Soziale Benachteiligungen nach Corona-Pandemie wieder rückläufig – leichte Verschiebung durch Berücksichtigung von Kindern und Jugendlichen in alleinerziehenden Haushalten erkennbar
Die Entwicklung im Untersuchungszeitraum (31.12.2020 bis 31.12.2022) ist durch die Erholungseffekte nach der Corona-Pandemie und erste Auswirkungen des Angriffskriegs auf die Ukraine gekennzeichnet. Die bisherigen drei Index-Indikatoren zeigen gesamtstädtisch eine leichte Verbesserung. Der Anteil der Arbeitslosen nach SGB II ist bis 2022 nach dem Anstieg während der Corona-Pandemie wieder von 5,3 Prozent auf 4,6 Prozent gesunken. Ähnlich verlief auch die Entwicklung des Anteils der nicht arbeitslosen Bezieherinnen und Bezieher von Transferleistungen. Er sank von 11,8 Prozent im Jahr 2020 auf 11,3 Prozent im Jahr 2022. Darüber hinaus ist der Index-Indikator Kinderarmut zwischen 2020 und 2022 stark von 26,9 Prozent auf 24,5 Prozent gesunken, womit sich der rückläufige Trend der Kinderarmut fortsetzt.
Der neue Index-Indikator Anteil Kinder und Jugendliche in alleinerziehenden Haushalten zeigt eine etwas andere räumliche Verteilung mit einer starken Konzentration überdurchschnittlich betroffener Gebiete in der äußeren Stadt (v.a. in Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg). Zwischen 2020 und 2022 sinkt der Anteil von 27,0 Prozent auf 26,4 Prozent. Insgesamt lebt damit etwas mehr als jedes vierte Kind in einem alleinerziehenden Haushalt.
Die räumliche Verteilung der Gebiete mit sozial benachteiligten Einwohnenden in Berlin zeigt weiterhin eine Konstanz. Die Gebiete, in denen sich soziale Benachteiligungen besonders konzentrieren, befinden sich überwiegend in den Ortsteilen Gesundbrunnen, Kreuzberg, Wilhelmstadt/Staaken, Neukölln, Hellersdorf und dem Märkischen Viertel. Der Großteil dieser Gebiete erfährt bereits besondere Aufmerksamkeit durch das Förderprogramm Sozialer Zusammenhalt (Quartiersmanagementgebiete) und/oder die Ressortübergreifende Gemeinschaftsinitiative zur Stärkung sozial benachteiligter Quartiere (GI-Handlungsräume).
Innere Stadt mit überdurchschnittlich starker positiver Entwicklung
Rückläufige Entwicklungen sozialer Benachteiligungen sind sowohl in der Inneren und Äußeren Stadt vorzufinden. Die stärksten Konzentrationen positiver Dynamiken finden sich vor allem in Planungsräumen in den Bezirken Mitte (v.a. Ortsteile Gesundbrunnen und Wedding) und Neukölln (v.a. Ortsteil Neukölln) sowie im Ortsteil Kreuzberg. In der Äußeren Stadt handelt es sich vorwiegend um Planungsräume in Marzahn-Hellersdorf und Spandau. Negative Dynamiken sind sehr breit über die Bezirke verteilt mit Schwerpunkt auf der Äußeren Stadt. Eine Konzentration gibt es in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf und Treptow-Köpenick. Die Bezirke Spandau und Marzahn-Hellersdorf weisen zahlreiche Planungsräume sowohl mit einer positiven als auch einer negativen Dynamik auf. Bei rund 75 % der Planungsräume ist stabil die Dynamik.
Gebiete mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf im Fokus
Gebiete, in denen sich soziale Benachteiligungen überdurchschnittlich stark konzentrieren, bedürfen eines besonderen stadtentwicklungspolitischen Fokus und werden im MSS als “Gebiete mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf”(GmbA) identifiziert. Sie sind als Gebiete mit sehr niedrigem sozialen Status oder niedrigem sozialen Status bei gleichzeitig negativer Dynamik definiert. Insgesamt umfasst diese Gruppe 50 der 536 betrachteten Planungsräume (9 Prozent).
Gegenüber dem MSS 2021 sind 14 Planungsräume im MSS 2023 neu als Gebiete mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf ausgewiesen worden. Germersheimer Platz, Freiheit, Magistratsweg (Spandau), Marzahn West, Rosenbecker Straße, Golliner Straße, Zossener Straße, Böhlener Straße, Boulevard Kastanienallee, Neue Grottkauer Straße (Marzahn Hellersdorf), Falkenberg Ost, Zingster Straße West, Hohenschönhausener Straße und Fennpfuhlpark (Lichtenberg). Im Gegenzug waren 20 Planungsräume im MSS 2021 als Gebiete mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf klassifiziert und sind es im MSS 2023 nicht mehr. Dies betrifft Planungsräume in Mitte und Neukölln (jeweils fünf PLR), Friedrichshain-Kreuzberg (vier PLR) sowie Spandau und Tempelhof-Schöneberg (jeweils drei PLR). Der Einfluss des neuen Index-Indikatoren auf die Veränderungen der GmbA ist klar erkennbar. In der inneren Stadt kommen positive Dynamiken insb. bei der Arbeitslosigkeit und der Kinderarmut hinzu.