Von der Idee zur Anwendung: Zehn Konzepte für Berliner Reallabore werden entwickelt
Pressemitteilung vom 16.05.2024
Berlin ist Deutschlands Innovationsschmiede. Damit Ideen aus Forschung und Entwicklung noch schneller und zielgerichteter zur Marktreife gelangen, sollen sie in real life – also unter echten Bedingungen – erprobt werden. Dafür hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe im Oktober letzten Jahres einen Förderaufruf für wirtschaftsorientierte Reallabore veröffentlicht. Unter den insgesamt 56 eingereichten Vorhaben konnten sich zehn für die nächste Stufe des Wettbewerbs durchsetzen. In einer sechsmonatigen Konzeptphase sollen diese nun weiter ausgearbeitet werden. Am Dienstag, den 14. Mai, fand hierfür eine Kick-Off Veranstaltung in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe statt. Ab November 2024 werden die ausgearbeiteten Konzepte einer gutachterlichen Bewertung unterzogen. Auf dieser Grundlage soll Anfang 2025 eine Förderentscheidung fallen, welche der Konzepte bei der Umsetzung des jeweiligen Reallabors unterstützt werden. Die gekürten zwei bis drei Finalisten können dann mit bis zu drei Millionen Euro über eine Laufzeit von drei Jahren gefördert werden.
Michael Biel, Staatsekretär für Wirtschaft, erklärt: „Die hohe Beteiligung an unserem Förderaufruf und die Innovationskraft, die hinter den eingereichten Ideen steckt, sind beeindruckend. Das zeigt, wie leistungsstark und kreativ Berlins Wirtschaft und Wissenschaft sind – vor allem, wenn sie zusammenarbeiten. So unterschiedlich die Ideen und Ansätze der ausgewählten Beiträge sind, so sehr haben sie eines gemeinsam: Sie wollen Lösungen für ganz konkrete Bedarfe in unserer Stadt erproben und damit unseren Alltag und unsere Zukunft besser machen. Die Bandbreite der Themen reicht dabei von Recycling im Bausektor, über eine sichere Versorgung mit Wasser und Wärme, bis zu smarten Ideen für Mobilität und Logistik in einer Metropole. Die Reallabore sind ein weiterer Schritt auf Berlins Weg zum Innovationsstandort Nummer eins in Europa.“
Die folgenden zehn Projekte wurden für die nächste Phase ausgewählt und erhalten Förderung zur Ausarbeitung ihrer Konzepte:
B(e)Ware
Das Projekt B(e)Ware will Planungs- und Bauprozesse rund um wiederverwendete Baustoffe erproben. Im Reallabor sollen lokale Abfallstoffe als anspruchsvolle Tragkonstruktionen in die Wertschöpfungskette im Bausektor zurückgeführt werden.
Projektpartner: Natural Building Lab der Technischen Universität Berlin (Verbundkoordination), NBL Studio gGmbH
FRIEDLICH
Das Projekt FRIEDLICH will Lösungen für ein friedliches Miteinander unterschiedlicher Verkehrsteilnehmer in Fußgängerzonen durch KI-gestützte Beeinflussung von E-Klein-Fahrzeugen mit automatischer Geschwindigkeitsdrosselung entwickeln und erproben.
Projektpartner: HFC Human-Factors-Consult GmbH (Verbundkoordination), INSEL-PROJEKT.BERLIN GmbH
GEISIR
Kommunen in Deutschland stehen vor der Herausforderung die Transformation der Wärmeversorgung zu beschleunigen. Das Projekt GEISIR setzt auf die Entkopplung von Planungsabläufen zwischen Infrastruktursanierung und Wärmeversorgung, indem es den proaktiven Einbau von Abwasserwärmetauschern im Gelegenheitsfenster der Sanierung von Abwasserdruckrohrleitungen erproben will.
Projektpartner: Berliner Wasserbetriebe AöR (Verbundkoordination), Deutsche Abwasser-Reinigungs-GmbH Berlin
HyAirLogic Lab
Das Projekt HyAirLogic Lab will Lösungen zur nachhaltigen Gestaltung des Mobilitäts- und Logistiksektors erproben. Im Reallabor sollen wasserstoffbetriebene Frachtdrohnen (eVTOLs electric Vertical Take-Off and Landing aircrafts) und die für ihre Nutzung erforderlichen Infrastruktur und Akzeptanz erprobt sowie Fragen von Zertifizierungen und Ausgestaltung des Rechtsrahmens betrachtet werden.
Projektpartner: Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (Verbundkoordination), NEX Aero GmbH, Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
IWIQ
Das Projekt IWIQ will zur zukunftssicheren Wasserversorgung und zur Wärmewände beitragen. Im möglichen Reallabor soll das Recycling von Grauwasser aus Haushalten bei gleichzeitiger Wärmerückgewinnung erstmalig für ein Bestandsgebäude umgesetzt werden.
Projektpartner: Kompetenzzentrum Wasser Berlin gGmbH (Verbundkoordination) und Nolde – innovative Wasserkonzepte GmbH
KWArtier
Das Projekt KWArtier will Lösungen für klimaneutrale, autarke Wärme- und Kälteversorgung von Quartieren erproben. Die Idee, die im Reallabor umgesetzt werden soll, ist ein kaltes Nahwärmenetz, das Wärmespender und Wärmeabnehmer verbindet und einen thermischen Speicher bedient.
Projektpartner: Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
MiNTEins
Das Projekt MiNTEins will neue Formen der Einsatzkommunikation für Katastrophen- und Notfalllagen erproben. Mit einem Reallabor sollen Lösungen zum Infrastruktursharing und zur Mitnutzung von kommerziellen Netzen auf lokaler und urbaner Ebene getestet werden.
Projektpartner: NKMG mbH (Verbundkoordination), Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH (IABG), Senatsverwaltung für Inneres und Sport Berlin
MobLog
Das Projekt MobLog will Lösungen für optimierte Warenlieferungen an die Vielfalt unterschiedlicher Empfänger in dicht besiedelten Quartieren erproben. Im Reallabor sollen dabei Verkehrsströme auf Straße, Schiene und Wasser intelligent vernetzt werden.
Projektpartner: Werner-von-Siemens Centre for Industry and Science e.V. (Verbundkoordination), T-Base Consulting GmbH, Gestalt Robotics GmbH
U-Space Berlin
Das Projekt U-Space Berlin will eine nachhaltige Last-Mile-Logistiklösung für Paketlieferungen im Bezirk Tempelhof-Schöneberg erproben. Das Ziel des Reallabors ist, skalierbare und datenbasierte Geschäftsmodelle für die Integration von Drohnen in Logistik- und Transportkonzepte im urbanen Raum zu entwickeln.
Projektpartner: Startup Colors UG/Applied Data Incubator (Verbundkoordination)
WohnZukunftII
Das Projekt WohnZukunftII will emissionssparende Möglichkeiten der Wärmegewinnung im Quartieren erproben. Im möglichen Reallabor sollen z.B. Lösungen zur Dekarbonisierung über tiefengeothermische Heizwärme-Einträge und digital gestützte Effizienzprozesse umgesetzt werden.
Projektpartner: CO2zero e.V. (Verbundkoordination), green with IT e.V., eZeit Ingenieure GmbH
Über die Reallabore Initiative
Berlin als Experimentierfeld für eine sozial-ökologische Transformation des Wirtschaftslebens – die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe verfolgt diese Idee mit dem Pilotprogramm zur Förderung von wirtschaftsorientierten Reallaboren. Damit soll die Erprobung innovativer und komplexer Systemlösungen unter realen Bedingungen finanziell gefördert werden. Initiativen, die ein hohes Wertschöpfungs- und Transferpotential aufweisen sowie regulatorisches und administratives Lernen ermöglichen, sollen dabei vorrangig zum Zuge kommen.
Das Gesamtbudget des Landes Berlin für das Vorhaben liegt bei 7 Mio. Euro. Die Förderung soll in zwei Phasen erfolgen. In der Konzeptphase werden bis zu zehn Konzepte gefördert. Sie soll bis zu 6 Monate dauern und pro Konzept mit bis zu 100.000 Euro gefördert werden. Für die Umsetzungsphase ist vorgesehen, zwei bis drei Reallabore zu fördern. Die Phase soll bis zu drei Jahre dauern und pro Reallabor mit bis zu 3 Mio. Euro gefördert werden. Der Förderaufruf “Wertschöpfung durch Innovation im Quartier“ erfolgte am 18. Oktober 2023 und zielte darauf ab, innerhalb eines abgrenzbaren Systemausschnitts sektor- und branchenübergreifende Lösungen für das Quartier von morgen zu entwerfen. Der Förderaufruf war in fünf Themenbereiche unterteilt:- A: „Klimaverträgliche Gestaltung der Energieversorgung (insb. Wärme) und des Wassermanagements“
- B: „Mobilität und Logistik (inkl. Mikrologistik)“
- C: „Organisation von klimaneutralen Stoffkreisläufen und Lieferketten“
- D: „Optimierung der Flächennutzung (Multicoding)“
- E: „Soft Infrastructure (insb. Sicherheit und Gesundheit)“
Die Reallabore Initiative der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe wird mit dem Projektträger VDI/VDE Innovation + Technik und dem Projektträger Karlsruhe umgesetzt.
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