Bericht Monitoring Soziale Stadtentwicklung Berlin 2021

Titelbild 2021

Status/Dynamik-Index 2021

Das Monitoring Soziale Stadtentwicklung (MSS) dient der kleinräumigen Beobachtung von Veränderungen der soziostrukturellen Entwicklung in den Teilgebieten der Stadt Berlin. Im Ergebnis des MSS werden auf räumlicher Ebene der Planungsräume Berlins Gebiete identifiziert, die im gesamtstädtischen Vergleich überdurchschnittlich stark von sozialer Benachteiligung betroffen sind und daher erhöhter stadtentwicklungspolitischer Aufmerksamkeit bedürfen. Dem MSS kommt im Rahmen der Stadtentwicklungspolitik Berlins eine Hinweis- und Frühwarnfunktion zu. In regelmäßigen Abständen wird das MSS auf methodische und fachliche Zielgenauigkeit überprüft und bei Bedarf modifiziert.

Die hier vorgelegte Fortschreibung des Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2021 (MSS 2021) umfasst den Beobachtungszeitraum der Jahre 2019 und 2020 (Datenstand: 31.12.2018 bis 31.12.2020). Gegenüber dem bisherigen Monitoringverfahren gibt es geringfügige Anpassungen. Wichtigste Änderung stellt die Nutzung der neuen Grenzen der Lebensweltlich orientierten Räume (LOR) ab 01.01.2021 dar. Diese LOR-Modifikationen umfassen Teilungen, Zusammenlegungen, Namensänderungen und ID-Änderungen sowie zum Teil Neuzuschneidungen von Planungsräumen. Für die Index-Indikatoren zur Arbeitslosigkeit und zum Transferbezug wird nun die stufenweise Anhebung der Regelaltersgrenze nach § 7a SGB II von bisher 65 auf perspektivisch 67 Jahre berücksichtigt. Die Berechnungen zum MSS 2021 erfolgen nach wie vor anhand eines gestuften Indexverfahrens. Basierend auf den drei Index-Indikatoren, die jeweils als Status und als Dynamik (Veränderung Status über 2 Jahre) dargestellt werden, erfolgt die Berechnung eines Status- und eines Dynamik-Index:

  • Arbeitslosigkeit (nach SGB II),
  • Transferbezug (existenzsichernde Leistungen für Nicht-Arbeitslose nach SGB II und XII)
  • Kinderarmut (Transferbezug SGB II der unter 15-Jährigen).

Aus der Überlagerung der gebildeten vier Klassen des Status-Index (hoch, mittel, niedrig, sehr niedrig) und der drei Klassen des Dynamik-Index (positiv, stabil, negativ) wird im Ergebnis des MSS 2021 der Gesamtindex Soziale Ungleichheit in insgesamt 12 Ausprägungen ermittelt, denen die betrachteten 542 Planungsräume* zugeordnet werden. Diese Zuordnung ermöglicht für jeden der betrachteten Planungsräume eine Aussage über dessen aktuelle soziale Situation sowie dessen Entwicklung in den Jahren 2019 und 2020. Ergänzend werden für jeden betrachteten Planungsraum 17 weitere Kontext-Indikatoren berechnet, die die sozialräumliche Situation vertiefend beschreiben.

*) Um Verzerrungen durch Zufallsfehler weitgehend auszuschließen und Datenschutzprobleme zu vermeiden, finden sechs Planungsräume mit weniger als 300 Einwohnerinnen und Einwohnern (im Betrachtungszeitraum 2019-2020) im MSS 2021 bei der Indexberechnung keine Berücksichtigung.

Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2021

Soziale Benachteiligungen im gesamtstädtischen Trend bis 2019 rückläufig – Effekte der Corona-Pandemie 2020 erkennbar

Die Entwicklung im Untersuchungszeitraum (31.12.2018 bis 31.12.2020) ist durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie gekennzeichnet. Während die Werte aller drei Index-Indikatoren bis 2019 rückläufig waren, unterscheiden sich die Entwicklungen zwischen 2019 und 2020. Der Anteil der Arbeitslosen nach SGB II hat zwischen 2019 und 2020 erstmalig seit 2009 wieder zugenommen – und zwar deutlich von 4,2 auf 5,3 Prozent. Die Zunahme ist im Besonderen in den Planungsräumen mit bereits hohem Ausgangsniveau v.a. in den Bezirken Neukölln und Mitte sowie im Ortsteil Kreuzberg feststellbar. Im Gegensatz dazu ist der Anteil der nicht arbeitslosen Bezieherinnen und Bezieher von Transferleistungen auch zwischen 2019 und 2020 leicht auf 11,8 Prozent gesunken. Hier ist jedoch z.T. ein Übergang aus dem Transferbezug in die Arbeitslosigkeit wahrscheinlich. Der Index-Indikator Kinderarmut blieb zwischen 2019 und 2020 stabil. Im Vergleich zum MSS 2019 ist jedoch eine Abnahme auf das nach wie vor vergleichsweise sehr hohe Niveau von 27 Prozent zu verzeichnen.

Aufgrund der LOR-Modifikation können kleinräumige Vergleiche zum MSS 2019 nur auf Basis der rückgerechneten Werte für die neuen Planungsraumgrenzen hergestellt werden. Insgesamt bleibt der Status-Index von ca. 92 Prozent der Planungsräume konstant. 17 Planungsräume haben ihren Status verbessert. Bei 28 Planungsräumen liegt eine Verschlechterung des Status-Index vor.

Die räumliche Verteilung der Gebiete mit sozial benachteiligten Einwohnerinnen und Einwohnern in Berlin lässt weiterhin eine hohe Konstanz erkennen. Die Gebiete, in denen sich soziale Benachteiligungen besonders konzentrieren, befinden sich überwiegend in den Ortsteilen Wedding, Moabit, Gesundbrunnen, Kreuzberg, Charlottenburg-Nord, Falkenhagener Feld, Neukölln, Hellersdorf, Reinickendorf und dem Märkischen Viertel. Der Großteil dieser Gebiete erfährt bereits besondere Aufmerksamkeit durch das Förderprogramm Sozialer Zusammenhalt (Quartiersmanagementgebiete) und/oder die Ressortübergreifende Gemeinschaftsinitiative zur Stärkung sozial benachteiligter Quartiere (GI-Handlungsräume).

Positive Entwicklung überdurchschnittlich stark in der östlichen Äußeren Stadt

Rückläufige Entwicklungen sozialer Benachteiligungen sind tendenziell in der Äußeren Stadt ausgeprägt. Die positiven Dynamiken konzentrieren sich vor allem in Planungsräumen in Marzahn-Hellersdorf und in Spandau. In der Inneren Stadt handelt es sich vorwiegend um Planungsräume in der westlichen Inneren Stadt (Charlottenburg). Außerdem sind es vermehrt Planungsräume mit einem niedrigen oder mittleren Status, die positive Dynamiken aufweisen. Negative Dynamiken sind sehr breit über die Bezirke verteilt. Eine Konzentration gibt es in den Ortsteilen Altglienicke, Britz und Kreuzberg. Der Ortsteil Hellersdorf weist sowohl Planungsräume mit positiver als auch negativer Dynamik auf. Die Dynamik von über 80 Prozent der Planungsräume bleibt hingegen stabil.

Gebiete mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf im Fokus

Gebiete, in denen sich soziale Benachteiligungen überdurchschnittlich stark konzentrieren, bedürfen eines besonderen stadtentwicklungspolitischen Fokus und werden im MSS als “Gebiete mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf” identifiziert. Sie sind als Gebiete mit sehr niedrigem sozialen Status oder niedrigem sozialen Status bei gleichzeitig negativer Dynamik definiert. Insgesamt umfasst diese Gruppe 56 der 536 betrachteten Planungsräume (10 Prozent).

Gegenüber dem MSS 2019 sind 13 Planungsräume im MSS 2021 neu als Gebiete mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf ausgewiesen worden. Dies sind die Planungsräume Lübecker Straße und Zillesiedlung (Mitte), Askanischer Platz (Friedrichshain-Kreuzberg), Griesingerstraße (Spandau), Alvenslebenstraße, Feurigstraße und Marienfelder Allee Nordwest (Tempelhof-Schöneberg), Braunschweiger Straße und Gropiusstadt Süd-Ost (Neukölln), Kosmos Viertel (Treptow-Köpenick), Gut Hellersdorf und Schleipfuhl (Marzahn Hellersdorf) sowie Wartenberg Nord (Lichtenberg). Im Gegenzug waren acht Planungsräume im MSS 2019 als Gebiete mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf klassifiziert und sind es im MSS 2021 nicht mehr. Dies betrifft vornehmlich Planungsräume in Neukölln (drei PLR) sowie Spandau und Marzahn-Hellersdorf (je zwei PLR).

Erläuterungen zu den Indikatoren und Indizes zum MSS 2021 (Fortschreibung der Indikatorenblätter)

Mit der Fortschreibung des Monitoring Soziale Stadtentwicklung Berlin 2021 (MSS 2021) wird auch die 3. Fortschreibung der “Indikatorenblätter” vorgelegt.

In Ergänzung zu den Berichten zum Monitoring Soziale Stadtentwicklung (MSS) ab 2013 wurde zur Erläuterung der im MSS 2021 verwendeten Indikatoren und berechneten Indizes

  • drei Status-Indikatoren,
  • drei Dynamik-Indikatoren,
  • Status-Index,
  • Dynamik-Index,
  • Gesamtindex Soziale Ungleichheit (Status/Dynamik-Index)
  • 17 Kontext-Indikatoren

jeweils ein sogenanntes “Indikatorenblatt” erarbeitet. Diese Erläuterungen zu den Indikatoren und Indizes sollen all jenen, die auf der fachlichen, politischen oder wissenschaftlichen Ebene mit dem Monitoring Soziale Stadtentwicklung arbeiten, den Zugang und die vergleichende Interpretation im Umgang mit den Indikatoren erleichtern.

In den Indikatorenblättern wird die Kernaussage des jeweiligen Indikators bzw. Index, die Berechnungsformel und die Datenbasis sowie seine Verfügbarkeit in der Zeitreihe dargestellt. In einem Kommentar wird auf methodische, inhaltliche und sozialräumliche Aspekte seiner Aussagekraft im Kontext der sozialen Stadtentwicklung eingegangen.

Downloads

  • Monitoring Soziale Stadtentwicklung Berlin 2021 – Langfassung

    PDF-Dokument (15.6 MB)

  • Monitoring Soziale Stadtentwicklung Berlin 2021 – Kurzfassung

    PDF-Dokument (7.5 MB)

  • Indikatorenblätter MSS 2021

    Erläuterungen zu den Indikatoren und Indizes des Monitoring Soziale Stadt­entwick­lung Berlin (ab MSS 2021) “Indika­toren­blätter”

    PDF-Dokument (2.7 MB)