Bericht Monitoring Soziale Stadtentwicklung Berlin 2019

Titelbild 2019

Status/Dynamik-Index 2019

Das Monitoring Soziale Stadtentwicklung (MSS) dient der kleinräumigen Beobachtung von Veränderungen der soziostrukturellen Entwicklung in den Teilgebieten der Stadt Berlin. Im Ergebnis des MSS werden auf räumlicher Ebene der Planungsräume Berlins Gebiete identifiziert, die im gesamtstädtischen Vergleich überdurchschnittlich stark von sozialer Benachteiligung betroffen sind und daher erhöhter stadtentwicklungspolitischer Aufmerksamkeit bedürfen. Dem MSS kommt im Rahmen der Stadtentwicklungspolitik Berlins eine Hinweis- und Frühwarnfunktion zu. In regelmäßigen Abständen wird das MSS auf methodische und fachliche Zielgenauigkeit überprüft und bei Bedarf modifiziert.

Die hier vorgelegte Fortschreibung des Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2019 (MSS 2019) umfasst den Beobachtungszeitraum der Jahre 2017 und 2018 (Datenstand: 31.12.2016 bis 31.12.2018). Gegenüber dem bisherigen Monitoringverfahren gibt es einige Anpassungen, die u.a. durch die veränderte Datenbereitstellung der Bundesagentur für Arbeit (BA) bedingt sind. So ist der bisherige Index-Indikator Langzeitarbeitslosigkeit aufgrund ausbleibender kleinräumiger Datenbereitstellung nicht mehr Bestandteil des Index-Indikatorensets. Zudem hat sich gezeigt, dass der Index-Indikator Arbeitslosigkeit nach SGB II und SGB III in der reduzierten Form der Arbeitslosen nach SGB II aussagekräftiger ist. Dieses modifizierte Index-Indikatorenset hat sich sowohl methodisch als auch fachlich als zielführend erwiesen. Die Berechnungen zum MSS 2019 erfolgen nach wie vor anhand eines gestuften Indexverfahrens. Basierend auf den drei Index-Indikatoren, die jeweils als Status und als Dynamik (Veränderung Status über 2 Jahre) dargestellt werden, erfolgt die Berechnung eines Status- und eines Dynamik-Index:

  • Arbeitslosigkeit (nach SGB II),
  • Transferbezug (existenzsichernde Leistungen für Nicht-Arbeitslose nach SGB II und XII),
  • Kinderarmut (Transferbezug SGB II der unter 15-Jährigen).

Aus der Überlagerung der gebildeten vier Klassen des Status-Index (hoch, mittel, niedrig, sehr niedrig) und der drei Klassen des Dynamik-Index (positiv, stabil, negativ) wird im Ergebnis des MSS 2019 der Gesamtindex Soziale Ungleichheit in insgesamt 12 Ausprägungen ermittelt, denen die betrachteten 436 Planungsräume* zugeordnet werden. Diese Zuordnung ermöglicht für jeden der betrachteten Planungsräume eine Aussage über dessen aktuelle soziale Situation sowie dessen Entwicklung in den Jahren 2017 und 2018. Ergänzend werden für jeden betrachteten Planungsraum 17 weitere Kontext-Indikatoren berechnet, die die sozialräumliche Situation vertiefend beschreiben.

*) Hinweis: Um Verzerrungen durch Zufallsfehler weitgehend auszuschließen und Datenschutzprobleme zu vermeiden, finden zehn Planungsräume mit weniger als 300 Einwohnerinnen und Einwohnern (im Betrachtungszeitraum 2017 – 2018) im MSS 2019 bei der Indexberechnung keine Berücksichtigung.

Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2019

Soziale Benachteiligungen weiterhin rückläufig, hohe sozialräumliche Konstanz

Gesamtstädtisch haben die Werte der drei Status-Indikatoren im Untersuchungszeitraum (31.12.2016 bis 31.12.2018) – wie auch schon in den Vorjahren – abgenommen. Während sich der Anteil der Arbeitslosen nach SGB II seit 2006 mehr als halbiert hat, konnte beim Anteil der nicht arbeitslosen Beziehenden von Transferleistungen erst in den letzten beiden Jahren ein leicht positiver Trend beobachtet werden. Die Kinderarmut nahm seit 2009 stetig ab, liegt jedoch Ende 2018 weiterhin auf einem vergleichsweise sehr hohen Niveau.

Trotz modifiziertem Index-Indikatorenset stimmen 90 Prozent der Planungsräume in ihrem Status mit dem MSS 2017 überein. Demzufolge gibt es eine hohe sozialräumliche Konstanz. Soziale Benachteiligungen konzentrieren sich vorwiegend in den Ortsteilen Wedding, Moabit, Gesundbrunnen, Kreuzberg, Charlottenburg-Nord, Spandau, Falkenhagener Feld, Neukölln, Britz, Gropiusstadt, Hellersdorf, Reinickendorf und Märkisches Viertel. Großteils erfahren die betroffenen Planungsräume bereits besondere stadtentwicklungspolitische Aufmerksamkeit und werden durch verschiedene Programme (Sozialer Zusammenhalt, Ressortübergreifende Gemeinschaftsinitiative zur Stärkung sozial benachteiligter Quartiere (GI)) gefördert.

Westliche Innere Stadt mit sehr positiver Entwicklung

Besonders bemerkbar sind die rückläufigen Entwicklungen sozialer Benachteiligungen im Untersuchungszeitraum in der westlichen Inneren Stadt. Dort konzentrieren sich positive Dynamiken vor allem in Planungsräumen in den Ortsteilen Gesundbrunnen, Moabit, Kreuzberg und Neukölln. In der Äußeren Stadt sind positive Entwicklungen vorwiegend in den Ortsteilen Falkenhagener Feld und Hellersdorf erkennbar. Es lässt sich erkennen, dass es sich vermehrt um Planungsräume mit niedrigem oder sehr niedrigem Status handelt. Insgesamt hat im Vergleich zum MSS 2017 die Anzahl der Planungsräume mit einer stabilen Dynamik zugenommen.

Gebiete mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf im Fokus

Gebiete, in denen sich soziale Benachteiligungen überdurchschnittlich stark konzentrieren, bedürfen eines besonderen stadtentwicklungspolitischen Fokus und werden im MSS als „Gebiete mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf“ identifiziert. Sie sind als Gebiete mit sehr niedrigem sozialen Status oder niedrigem sozialen Status bei gleichzeitig negativer Dynamik definiert. Insgesamt umfasst diese Gruppe 42 der 436 betrachteten Planungsräume.

Gegenüber dem MSS 2017 sind sieben Planungsräume im MSS 2019 neu als Gebiete mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf ausgewiesen worden. Dies sind die Planungsräume Gesundbrunnen (Mitte), Volkspark Prenzlauer Berg (Pankow), Plötzensee (Charlottenburg-Wilmersdorf), Gütersloher Weg (Spandau), Wissmannstraße und Goldhähnchenweg (Neukölln) sowie das Gelbe Viertel (Marzahn-Hellersdorf). Im Gegenzug waren neun Planungsräume im MSS 2017 als Gebiete mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf klassifiziert und sind es im MSS 2019 nicht mehr. Die betrifft vornehmlich Planungsräume in Spandau (vier PLR).

Kontext-Indikatoren des MSS 2019

Im Rahmen des MSS 2019 wurden wie im vorherigen Monitoring ergänzend 17 Kontext-Indikatoren berechnet und ausgewiesen. Die Kontext-Indikatoren dienen der vertiefenden Beschreibung der sozialräumlichen Situation in den Planungsräumen. In Ergänzung zu den Index-Indikatoren bilden sie in unterschiedlicher Weise spezielle Aspekte der sozialen Lage und der Lebensbedingungen in den Planungsräumen ab (wie etwa Altersarmut und Jugendarbeitslosigkeit). Analog zur Modifizierung des Index-Indikatorensets erfolgt für den Kontext-Indikator der Arbeitslosen nach SGB II und SGB III unter 25 Jahren die Reduzierung auf die Arbeitslosen nach SGB II.

Die Kontext-Indikatoren werden Handlungsfeldern der integrierten Stadtteilentwicklung zugeordnet. Drei Handlungsfelder wurden dabei als wesentlich identifiziert: „Besondere, von Armut bedrohte Zielgruppen“, „Integration“ sowie „Wohnen und Stabilität der Wohnbevölkerung“. Die Berechnung der Kontext-Indikatoren erfolgt wie bei der Berechnung der Index-Indikatoren als relativer Anteil und über ein Standardisierungsverfahren. Hierzu wird wiederum die Methode der z-Standardisierung verwendet. Dieses Verfahren ermöglicht vergleichende Aussagen über das Ausmaß der Abweichung vom Mittelwert der betrachteten 436 Planungsräume. Dadurch werden Gebiete mit starken Abweichungen vom Durchschnitt der betrachteten Planungsräume besser identifizierbar. Hinweis: Für den Kontext-Indikator K02 „Anteil der alleinerziehenden Haushalte mit Kindern an allen Haushalten mit Kindern in Prozent“ standen für das MSS 2019 keine Daten zur Verfügung.

Hinweis: Für den Kontext-Indikator K02 „Anteil der alleinerziehenden Haushalte mit Kindern an allen Haushalten mit Kindern in Prozent“ standen für das MSS 2019 keine Daten zur Verfügung.

MSS und Auswirkungen der Corona-Pandemie

Das Frühjahr 2020 war durch die weltweite Verbreitung des neuartigen Corona-Virus und die weitreichenden Gegenmaßnahmen geprägt. Da sich die Ergebnisse des MSS 2019 auf den Untersuchungszeitraum 31.12.2016 bis 31.12.2018 beziehen, sind sie von der Corona-Pandemie unbeeinflusst. Eine Auseinandersetzung mit den aktuell noch schwer abschätzbaren wirtschaftlichen Folgen – insbesondere für die lokale Beschäftigung und den Bezug von Transferleistungen – und daraus resultierenden sozialräumlichen Effekten wird im MSS 2021 erfolgen.

Erläuterungen zu den Indikatoren und Indizes zum MSS 2019 (2. Fortschreibung der Indikatorenblätter)

Mit der Fortschreibung des Monitoring Soziale Stadtentwicklung Berlin 2019 (MSS 2019) wird auch die 2. Fortschreibung der “Indikatorenblätter” vorgelegt.

In Ergänzung zu den Berichten zum Monitoring Soziale Stadtentwicklung (MSS) ab 2013 und zum MSS 2017 wurde zur Erläuterung der im MSS 2019 verwendeten Indikatoren und berechneten Indizes

  • drei Status-Indikatoren,
  • drei Dynamik-Indikatoren,
  • Status-Index,
  • Dynamik-Index,
  • Gesamtindex Soziale Ungleichheit (Status/Dynamik-Index),
  • 17 Kontext-Indikatoren

jeweils ein sogenanntes “Indikatorenblatt” erarbeitet. Diese Erläuterungen zu den Indikatoren und Indizes sollen all jenen, die auf der fachlichen, politischen oder wissenschaftlichen Ebene mit dem Monitoring Soziale Stadtentwicklung arbeiten, den Zugang und die vergleichende Interpretation im Umgang mit den Indikatoren erleichtern.

In den Indikatorenblättern wird die Kernaussage des jeweiligen Indikators bzw. Index, die Berechnungsformel und die Datenbasis sowie seine Verfügbarkeit in der Zeitreihe dargestellt. In einem Kommentar wird auf methodische, inhaltliche und sozialräumliche Aspekte seiner Aussagekraft im Kontext der sozialen Stadtentwicklung eingegangen.

Downloads

  • Monitoring Soziale Stadtentwicklung Berlin 2019 – Langfassung

    PDF-Dokument (18.7 MB)

  • Monitoring Soziale Stadtentwicklung Berlin 2019 – Kurzfassung

    PDF-Dokument (1.3 MB)

  • Indikatoren­blätter MSS 2019

    Erläuterungen zu den Indikatoren und Indizes des Monitoring Soziale Stadt­entwicklung Berlin

    PDF-Dokument (2.4 MB)