Berlin ist eine Stadt mit vielen Zentren – insgesamt 80 solche zentralen Orte mit Einkaufsstraßen, Angeboten der Nahversorgung, Warenhäusern, oder Shopping-Malls zählt die Hauptstadt. Jedes dieser Zentren ist ein wirtschaftliches wie soziales Rückgrat des jeweiligen Stadtteils. So unterschiedlich sie sind, so teilen sie die Erfahrung, dass der stationäre Einzelhandel durch viele Veränderungen und Umbrüche geprägt ist.
Fokussiert auf zunächst zwölf ausgewählte Zentren wird der Senat gemeinsam mit den Bezirken, Branchenverbänden und Partnern aus der Privatwirtschaft in den kommenden zwölf Monaten die jeweiligen fallbezogenen Bedarfe erarbeiten, 30 bestehende Maßnahmen und Förderprogramme konzertiert einsetzen und wo nötig neue Lösungswege entwickeln. Das ist das Ergebnis des ersten Zentrengipfels für den Handelsstandort Berlin, der am Montag, den 3. Juni, stattfand und den Auftakt zu diesem Prozess markiert.
Franziska Giffey, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe: „Der Handel steht zunehmend unter Druck. Das Einkaufsverhalten der Menschen hat sich verändert, sei es durch Auswirkungen der Krisen oder durch neue digitale Möglichkeiten. Zusätzlich machen unseren Läden und Einkaufsstraßen der Fachkräftebedarf, steigende Kosten und hohe Gewerbemieten zu schaffen. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, dass unsere vielen Stadtzentren lebendig und attraktiv bleiben. Wir fangen nicht bei null an und wir müssen das Rad nicht neu erfinden – aber die vorhandenen Werkzeuge und Kompetenzen auf Senats- und Bezirksebene so zusammenbringen, dass wir noch effektiver auf die Bedarfe vor Ort antworten können. Wichtig ist mir, dass wir das im engen Dialog mit den Betrieben und Einrichtungen in den Zentren entwickeln. Wir konzentrieren uns zunächst auf zwölf Zentren, aber klar ist: Von diesen Erfahrungen sollen auch die anderen Stadtorte profitieren. Der Zentrengipfel heute war ein erfolgreicher Auftakt für die nächsten Monate gemeinsamer Arbeit und dafür danke ich allen Beteiligten.“
Christian Gaebler, Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen: „Lebendige Zentren sind wichtig für die Stadtentwicklung. Lebendig heißt auch vielfältig. Das bedeutet, dass die Nutzungsmischung von Einzelhandelsstandorten gestärkt werden muss, damit sie attraktiv bleiben. Die zahlreichen Zentren in Berlin sind wichtige Bezugspunkte für die Menschen und damit identitätsstiftend. Sie sind auch die Basis für die Stadt der kurzen Wege und leisten so einen Beitrag für den Klimaschutz. Wir arbeiten gerade am Stadtentwicklungsplan StEP Zentren. Damit wird die Polyzentralität Berlins gesichert, Investitionssicherheit für Einzelhandelsvorhaben geschaffen und der planungsrechtliche Rahmen, auch für die Bezirke und ihre Konzepte, gelegt. Die Städtebauförderung gibt es seit über 50 Jahren. Mit ihr investieren Bund und Land jährlich über 120 Mio. € in aktuell 69 Fördergebieten. Dazu gehört auch das Programm ‚Lebendige Zentren und Quartiere‘. Damit werden beispielsweise multifunktionale und attraktive öffentliche Räume geschaffen und finanziert sowie die Anpassung an den Klimawandel unterstützt. Es geht in dem Programm auch darum Geschäftsstraßenmanagement zu unterstützen, lokale Netzwerke zu stärken und Wissen zu vermitteln.“
Eingeladen zum Zentrengipfel hatten die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen. 70 Vertreterinnen und Vertreter von Senatsverwaltungen, Bezirken, Fachverbänden und Unternehmen diskutierten im ehemaligen C&A Kaufhaus in Berlin-Neukölln die Themen, die auch im weiteren Verlauf des Prozesses im Fokus stehen werden. Dazu gehörte die Stärkung des lokalen Standortmanagements, die Gestaltung und die Infrastruktur vor Ort, Fragen der Nutzungsmischung, die Digitalisierung des Handels sowie die derzeit verfolgten Ansätze für neue Wirtschafts-, Mobilitäts- und Logistikkonzepte.
Betont wurde dabei die Notwendigkeit, ganzheitlich vorzugehen. Zwar standen zuletzt die Insolvenzen von Galeria Karstadt Kaufhof oder Rückzugspläne von Häusern wie Galeries Lafayette im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit, sie sind aber Teil eines größeren Wandels am Handelsstandort Berlin. Deshalb ist es wichtig, die Herausforderungen der Zentren zusammenhängend zu betrachten. Bei der Entwicklung von Lösungen sollen vor allem bereits vorhandene Instrumente des Landes eingesetzt werden. Somit sind langwierige Entwicklungen neuer Fördermaßnahmen nicht notwendig – allerdings soll dort, wo die Werkzeuge noch nicht optimal greifen, von den Erfahrungen wechselseitig profitiert werden und wo nötig gegebenenfalls neue Maßnahmen entwickelt werden.
In der Wirtschaftsverwaltung wird die „Taskforce Warenhäuser“ zur „Taskforce Zentren“ weiterentwickelt und den weiteren Prozess koordinieren. Bestehende Formate wie etwa der „Branchendialog Handel“ der Wirtschaftsverwaltung oder die „ZentrenWerkstatt“ sowie der „Zentrendialog“ der Stadtentwicklungsverwaltung werden genutzt, um den strukturierten Austausch und Wissenstransfer optimal zu unterstützen.
Die zwölf Zentren wurden von den jeweiligen Bezirken benannt und bilden den Fokus der gemeinsamen und von der „Taskforce Zentren“ koordinierten Arbeit über die nächsten zwölf Monate. Davon unbenommen werden bereits laufende oder geplante Maßnahmen an anderen Standorten der berlinweit insgesamt 80 Zentren fortgesetzt und sollen von den Erkenntnissen der zwölf Fokusstandorte profitieren.
Die ausgewählten zwölf Zentren sind:
Bezirk Mitte: Müllerstraße inkl. Leopoldplatz
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg: Frankfurter Allee/Warschauer Str.
Bezirk Pankow: Schönhauser Allee Arcaden
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf: City West/ Zoo, Kudamm, Tauentzien
Bezirk Spandau: Altstadt Spandau
Bezirk Steglitz-Zehlendorf: Schloßstraße
Bezirk Tempelhof-Schöneberg: Tempelhofer Damm
Bezirk Neukölln: Karl-Marx-Str./ Hermannplatz / Kottbusser Damm
Bezirk Treptow-Köpenick: Treptower Park Center
Bezirk Lichtenberg: Ring-Center
Bezirk Marzahn-Hellersdorf: Helle Mitte
Bezirk Reinickendorf: Gorkistraße