Soziale Benachteiligungen im gesamtstädtischen Trend bis 2019 rückläufig – Effekte der Corona-Pandemie 2020 erkennbar
Die Entwicklung im Untersuchungszeitraum (31.12.2018 bis 31.12.2020) ist durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie gekennzeichnet. Während die Werte aller drei Index-Indikatoren bis 2019 rückläufig waren, unterscheiden sich die Entwicklungen zwischen 2019 und 2020. Der Anteil der Arbeitslosen nach SGB II hat zwischen 2019 und 2020 erstmalig seit 2009 wieder zugenommen – und zwar deutlich von 4,2 auf 5,3 Prozent. Die Zunahme ist im Besonderen in den Planungsräumen mit bereits hohem Ausgangsniveau v.a. in den Bezirken Neukölln und Mitte sowie im Ortsteil Kreuzberg feststellbar. Im Gegensatz dazu ist der Anteil der nicht arbeitslosen Bezieherinnen und Bezieher von Transferleistungen auch zwischen 2019 und 2020 leicht auf 11,8 Prozent gesunken. Hier ist jedoch z.T. ein Übergang aus dem Transferbezug in die Arbeitslosigkeit wahrscheinlich. Der Index-Indikator Kinderarmut blieb zwischen 2019 und 2020 stabil. Im Vergleich zum MSS 2019 ist jedoch eine Abnahme
auf das nach wie vor vergleichsweise sehr hohe Niveau von 27 Prozent zu verzeichnen.
Aufgrund der LOR-Modifikation können kleinräumige Vergleiche zum MSS 2019 nur auf Basis der rückgerechneten Werte für die neuen Planungsraumgrenzen hergestellt werden. Insgesamt bleibt der Status-Index von ca. 92 Prozent der Planungsräume konstant. 17 Planungsräume haben ihren Status verbessert. Bei 28 Planungsräumen liegt eine Verschlechterung des Status-Index vor.
Die räumliche Verteilung der Gebiete mit sozial benachteiligten Einwohnerinnen und Einwohnern in Berlin lässt weiterhin eine hohe Konstanz erkennen. Die Gebiete, in denen sich soziale Benachteiligungen besonders konzentrieren, befinden sich überwiegend in den Ortsteilen Wedding, Moabit, Gesundbrunnen, Kreuzberg, Charlottenburg-Nord, Falkenhagener Feld, Neukölln, Hellersdorf, Reinickendorf und dem Märkischen Viertel. Der Großteil dieser Gebiete erfährt bereits besondere Aufmerksamkeit durch das Förderprogramm Sozialer Zusammenhalt (Quartiersmanagementgebiete) und/oder die Ressortübergreifende Gemeinschaftsinitiative zur Stärkung sozial benachteiligter Quartiere (GI-Handlungsräume).
Positive Entwicklung überdurchschnittlich stark in der östlichen Äußeren Stadt
Rückläufige Entwicklungen sozialer Benachteiligungen sind tendenziell in der Äußeren Stadt ausgeprägt. Die positiven Dynamiken konzentrieren sich vor allem in Planungsräumen in Marzahn-Hellersdorf und in Spandau. In der Inneren Stadt handelt es sich vorwiegend um Planungsräume in der westlichen Inneren Stadt (Charlottenburg). Außerdem sind es vermehrt Planungsräume mit einem niedrigen oder mittleren Status, die positive Dynamiken aufweisen. Negative Dynamiken sind sehr breit über die Bezirke verteilt. Eine Konzentration gibt es in den Ortsteilen Altglienicke, Britz und Kreuzberg. Der Ortsteil Hellersdorf weist sowohl Planungsräume mit positiver als auch negativer Dynamik auf. Die Dynamik von über 80 Prozent der Planungsräume bleibt hingegen stabil.
Gebiete mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf im Fokus
Gebiete, in denen sich soziale Benachteiligungen überdurchschnittlich stark konzentrieren, bedürfen eines besonderen stadtentwicklungspolitischen Fokus und werden im MSS als “Gebiete mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf” identifiziert. Sie sind als Gebiete mit sehr niedrigem sozialen Status oder niedrigem sozialen Status bei gleichzeitig negativer Dynamik definiert. Insgesamt umfasst diese Gruppe 56 der 536 betrachteten Planungsräume (10 Prozent).
Gegenüber dem MSS 2019 sind 13 Planungsräume im MSS 2021 neu als Gebiete mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf ausgewiesen worden. Dies sind die Planungsräume Lübecker Straße und Zillesiedlung (Mitte), Askanischer Platz (Friedrichshain-Kreuzberg), Griesingerstraße (Spandau), Alvenslebenstraße, Feurigstraße und Marienfelder Allee Nordwest (Tempelhof-Schöneberg), Braunschweiger Straße und Gropiusstadt Süd-Ost (Neukölln), Kosmos Viertel (Treptow-Köpenick), Gut Hellersdorf und Schleipfuhl (Marzahn Hellersdorf) sowie Wartenberg Nord (Lichtenberg). Im Gegenzug waren acht Planungsräume im MSS 2019 als Gebiete mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf klassifiziert und sind es im MSS 2021 nicht mehr. Dies betrifft vornehmlich Planungsräume in Neukölln (drei PLR) sowie Spandau und Marzahn-Hellersdorf (je zwei PLR).