Bildungssenatorin Sandra Scheeres und Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher nahmen heute den Ergebnisbericht der Facharbeitsgruppe Schulraumqualität entgegen. Die interdisziplinäre Facharbeitsgruppe (FAG) aus rund 70 Expertinnen und Experten war im September 2016 auf Initiative der Bildungssenatorin eingerichtet worden, weil Berlin aufgrund seiner steigenden Schülerzahlen in den kommenden Jahren rund 30 neue Schulen benötigt.
„Der notwendige Neubau zahlreicher Schulen ist ein guter Anlass, sich mit Fragen der räumlichen Voraussetzungen für eine moderne Pädagogik auseinanderzusetzen. Zentrale Gesichtspunkte sind dabei die Ausrichtung am Ganztag, die inklusive Bildung und die Gestaltung von Schulen als Lern- und Lebensort“, sagt Bildungssenatorin Sandra Scheeres.
„Es ist eine große Herausforderung für die Bauverwaltung und für alle Beteiligten, die neu erarbeiteten Raumprogramme in kurzen Zeiträumen mit Architektinnen und Architekten und Ingenieurinnen und Ingenieuren in realisierbare Pläne zu übersetzen und anschließend Baufirmen zu beauftragen, die entsprechend der gewachsenen Anforderungen diese Schulen bauen. Wir nehmen die Herausforderung gern an, denn Schulen, in denen Kinder gern und gut lernen können, sind wichtig“, sagt Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher.
Im Ergebnis stehen die Vorschläge der FAG Schulraumqualität für eine konsequente Abkehr der klassischen „Flurschulen“ des 19. und 20. Jahrhunderts und für die Entwicklung von Berliner Lern- und Teamhäusern. Das neue Konzept dieser Berliner Lern- und Teamhäuser soll durch eine stärkere Clusterung von Räumen zu funktionalen Einheiten eine bessere Umsetzung zeitgemäßer pädagogischer Anforderungen wie inklusive und ganztägige Bildung ermöglichen. Es begünstigt durch die systematische Aufteilung des Schulbaukörpers in sogenannte Compartments auch eine schnell umsetzbare modulare Bauweise, die die Abstimmungs- und Planungsprozesse deutlich vereinfachen und verkürzen kann.
Die Empfehlungen der FAG bündeln bestehende Standards, berücksichtigen aktuelle Festlegungen des Senats zum Schulbau und machen diese in Form einer Typisierung als Berliner Lern- und Teamhaus transparent. So sind zum Beispiel bereits heute Richtwerte für inklusiv arbeitende Schwerpunktschulen im Bestand im gültigen Musterraumprogramm vorgesehen. Im Berliner Lern- und Teamhaus ist die inklusive Beschulung dagegen grundsätzlich Standard.
Der Ergebnisbericht ist unter www.berlin.de/sen/bildung/schule/bauen-und-sanieren/neue-schulen/ einsehbar.
Die Arbeit in der Fachgruppe Pädagogik ging von einer völlig neuen Perspektive aus, einen Versuch zu unternehmen, moderne und aktuelle pädagogische Aspekte mit der Planung dafür notwendiger Lebens- und Lernräume in einer neuen Schule zu verknüpfen. Der Prozess in unserer Fachgruppe war aus meiner Sicht sehr zielführend, recht intensiv und von einer insgesamt positiven Grundstimmung geprägt.
Frank Körner
Vorsitzender Landesschulbeirat Berlin
Wir müssen alles daran setzen, dass in Berlin moderne Schulen gebaut werden. Dabei ist wichtig, dass alle neuen Berliner Schulen den pädagogischen Anforderungen der inklusiven Ganztagsschule entsprechen und auch die Interessen der Beschäftigten berücksichtigt werden.
Tom Erdmann
Vorsitzender Gewerkschaft Erziehung und
Wissenschaft (GEW) Landesverband Berlin
Die Arbeit in den multiprofessionellen Teams war sehr gewinnbringend, man konnte Verständnis für die Argumente der anderen Professionen entwickeln und Kompromisse erarbeiten. Ich hoffe, dass in wenigen Jahren die erste Schule nach diesem Konzept fertig gestellt wird!
Hildegard Greif-Gross
Mitglied des Vorstandes der Vereinigung Berliner Schulleiterinnen und Schulleiter in der GEW Schulleiterin der Peter-Petersen-Schule, Jenaplanschule in Berlin-Neukölln
Die Sicherstellung einer gemeinsamen Bildung aller Schülerinnen und Schüler unabhängig von einem sonderpädagogischen Förderbedarf stellt für das Schulsystem eine große Herausforderung dar, denn sie erfordert den Wechsel von einem System der institutionellen Differenzierung zu einem inklusiven Bildungssystem. Der berufsgruppen- und funktionsübergreifende Ansatz in der Facharbeitsgruppe Schulraumqualität hat zu einem gegenseitigen Verständnis über die Strukturen, Probleme, Möglichkeiten und Bedarfe des jeweils anderen geführt und die in diesem Handbuch zusammengetragenen
Kriterien und Standards leisten einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zu einer inklusiven Schule.
Dr. Jürgen Schneider
Berliner Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderung
Die Gruppe Pädagogik hat im Rahmen der vorgegebenen Daten das Bestmögliche erreicht. Für große Visionen war der Rahmen zu eng, jedoch sind mit dem Ergebnis die räumlichen Voraussetzungen zur Umsetzung eines modernen und inklusiven Unterrichts geschaffen. Hoffen wir, dass alles umgesetzt werden kann.
Karin Laurenz
Für den Grundschulverband, Landesgruppe Berlin
Wir bauen heute unsere Schulen für die nächsten Generationen. Gute Bildung braucht gute Räume! Nur in der gemeinsamen Anstrengung von Bezirken und Senat schaffen wir das, denn die Überschrift der Zukunft ist klar: Berlin baut Bildung!
Jan-Christopher Rämer
Bezirksstadtrat für Bildung, Schule, Kultur und Sport
von Berlin-Neukölln
Die Qualität des Essens auf den Tellern der Schülerinnen und Schüler sollte Maßstab aller Planungen für Mensen und Küchen sein. Dabei ist die weitest mögliche Zubereitung des Mittagessens vor Ort in den Schulen die konsequente Fortsetzung des 2012 gestarteten Qualitätsentwicklungsprozesses der Berliner Schulverpflegung.
Michael Jäger
Vernetzungsstelle Schulverpflegung Berlin.
Die Mensa als Bauch der Schule und Lernort braucht ein zeitgemäßes Verpflegungssystem, das eine standardbasierte Qualität des Schulessens ermöglicht. Sie braucht flexible Raumkonzepte, die sich den Bedarfen der einzelnen Ganztagsschule anpassen und die Vorbildfunktion der gemeinsamen Mahlzeiten zur Ausbildung eines gesundheitsförderlichen und nachhaltigen Lebensstils befördern.
Sabine Schulz-Greve
Vernetzungsstelle Schulverpflegung Berlin
Kindern soll ihre natürliche Lust am Lernen und Freude am Entdecken erhalten bleiben. Erwachsene tragen die Verantwortung dafür und müssen eine gute Lernumgebung vorbereiten, in der alle Schülerinnen und Schüler sich Wissen aneignen, Erfahrungen sammeln und ihre Kompetenzen entwickeln können. Mit der Definition der räumlichen Anforderungen an eine gute Lernumgebung sind nun die Grundlagen für gute Schulgebäude geschaffen.
Dörte Brandes
Elternvertreterin an der Nürtingen Grundschule und für den Landeselternausschuss in der FAG
Das Ergebnis ist zukunftsweisend und kann sich sehen lassen. Jetzt sind Berliner Politik und Verwaltung gefordert, mit diesen Vorgaben schnell zu planen und zu bauen sowie ausreichend Mittel bereit zu stellen. Dabei sollen im partizipativen Verfahren (Planungsphase Null) die schulspezifischen Anforderungen an Räume und Ausstattung ermittelt und erfüllt werden.
Norman Heise
Vorsitzender des Landeselternausschusses
Die Einrichtung der FAG Schulraumqualität war einzigartig und ungewöhnlich für die Arbeit im öffentlichen Dienst. Die Mischung der Fachkompetenzen war der Schlüssel zum Erfolg – die Exkursion das Sahnehäubchen für unsere Inspirationen.
Astrid-Sabine Busse
stellvertretende Vorsitzende des IBS Interessenverband
Berliner Schulleitungen e.V.
Leiterin der Schule in der Köllnischen Heide
Ich begrüße es sehr, wenn sich verschiedene Bereiche zusammenschließen, um einen Meilenstein in der Berliner Schullandschaft zu setzen. Während der Planungstreffen erlebte ich viel Enthusiasmus und war über das Mitspracherecht der Schülerinnen und Schüler sehr erfreut. Erwartungsvoll blicke ich jetzt in die Zukunft, um zu sehen was aus dem Vorhaben moderne Schulneubauten wird. Allen Beteiligten wünsche ich Strebsamkeit und Durchhaltevermögen.
Roman Danilov
Bis Dezember 2016 Vorstandsvorsitzender des Landesschülerausschusses Berlin
Eine tolle und optimistisch stimmende Erfahrung. Toll, weil ich viele Menschen kennengelernt habe, die mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen und beruflichen Hintergründen voller Enthusiasmus an diese Aufgabe herangingen. Topp organisiert, die einzelnen Schritte gut terminiert – echte Projektarbeit in mehreren Teams. Optimistisch stimmend, weil klar ist, dass gebaut werden wird und dass die Idee des gemeinsamen Lernens und die Vorstellung von gemeinsam lernenden Teams in den Plänen erkennbar sind: „Eine Schule für alle“ scheint, zumindest was die zu errichtenden Bauten betrifft, Realität werden zu können.
Robert Giese
Sprecher des Netzwerkes Gemeinschaftsschulen Berlin, GGG – Vorsitzender Berlin – Verband der Schulen des gemeinsamen Lernens; Schulleiter Fritz-Karsen-Schule
die Arbeit der FAG Schulraumqualität ist in Art und Zusammensetzung ein auch im Vergleich mit Verfahren anderer Großstädte oder Bundesländer besonders herauszustellender Angang. Da abteilungsübergreifend Senatsverwaltungen, ein breites Akteursbündnis der Berliner Schullandschaft und externe Fachexperten verschiedener Disziplinen der Zivilgesellschaft eingebunden waren, ist ein breites Fundament für die Erarbeitung eines belastbaren Rahmens für die Planung der zukünftigen Neubauten in Berlin geschaffen worden.
DR. KARL-HEINZ IMHÄUSER
Vorstand der Montag Stiftung Jugend und Wissenschaft
BARBARA PAMPE
Projektbereichsleitung Pädagogische Architektur
der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft
Wenn in der Schule gesunde Arbeitsbedingungen für Lehrende verwirklicht sind, profitieren auch die Lernenden ganz unmittelbar davon. Der Ansatz, alle Erkenntnisse und Standards über gesundheitsgerechte Arbeitsstätten zusammenzutragen, so wie ihn die Facharbeitsgruppe Schulraumqualität verfolgt hat, wird Früchte tragen: Wer die Schulen von morgen zukunftsweisend plant, wird Schulen mit einem gesunden Lernklima ernten – im wörtlichen Sinne, wenn dann auch die Atemluft im Klassenzimmer durch ausreichenden Luftwechsel gesundheitlich zuträglich sein wird. Ich wünsche den Berliner Schulen gesundes und sicheres Arbeiten!
Dr. Robert Rath
Direktor Landesamt für Arbeitsschutz,
Gesundheitsschutz und technische Sicherheit Berlin – LAGetSi
Wir gratulieren als Nicht-Pädagogen zu den plausiblen und nachvollziehbaren Anforderungen der interdisziplinären Arbeitsgruppen für die neuen Berliner Schulen. Aus unserer fachlichen Sicht sind die wesentlichen Anforderungen an eine gesundheitlich zuträgliche Atemluft und weitere gesundheitliche Voraussetzungen für die Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer enthalten. In Anbetracht ständig wiederkehrender Diskussionen hinsichtlich der Sicherstellung einer gesunden Atemluft hätten wir uns allerdings mehr Mut zu einer einheitlichen und klaren Regelung gewünscht, anstatt die Verantwortung wie bisher unterschiedlichsten Planern zu überlassen.
Thomas Lahrz
Landeslabor Berlin Fachbereich Umweltbezogener
Gesundheitsschutz
Detlef Kadler
Landesamt für Gesundheit und Soziales – LAGeSo
Gute Schulen sind offene Orte. In ihnen lebt und lernt der Stadtteil. Die Facharbeitsgruppe habe ich als ein besonderes Beispiel dafür erlebt, wie ein ergebnisorientierter Dialog zwischen Politik, Praxis, Zivilgesellschaft und Verwaltung gelingt. Am Ende stehen gemeinsame Vorstellungen über realisierbare Raumkonzepte, die den Bildungsbedürfnissen von Kindern und Jugendlichen sowie den Beteiligungsinteressen im Stadtteil entsprechen.
Sascha Wenzel
Geschäftsführer Freudenberg Stiftung GmbH
Die FAG Schulraumqualität hat in den letzten Wochen intensiv versucht, für die Schulen neue pädagogische Konzepte unter Einbeziehung von Anschlüssen für Medien so zu gestalten, dass Schulen auch noch in vielen Jahren unterschiedliche pädagogische Konzeptionen umgesetzt werden können. Dabei wurde besonders darauf geachtet, sowohl Räume für Schülerinnen und Schüler als auch Arbeitsräume für Lehrerinnen und Lehrer als auch Sammlungsräume mit ausreichend Platz zu planen.
Detlev Peter
Vorsitzender des Landeslehrerausschusses bei der
Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie.
Die FAG-Schulraumqualität hat in kurzer Zeit hochwertige Standards für Schulneubauten entwickelt, welche die pädagogische Mitte in Verbindung mit optionalen Stadtteilzentren berücksichtigt. Jetzt kommt es darauf an, dass der gemeinsame politische Wille wie im Koalitionsvertrag von RRG vorgezeichnet, begleitet durch die FAG, konsequent und zügig in die Umsetzung überführt und auf Bestandsgebäude erweitert gedacht wird!
Peter Heckel
Vertreter für den Landesschulbeirat Berlin
in der FAG Schulraumqualität
Elternvertreter der Ellen Key Oberschule im
Bezirkselternausschuss und Bezirksschulbeirat in
Friedrichshain-Kreuzberg.
Die konstruktive, multiprofessionelle und abteilungsübergreifende Zusammenarbeit in der Fachgruppe Schulbau hat allen Beteiligten den Blick über den Tellerrand eröffnet. Dabei stehen die Gestaltungsbereiche der zukünftigen Ganztagsschulen im Zentrum der Planungen für die Neubauten.
Daniela Wellner-Petsch
Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Berlin
Regionalstelle der Deutschen Kinder- und
Jugendstiftung gemeinnützige GmbH (DKJS)
Stellungnahme des Landesschülerausschusses
Berlin
Vorab spricht sich der Landesschülerausschuss Berlin positiv für die intensive Ausarbeitung aus. Wir schätzen das außerordentliche Engagement der Beteiligten, welche aus sehr unterschiedlichen Perspektiven das Projekt getragen haben. Des Weiteren befürworten wir die Initiative der Senatorin Sandra Scheeres und des Staatssekretärs Mark Rackles, das Konzept Schule im Rahmen des Baus der 30 zukünftigen Schulneubauten neu zu denken und alle im Schulalltag involvierten Akteurinnen und Akteure in diesen Prozess zu integrieren, gerade, weil wir persönlich feststellen mussten, dass dieses wünschenswerte Vorgehen nicht alltäglich ist.
Ansprechen möchten wir einige wenige Punkte, welche noch nicht im Abschlussbericht der FAG enthalten sind. Erstens muss der Gedanke von Sexueller Identifikation und Orientierung in die Gestaltung der Schule in all ihren Facetten (Untergruppen Architektur, Pädagogik und sozialräumliche Öffnung) deutlich stärker einfließen. Speziell fordern wir diesbezüglich den Einsatz von Unisextoiletten. Zweitens fordern wir im Bereich Architektur die Nutzung des Kiss-and-go Prinzips, um das sichere Ankommen der Schüler*innen in ihrer Schule zu gewährleisten. Zudem sind ausreichende Parkräumlichkeiten für alle im Schulalltag involvierten Akteur*innen und die Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr ein Muss. Im Sinne der Nachhaltigkeit sind Fahrräder in diese Parkraumbewirtschaftung zwingend einzubeziehen.
Ein weiterer zur Ausarbeitung ergänzter Forderungspunkt ist ein fester Raum für alle Initiativen von Schülerinnen und Schülern. Nur so kann vergegenwärtigt werden, dass eine SV ein fester Bestandteil der Schule ist. Die Grundsätze der Nachhaltigkeit in all ihren Säulen sehen wir vor allem in folgenden Aspekten in das neue Konzept einbezogen. “Der Lernort Schule wird zum Lebensort Schule” Dieses Motto wird im Abschlussbericht als zentrales Leitbild für die neue Ganztagsschule hervorgehoben und soll adäquat umgesetzt werden. In Bezug auf die sozialräumliche Öffnung sehen wir das Bestreben nach Abbau von Vorurteilen und des Auslebens von Diversität weitgehend eingebunden und positiv berücksichtigt: “Schule als Bestandteil des Stadtteilzentrum,[…] ist geeignet, Akteure (Kulturen, Generationen, Kompetenzen, Geschlechter) zu vernetzen, wechselseitigen Begegnungen einen Raum zu bieten.” “Ein fortschrittlich gestaltetes Lernumfeld ermöglicht fortschrittliche
Gedanken.” Koch- und Ruheräume, starke W-LAN-Infrastruktur, eine zentrale Einbeziehung Digitaler Medien ein angemessenes Lüftungskonzept, sowie Hausschuhbereiche in der Primarstufe und für uns wesentliche inklusive Architektur führen wir in diesem Zusammenhang als lobenswert an.
Angelina Verhoef (stv. Innenreferentin),
Konstantin Gülden (Landesschülersprecher, LSA-Vorsitzender),
Phillip Mensah (Innenreferent),
Franz Kloth (Pressesprecher), Lu Maywald (Außenreferentin),
Zebra Kirschning (LSA-Mitglied).