Angesichts der in den letzten Monaten stark gestiegenen Zugangszahlen unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter stellen sich die Akteure der öffentlichen und freien Kinder- und Jugendhilfe im Land Berlin gemeinsam den Herausforderungen zum akuten Unterbringungs- und Betreuungsbedarf.
Mit einer Trägerversammlung hat Aziz Bozkurt, Staatssekretär für Jugend, Familie und Schuldigitalisierung, gemeinsam mit der LIGA der Wohlfahrtsverbände den Umsetzungsprozess in Gang gesetzt: kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen zur Unterbringung sollen zeitnah ausdefiniert und angegangen werden. Zentrale Elemente sind flexible Übergangslösungen und kurzfristige Maßnahmen für den Platzausbau in der stationären Kinder- und Jugendhilfe.
Astrid-Sabine Busse, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie: „Im letzten Jahr ist es dem Land Berlin mit allen Akteuren dank größter Kraftanstrengung gelungen, die Aufnahmekapazitäten für die Erstunterbringung unbegleitet minderjähriger Geflüchteter um das 10-fache auszubauen. Jetzt aber brauchen wir mehr: wir brauchen kurzfristig und zügig Regelangebote, damit diese jungen Menschen in das Regelsystem der Jugendhilfe übernommen werden können und dafür ist die Bereitschaft der LIGA unablässig. Wir reden beim Fachgespräch mit den Trägern der freien und öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe nicht über Zuständigkeiten, sondern über Verantwortung. Das ist gut gelungen. Damit die jungen minderjährigen Geflüchteten die Möglichkeit bekommen, fachlich und professionell in der stationären Jugendhilfe ein Zuhause zu finden. Dafür ist dieser starke Solidarpakt von Politik und Praxis der richtige Weg.“
Diakonie-Vorständin Andrea U. Asch, LIGA-Federführung: „Das reguläre Berliner Versorgungssystem ist mit einer Steigerung der Zahl unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter um 500 Prozent im Vergleich zum Vorjahr überlastet. Die in der Vergangenheit abgebauten Kapazitäten in der Unterbringung der Kinder und Jugendlichen aufgrund der geringen Zugänge sind nicht kurzfristig reaktivierbar. Wir sind uns innerhalb der freien Wohlfahrtspflege gemeinsam mit dem Senat einig, dass es eines erheblichen Platzausbaus bedarf. Wir begrüßen die Absicht der Senatsverwaltung zur Einführung eines Starthilfepakets für neue Angebote. Die aktuell vorgeschlagenen flexiblen Lösungen können nur temporär und eingeschränkt den notwendigen pädagogischen Anforderungen genügen und müssen zügig in Angebote überführt werden, die den Jugendhilfe-Standards entsprechen. Nur mit einem qualitativen Ausbau können wir den Erfordernissen einer gelingenden Integration gerecht werden. Die angestrebten öffentlich finanzierten Qualifizierungsmaßnahmen können zur Lösung des Fachkräfteproblems beitragen. Nur eine angemessene Betreuung gibt den traumatisierten Kindern und Jugendlichen wieder festen Boden unter den Füßen. Brückenlösungen reichen auf Dauer nicht.“
Aziz Bozkurt, Staatssekretär für Jugend, Familie und Schuldigitalisierung: „Die besondere Situation erfordert gemeinsame Lösungswege aller Akteure. Zusammen mit der LIGA der Wohlfahrtspflege ist es nun gelungen, temporäre angemessen fachliche und praktische Maßnahmen auf den Weg zu bringen, damit diese jungen Menschen mit Fluchterfahrung und Traumatisierung eine adäquate Unterkunft im Regelsystem nach dem Übergang in die Bezirke im Anschluss an das Clearing erhalten können. Dazu ist es notwendig, dass alle Akteure an den Lösungen arbeiten und Perspektiven für junge Geflüchtete schaffen. Das ist eine gute Nachricht für diese jungen Menschen, die in unserer Stadt Schutz, Hilfe und Sicherheit suchen.“
Dr. Ursula Schoen, Direktorin Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, LIGA-Federführung: „Die Wohlfahrtsverbände stehen mit 70 Prozent Jugendhilfe-Angeboten in Berlin zuverlässig an der Seite der Senatsverwaltung. Mit unserem Know-How unterstützen wir die Landesregierung in der Arbeit für eine würdige Unterbringung mit persönlicher Zuwendung und für langfristige Perspektiven geflüchteter Kinder und Jugendlicher in Deutschland. Unter großer Kraftanstrengung ist es dem Land mit Unterstützung der Träger der freien Jugendhilfe gelungen, jeden jungen Menschen einzeln zu registrieren und eine Erstbetreuung zu sichern. Die Trägerversammlung ist ein sehr guter erster Schritt auf dem Weg zu weiteren tragfähigen Lösungen.“