Den Nachwuchspreis 2020 erhält der Kinderonkologe PD Dr. med. Anton G. Henssen, der am Berliner Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin und an der Charité forscht und als Arzt arbeitet. Er wird für seine zukunftsweisende Forschung ausgezeichnet, die maßgeblich dazu beiträgt, neue Mechanismen in der Entwicklung von Tumoren im Kindesalter zu verstehen und damit neue Ansätze in der Diagnose und Therapie ermöglichen könnte. Seine Arbeit bettet sich optimal in das wissenschaftliche Umfeld der Hauptstadtregion ein und ist ein hervorragendes Beispiel für die Wirkung anwendungsorientierter Forschung.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin und Senator für Wissenschaft und Forschung, Michael Müller, erklärt: „Ich gratuliere beiden Preisträgern ganz herzlich. Professor Christian Drosten zählt weltweit zu den renommiertesten Virologen und leistet mit seiner großen Expertise einen entscheidenden Beitrag zur Bewältigung der Corona-Pandemie. Das gilt natürlich für seine exzellente Forschungsarbeit, aber nicht minder für sein vorbildliches Engagement in der Wissenschaftskommunikation. Denn Forschungserkenntnisse auch jenseits der Fachwelt zu erklären und dabei die Prozesse der Erkenntnisgewinnung verständlich zu machen, ist für unseren Erfolg im Kampf gegen das Corona-Virus von zentraler Bedeutung. Prof. Christian Drosten ist ein herausragender Botschafter für den Innovationsstandort Berlin und trägt viel zur internationalen Sichtbarkeit unserer Stadt bei. Das trifft auch auf den diesjährigen Nachwuchspreisträger Dr. Anton Henssen zu, dessen
Arbeit großes Potenzial für die Medizin und unseren Gesundheitsstandort birgt. Mit seiner zukunftsweisenden Forschung legt er wichtige Grundlagen, damit wir zu neuen Durchbrüchen in der Diagnose und Behandlung von Krebserkrankungen bei Kindern gelangen. Mit ihrer Arbeit zeigen beide Preisträger, wie stark die Berliner Wissenschaft ist und darauf kann unsere Stadt zurecht stolz sein.“
Beide Preisträger wurden bereits im September 2020 von der Jury ausgewählt, die traditionell im November stattfindende Preisverleihung musste jedoch pandemiebedingt verschoben werden. Der Berliner Wissenschaftspreis ist mit 40.000 Euro dotiert und ehrt herausragende Forschungsleistungen, die in der Hauptstadt entstanden sind. Das Preisgeld erhält die Institution des Preisträgers. Der mit 10.000 Euro dotierte Nachwuchspreis geht an den Preisträger selbst und würdigt einen besonders innovativen Forschungsansatz in einem Berliner Zukunftsfeld. Der Berliner Wissenschaftspreis wird seit 2008 jährlich durch den Regierenden Bürgermeister von Berlin vergeben.
Lebensläufe
Prof. Dr. Christian Drosten studierte Humanmedizin in Frankfurt am Main. Nach der Promotion zum Doktor der Medizin 2003 leitete er eine Arbeitsgruppe am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg, ehe er 2007 als Leiter des Instituts für Virologie an das Universitätsklinikum Bonn berufen wurde. Seit 2017 ist der Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie Direktor des Instituts für Virologie der Charité. Er leitet den Fachbereich Virologie bei der Labor Berlin – Charité Vivantes GmbH sowie die Arbeitsgruppe „Virusnachweis und Pandemieprävention“ am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF). Er ist Sprecher des Nationalen Forschungsnetzes Zoonotische Infektionskrankheiten und wissenschaftlicher Leiter des interdisziplinären Zentrums Charité Global Health. Für seine Verdienste zur Kommunikation in der COVID-19-Pandemie wurde Prof. Drosten vielfach ausgezeichnet. Im Oktober 2020 wurde er für die Entwicklung
eines Nachweistests für SARS-CoV-2 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse geehrt. Bereits 2005 hatte er das Bundesverdienstkreuz am Bande für die Identifizierung des ursprünglichen SARS-Coronavirus und die Entwicklung des ersten diagnostischen Tests erhalten.
PD Dr. med Anton G. Henssen ist Kinderonkologe und arbeitet seit Ende 2018 am Berliner Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Henssen hat im Anschluss an eine neurowissenschaftliche Ausbildung im Forschungszentrum Jülich im Jahr 2013 seinen Doktor an der RWTH Aachen gemacht. Als Assistenzarzt am Universitätsklinikum Essen befasste er sich danach erstmals vertieft mit kindlichen Tumoren. Während eines Forschungsaufenthalts in den USA am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York (2013 bis 2016) spezialisierte er sich auf die DNA-Sequenzierung von Tumoren in Kindesalter. Im Jahr 2016 kam er nach Berlin, um im Clinician Scientist-Programm des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) und der Charité zu arbeiten. Seit Ende 2018 leitet Henssen am ECRC die
Emmy-Noether-Forschungsgruppe „Genomische Instabilität bei kindlichen Tumoren“, die zugleich auch Gastgruppe am MDC ist. Seit 2020 wird seine Forschung vom European Research Council (ERC) im Rahmen eines Starting Grant mit rund 1,5 Millionen Euro gefördert. Parallel zu seiner Forschung auf dem Campus Buch arbeitet Henssen an der Charité als Arzt in der Pädiatrie mit Schwerpunkt Hämatologie und Onkologie.