Fa. Paul Hardegen & Co. Berlin
– Lieferant Kaiserlicher, Königlicher und städtischer Behörden
Berlin, Luisenufer 44
Das Archiv der drei Nordstern-Lebensversicherungs-Gesellschaften in Berlin-Schöneberg war in dem für Bürozwecke nicht geeigneten unteren Dachgeschoß, dem eigentlichen Dachboden, untergebracht.
Dabei konnten die einzelnen Abteilungen nicht senkrecht über den zugehörigen Büros gelegt werden, so daß man, abgesehen von den zwischen den einzelnen Büroabteilungen erwünschten Verbindungen, nicht mit den nur in senkrechter Richtung fördernden und allgemein üblichen Aktenaufzügen auszukommen konnte, sondern diese durch eine waagerecht fördernde Einrichtung ergänzen musste.
Das einzige Fördermittel, bei dem sich waagerechte und senkrechte Förderstrecken ohne verwickelte Übergangseinrichtungen beliebig aneinander reihen ließen, war die in dieser Art in Europa einzigartige Rohrpost. Es wurde nach dem größten, 1500 bis 2000 g wiegenden Aktenstück ein Rohrdurchmesser von 150 mm gewählt. Die Fahrrohre bestanden aus schmiedeeisernen Rohren.
Die Bedienung der Apparate und die Handhabung der Büchsen war so einfach, daß selbst in der ersten Betriebszeit von der noch ungeschulten, technisch nicht vorgebildeten Bedienung nur selten Störungen durch falsche Handgriffe verursacht worden sind.
Die Anlagekosten beliefen sich 1914 auf etwa 100.000 Mark. (2014 ca. 1,2 Mio. €)
Zur Herstellung der Anlage stand nur eine kurze Zeit, etwa sieben Monate, zur Verfügung, von der ein erheblicher Teil (drei Monate) in den Kriegsanfang fiel. Daß die Anlage trotz allem in dieser kurzen Zeit hergestellt worden ist, ist der Erbauerin, der Firma Paul Hardegen & Co. in Berlin, als anerkennenswerte Leistung anzurechnen, zumal, wenn man bedenkt, daß rund 1950 m Fahrrohr mit rund 155 Bogen und Biegungen zu verlegen und 52 Apparate, die mit 9000 m Signalleitungen verbunden sind, aufzustellen waren.
Mehr noch als die Bauausführung wurde das Betriebsergebnis von der Ungunst der Zeiten beeinflußt. Ausgenommen sind die Stromkosten, die sich bei einem Satz von 16 Pf./KWS (Gleichstrom) auf 2400 M für ein Betriebsjahr und auf 8 M für einen Betriebstag beliefen. Hierfür wurden täglich rund 900 Büchsen befördert, so daß für eine Büchse im Durchschnitt 5,55 Wattstunden zum Preise von 0,88 Pf. aufzuwenden waren. Das wirtschaftliche Ergebnis wäre günstiger, wenn die Anlage, deren Leistung sich um das Doppelte steigern ließe, voll benutzt worden wäre.