Dance kommt für Reparatur und Wartung auf, Dance übernimmt das Recycling und Entsorgung aller Bauteile am Lebensende der Produkte. Das bedeutet, wir als Unternehmen haben ein ganz besonderes Interesse daran, dass unsere Produkte und verwendeten Zukaufteile so lange wie möglich halten und so störungsfrei wie möglich im Gebrauch sind. Alles andere kostet uns unmittelbar Geld wie auch Kundenzufriedenheit und letztendlich laufende Abonnements. Circular Design spielt bei der Herstellung der Dance-Bikes und -Mopeds eine zentrale Rolle, da das Abo-Modell eine langfristige Nutzung und Wiederverwendung der Fahrzeuge voraussetzt. Durch langlebige Materialien und eine modulare Bauweise werden die E-Bikes und E-Mopeds so konzipiert, dass sie möglichst robust und leicht reparierbar sind. Dies bedeutet, dass einzelne Komponenten problemlos ausgetauscht oder gewartet werden können, wodurch die Lebensdauer der Fahrzeuge erheblich verlängert wird. Ist z.B. der Fahrradrahmen bei einem Unfall zerbrochen, entnehmen wir alle weiterhin verwendbaren Teile und integrieren sie weiterhin in der Flotte. Ein Neukunde wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit kein Dance Bike ohne bereits gebrauchte Elemente erhalten. So fördert Dance eine Kreislaufwirtschaft, indem gebrauchte oder defekte Teile nicht einfach entsorgt, sondern instandgesetzt und wiederverwendet werden. Durch dieses Designprinzip wird nicht nur die Ressourceneffizienz gesteigert, sondern auch der ökologische Fußabdruck reduziert – ein Ansatz, der in einem Abo-Modell besonders wirtschaftlich sinnvoll ist, da die langfristige Nutzung und Qualitätssicherung der Fahrzeuge direkt mit dem Geschäftsmodell verbunden sind. Auch stehen wir in engem Austausch mit unseren Zulieferern, welche durch unser Feedback ihre Qualität hin zu Langlebigkeit und Reparierbarkeit steigern.

Dance vertreibt nicht nur E-Fahrräder, sondern auch E-Mopeds. Wie unterscheiden sich die beiden Marktsegmente?

Die Marktsegmente für E-Fahrräder und E-Mopeds unterscheiden sich vor allem in den Ansprüchen und Bedürfnissen der jeweiligen Nutzergruppen. E-Fahrräder sprechen vor allem diejenigen an, die auf flexible, umweltfreundliche Fortbewegung für kürzere Strecken setzen und dabei noch etwas für die Fitness tun möchten – ideal also für das tägliche Pendeln im urbanen Raum. E-Mopeds hingegen bieten eine komfortable und schnelle Lösung für längere Strecken, die sich ohne große körperliche Anstrengung bewältigen lassen. Sie sind besonders attraktiv für Kund:innen, die zügig und bequem durch die Stadt kommen möchten, ohne auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein. Während E-Fahrräder also Flexibilität und Fitness vereinen, stehen E-Mopeds für eine schnellere, entspannte Mobilitätsalternative auf längeren Distanzen.

Sehen Sie Möglichkeiten für das Land Berlin, Product-as-a-Service Modelle – in der Mobilität oder allgemein – stärker zu fördern?

Berlin könnte Product-as-a-Service (PaaS)-Modelle, insbesondere im Mobilitätsbereich, gezielt fördern und dadurch nachhaltige Angebote wie eBike- und eMoped-Abos noch attraktiver machen. Subventionen oder Steuererleichterungen für PaaS-orientierte Unternehmen wären ein erster Schritt. Ergänzend könnte die Stadt spezielle Förderprogramme und Partnerschaften für Start-ups und Unternehmen initiieren, um PaaS-Modelle weiter zu verbreiten und Bürger:innen durch vergünstigte Mobilitätsabos in städtischen Programmen einen leichteren Zugang zu ermöglichen. Gleichzeitig könnte Berlin auch selbst eine Vorbildrolle übernehmen, indem die Verwaltung verstärkt abonnementbasierte Dienste nutzt (z.B. im Fuhrpark) und damit PaaS als Teil ihrer eigenen Nachhaltigkeitsstrategie verankert. So würde die Stadt nicht nur die Akzeptanz für PaaS-Modelle fördern, sondern gleichzeitig aktiv ihre Klimaziele und die Kreislaufwirtschaft vorantreiben. Mit diesen Maßnahmen könnte Berlin PaaS zu einem festen Bestandteil der urbanen Infrastruktur und damit zu einer nachhaltiger gestalteten Zukunft machen.

Das Interview mit Christian Springub wurde im November 2024 geführt.