Projekt Diversitygerechtes Ausgehen in Berlin

Diversitygerechtes Ausgehen in Berlin, farbiger Schriftzug

Laufzeit: 54 Monate (vom 01.07.20 bis zum 31.12.24)
Finanzierung: Zuwendungsmittel der LADS/ SenASGIVA
Projektdurchführung: Clubcommission e.V. in Kooperation mit Eine Welt der Vielfalt e.V.
Projektleitung: LADS und Clubcommission e.V.

Kurzbeschreibung

Die Berliner Ausgehlandschaft zeichnet sich durch ihre vielfältigen Angebote für spezifische Zielgruppen aus und steht im bundesweiten und internationalen Vergleich für eine offene und tolerante Szene. Es ist gleichzeitig aber auch durch Studien, Erfahrungsberichte und sog. Testings bekannt, dass in und vor Clubs und Diskotheken regelmäßig Diskriminierung stattfindet. Die kulturschaffenden Clubs oder Ausgehlocations, die sich mit den Themen Awareness und Diversity bereits beschäftigen oder dies tun möchten, haben jedoch häufig wenig bis gar keine finanziellen oder personellen Ressourcen zur Bearbeitung dieser Themen. Die Existenzbedrohung durch die nun im 3. Jahr andauernde Corona-Pandemie hat die schwierige Situation für die Clubs und die hohe Fluktuation von Personal noch verschärft.

Das Modellprojekt Diversitygerechtes Ausgehen in Berlin richtet sich daher gezielt sowohl an Clubbetreibende und deren Personal, d.h. an die konkreten Bedarfe in der Clubszene, als auch an die von Diskriminierung betroffenen Gruppen und deren Akteur*innen. Die Kooperation zur Umsetzung des Projektes von Eine Welt der Vielfalt e.V. und der Clubcommission e.V. ermöglicht es, langjährige Expertise in der Durchführung von Diversity-Trainings und –beratung und den notwendigen und wichtigen Zugang zu den Clubs und Diskotheken zu kombinieren und die Praxiserfahrung und Netzwerke beider Organisationen direkt in das Projekt einfließen zu lassen. Die Webseite Feiern?Safe. ist die Kampagne zum Projekt und stellt Hintergrundinformationen, das angebotene Fortbildungsprogramm, die Clubkarte und entwickelten Öffentlichkeitsarbeitsmaterialien in 8 Sprachen zur Verfügung. Hier kann ebenfalls die Rechtsexpertise „Selbstbestimmtes Ausgehen für Menschen mit (zugeschriebener) Behinderung versus Gefahrenabwehr“, sowie relevante Gesetze und Verordnungen heruntergeladen werden.

Projektbestandteile

  • Entwicklung einer ganzheitlichen Fortbildungsreihe zum Thema “Awareness & Diversity Kompetenz in der Clubkultur: Bisher fehlt es an qualifizierten Weiterbildungsmaßnahmen zu Awareness und Diversity, die auf die
    Clubkulturszene zugeschnitten sind und somit auch alle Akteur*innen in die Verantwortung nehmen können. Daher hat das Projekt ein mehrstufiges und ganzheitliches Fortbildungskonzept entwickelt, welches sich über das Türpersonal hinaus, an alle Gewerke des Clubs oder Veranstaltungsortes richtet. Dabei kann aufbauend auf ein sensibilisierendes Grundlagenmodul in weiteren 11 Modulen entweder tiefer in einzelne Diskriminierungsmerkmale eingestiegen oder Herausforderungen und Empfehlungen zur Umsetzung von Diversity und Antidiskriminierung in spezifischen Arbeitsbereichen der Clubs bearbeitet werden.
  • Standardisiertes Beschwerdemanagement: Berliner Antidiskriminierungsstellen berichten, dass sich Menschen über diskriminierende Einlasspraxen oder Diskriminierungen innerhalb von Veranstaltungsorten beschweren. Es bleibt jedoch häufig bei der Meldung des jeweiligen Vorfalls. Nur selten wird eine Anerkennung der Diskriminierung oder eine tatsächliche Verbesserung der Situation für von Diskriminierung Betroffene erreicht. Die gemeinsame Entwicklung eines professionellen Beschwerdemanagements durch Beratungsstellen und Clubpersonal soll den Umgang mit Diskriminierungsvorfällen für die Clubs durch definierte Standards erleichtern und verbessern. Zudem soll eine kritische Reflektion und konstruktive Aufarbeitung ermöglicht und die Bedarfe der Betroffenen berücksichtigt werden.
  • Empowerment der von Diskriminierung betroffenen Gruppen: In enger Kooperation mit den Communities, die besonders von Diskriminierungen in Veranstaltungs-orten berichten, sollen geeignete Maßnahmen zur Information über Handlungs-möglichkeiten und zum Empowerment entwickelt werden. Hierbei geht es auch darum, dass die einzelnen Communities bezüglich ihrer Teilhabe in der Clubszene selbst bspw. als Veranstalter*innen oder Künstler*innen repräsentiert und gestärkt werden.
  • Informationsmaterialien für Clubs/Veranstaltungsorte und von Diskriminierung Betroffene: Mit der Öffentlichkeitsarbeit für die beiden relevanten Zielgruppen wird jeweils das Ziel verfolgt für die Problematik zu sensibilisieren, Handlungsoptionen aufzuzeigen und über Unterstützungsstrukturen in Berlin zu informieren. Eine online Clubkarte soll bspw. über Barrierearmut oder bestehenden Awareness-Teams in den Clubs informieren oder zur AndiApp (AntidiskriminierungsApp) verlinken, um online Diskriminierungsvorfälle zu melden und Informationen zu passenden Beratungsstellen zu erhalten. Aushänge vor oder in den Clubs sollen als Statements „Safe Spaces“, d.h. die diskriminierungssensiblen Räume sicherstellen und auch die Gäste selbst als aktiven Teil der Safe Spaces einbeziehen.
  • Expertise zum Thema „Selbstbestimmtes Ausgehen für Menschen mit (zugeschriebener) Behinderung versus Gefahrenabwehr: Das selbstbestimmte Ausgehen von Menschen mit zugeschriebener be-Hinderung steht oft dem Argument gegenüber, dass diese Gäste beim Zugang oder während der Veranstaltung erhöhten Gefahren ausgesetzt sind oder bspw. im Notfall nicht schnell genug den Club oder Veranstaltungsort verlassen könnten. Die Ergebnisse der Expertise soll die Kenntnis über die tatsächlichen Rechts- und Sicherheitsvorschriften bezüglich Gefahrenabwehr und Haftbarkeit von Clubs erhöhen und über die Situation und Rechte der betroffenen Community informieren. Gleichzeitig bietet sie die wichtige Grundlage, um diskutieren zu können, wie Barrierearmut, selbstbestimmtes Ausgehen und verantwortungsvolles Handeln der Clubbetreibenden in Einklang gebracht und sichergestellt werden können.
  • Infobrief 36 Für Vielfalt und gegen Ausgrenzung an Berliner Clubtüren

    PDF-Dokument (476.0 kB) - Stand: Februar 2019