Studie: Breit akzeptierte Willkommensklassen entscheidend für Spracherwerb, Heterogenität bleibt große Herausforderung

Pressemitteilung vom 19.05.2021

Die von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie in Auftrag gegebene Evaluation der Willkommensklassen, die vom DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation durchgeführt wurde, zeigt, dass das primäre Ziel der Sprachförderung und Sprachentwicklung überwiegend erfolgreich umgesetzt wird. Die Willkommensklassen stoßen auf breite Akzeptanz bei Schulleitungen und Lehrkräften.

Die Studie gibt differenziert Auskunft über die Ausstattung mit Personal und Sachmitteln, die Ausgestaltung der schulischen Arbeit und die Überprüfung von Lernerfolgen. Die überaus deutliche Heterogenität der Schülerinnen und Schüler in Willkommensklassen erweist sich als eine der größten Herausforderungen für den Unterricht. Hier wünschen sich zahlreiche Lehr-kräfte noch mehr Unterstützung, klarere Vorgaben für den Unterricht sowie Fortbildungsangebote, um beispielsweise im Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen noch sicherer zu werden. Deutlich wurde durch die Evaluation auch, dass die Integration in das Schulleben und der Kontakt zu Schülerinnen und Schülern der Regelklassen noch ausbaufähig sind. Auch wenn es viele Schulen gibt, die hier bereits sehr gute Konzepte vorlegen kön-nen, ist ein Nachsteuerungsbedarf in Sachen konzeptioneller Schulentwicklung festzustellen.

Sandra Scheeres, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie: „Ich danke dem DIPF | Leibniz-Institut für die differenzierten wissenschaftlichen Ergebnisse der Evaluation, die wir nutzen werden, um die Berliner Schulen und die Arbeit der Willkommensklassen weiterzuentwickeln. Es freut mich sehr, dass die Studie auch gezeigt hat, dass das vorrangige Ziel der Willkom-mensklassen, nämlich der Spracherwerb und das Ankommen in Deutschland, gelingen.“

Für die Evaluation wurden in den Jahren 2018 und 2019 Schulleitungen und Lehrkräfte an Schulen mit Willkommensklassen sowie an Schulen, die direkt in den Regelbetrieb integrieren, befragt. Zum Zeitpunkt der Befragung gab es in Berlin 6.276 Schülerinnen und Schüler, die 573 Willkommensklassen an 327 Schulen besuchten. Die überwiegende Mehrheit der Befragten schätzte die Erfolge der Willkommensklassen hinsichtlich Spracherwerb, der Vermittlung kultureller Werte, Normen und Verhaltensweisen sowie Wissen für den Alltag in Deutschland als erfolgreich ein.

Handlungsbedarf wird jedoch bei der Vermittlung von Fachkenntnissen gesehen, die den Schülerinnen und Schülern den Übergang in die Regelklassen erleichtern.

Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie hat als Reaktion auf die Ergebnisse der Evaluation eine Runde aus Expertinnen und Experten einberufen, die aus Vertreterinnen und Vertretern von Schulaufsichten, Schulleitungen, Lehrkräften und regionalen Koordinierungsstellen für Willkommensklassen sowie Referentinnen und Referenten der Senatsverwaltung angehören. Ziel der Runde ist es, die sich aus der Evaluation ergebenden Arbeitsaufträge zu konkretisieren und weitere Schritte und Lösungsansätze zu entwickeln.

Die Studie finden Sie unter
https://www.berlin.de/sen/bjf/gefluechtete/schulische-integration/