Staatssekretär für Jugend und Familie, Falko Liecke stellte heute gemeinsam mit Gordon Lemm, Bezirksstadtrat für Jugend, Familie und Gesundheit das Instrument des Familienrats vor. Dabei werden Familien darin bestärkt, durch Netzwerke und Hilfe des familiären Umfelds Konfliktfälle zu lösen und damit ein Eingreifen der Behörden und die Unterbringung ihrer Kinder in die stationäre Jugendhilfe zu vermeiden. Nachweislich konnte im Bezirk Marzahn-Hellersdorf das Einwirken des Jugendamtes deutlich reduziert und eine Eskalation der familiären Konfliktlagen vermieden werden.
Das Modellprojekt Familienrat wird mit Mitteln des Fachkonzeptes Flexibudget finanziert. Dabei wird 2024/2025 das Budget von 7,2 Millionen Euro durch zusätzliche Mittel aus dem Jugendgewaltgipfel in Höhe von 2,4 Millionen auf insgesamt 9,6 Millionen Euro gestärkt. Mit den Angeboten des Flexibudgets sollen Familien frühzeitig erreicht werden bevor sich Problemlagen verschärfen und intensive Hilfen zur Erziehung erforderlich werden.
Der Bezirk Marzahn-Hellersdorf weist seit mehreren Jahren den berlinweit höchsten Unterstützungsbedarf problembelasteter Familien auf und erhält aus diesen Mitteln 1 Million Euro, um das Modellprojekt des Familienrates flächendeckend im Bezirk einzuführen.
Falko Liecke, Staatssekretär für Jugend und Familie: „Das Instrument des Familienrates zeigt nachweislich, dass Familien selbstwirksam Konflikte lösen und belastende Lebenslagen mit eigenen Netzwerken bewältigen. Wir stärken dieses Erfolgsmodell mit zusätzlichen Mitteln aus dem Jugendgewaltgipfel und stellen den Bezirken insgesamt 9,6 Millionen Euro für das Flexibudget zur Verfügung, um zum Beispiel Familienräte einzurichten. Diese Ansätze bieten eine bedeutende Möglichkeit zur Prävention und Beteiligung, bevor Situationen eskalieren. Für Kinder und Jugendliche stellen sie eine wichtige Chance dar, in ihrer eigenen Familie zu bleiben.“
Gordon Lemm, Bezirksstadtrat für Jugend, Familie und Gesundheit: „Als Jugendamt stärken wir Eltern, Herausforderungen, Erziehung und Verantwortung, die Kinder mit sich bringen, selbst zu meistern. Unsere Erfahrungen zeigen, dass Hilfen besonders dann wirksam und nachhaltig sind, wenn sie durch die Familien selbst geleistet werden. Der Familienrat setzt diese Strategie konsequent fort. Nicht immer ist der Blick von Fachkräften auf die vermeintlichen Problemlagen von Familien dasjenige, was wirklich hilft und zu einer Verbesserung der Situation beitragen kann. Indem wir Familien aktiv einbinden, lassen sich Ergebnisse erzielen, die passgenau unterstützen, weniger Fachkräfte binden und damit effektiver und günstiger sind.“
Der Bezirk Marzahn-Hellersdorf startete die Arbeit mit Familienräten im September 2022. Durch die Einrichtung von rund 130 Familienräten jährlich konnte eine deutliche Reduzierung der Problemlagen erzielt werden. Auch die Regionalen Sozialpädagogischen Dienste profitieren von der Einrichtung der Familienräte. Die Auswertung der Testphase in Marzahn-Hellersdorf vom September 2022 bis Juni 2023 ergab, dass mit einem Ausgabenvolumen von 108.221,89 € (Kosten für 49 Familienräte) insgesamt 23 stationäre Unterbringungen vermieden oder vorzeitig beendet werden konnten. Dies entspricht einem Einsparvolumen von etwa 108.000 Euro pro Monat für stationäre Unterbringung. Jährlich können so potenziell insgesamt rund 1, 4 Mio. Euro eingespart werden, sofern stationäre Unterbringung längerfristig vermieden wird.
Neben Marzahn-Hellersdorf haben folgende Bezirke aus dem Flexibudget bereits Familienräte installiert: Friedrichshain-Kreuzberg, Treptow-Köpenick, Lichtenberg, Mitte und Tempelhof-Schöneberg.