Die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder haben gemeinsam mit der Bundes-kanzlerin am Mittwoch den Rahmen für eine weitere schrittweise Öffnung der Schulen bis zu den Sommerferien gesetzt. Zusätzlich zu den bereits festgelegten Jahrgangsstufen gilt in Berlin Folgendes:
1. Spätestens in der Woche ab dem 11. Mai 2020 erhalten Schülerinnen und Schüler mit besonderem Unterstützungsbedarf Präsenzunterricht unabhängig von ihrer besuchten Jahrgangsstufe. Hierbei kann es sich um Schülerinnen und Schüler handeln, bei denen die Lehrkräfte davon ausgehen, dass sie während der Phase des Lernens zu Hause nicht hinreichend gefördert werden konnten. Gründe können ihre häusliche Situation oder ihre Lernumgebung (z.B. mangelnde technische Ausstattung) sein, aber auch ein bestehender Sprachförderbedarf oder ein sonderpädagogischer Förderbedarf. Hierbei sind auch die Schülerinnen und Schüler der Willkommensklassen und diejenigen, die Lernförderung (BUT) durch die Schule erhalten, zu berücksichtigen. Die Entscheidung, wer zu dieser Schülergruppe gehört, trifft die Schule eigen-verantwortlich.
In der Woche ab dem 11. Mai 2020 besuchen wie geplant folgende Jahrgangsstufen wieder ihre Schulen:
2. Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 1 und 5 der Grundschulen und Primarstufen an Integrierten Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen sowie die zielgleich unterrichtenden Schulen mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt besuchen ab dem 11. Mai 2020 wieder ihre Schulen. Das gilt auch für die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 7 an den Gymnasien und den anderen Schultypen.
Jede Schulleitung entscheidet über die in 1. und 2. festgelegten Lerngruppen und Jahrgangsstufen hinaus eigenverantwortlich nach pädagogischem Ermessen, welche weiteren Lerngruppen und Jahrgangsstufen zu Präsenzunterrichtszeiten in die Schule kommen. Ziel ist es, allen Schüle-rinnen und Schülern der Schulen bis spätestens zum 29. Mai 2020 Präsenzunterricht mit reduzierter Stundentafel in der Schule zu erteilen. Der Präsenzunterricht findet bis zu den Sommerferien statt. Bei der weiteren Planung ist zu berücksichtigen, dass an jedem Schultag nur ein Teil der Schülerschaft Präsenzunterricht erhält, damit die Hygieneregeln eingehalten werden können. Soweit Schülerinnen und Schüler keinen Präsenzunterricht erhalten, muss die Schule mindestens einmal die Woche Kontakt mit ihnen aufnehmen.
Sandra Scheeres, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie: „Wir öffnen die Schulen wieder behutsam. Uns war es dabei wichtig, eine Balance zu finden, zwischen dem absolut notwendigen Infektionsschutz der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte und dem Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen.“
Die Entscheidung wird von maßgeblichen Schulleitungsverbänden mitgetragen:
Astrid-Sabine Busse, Interessenverband Berliner Schulleitungen e.V.: „Ich begrüße die Entscheidung zu den teilweisen Schulöffnungen. Das ist wichtiger Schritt in die Normalität. Gut finde ich es, dass der Fokus ganz klar auch auf die Schülerinnen und Schüler mit besonderem Unterstützungsbedarf gelegt wird.“
Ralf Treptow, Vorsitzender der Vereinigung der Oberstudiendirektoren: „Die Berliner Gymnasien bewältigen mit großem Aufwand die erhöhten Anforderungen bei der Durchführung der Prüfungen. Gleichzeitig wird derzeit Unterricht mit völlig neuen Abläufen für die Jahrgangsstufen 10 und 11 organisiert. Daher ist es richtig, dass die schrittweise Rückkehr der anderen Jahrgangsstufen nur nach den jeweiligen Voraussetzungen der Schulen erfolgt.“
Miriam Pech und Sven Zimmerschied, Vorsitzende der Berliner ISS-Schulleiterinnen und Schulleiter: „Die Schulleiterinnen und Schulleiter der Sekundar- und Gemeinschaftsschulen freuen sich auf die Herausforderung, allen Schülerinnen und Schülern – neben der weiteren Arbeit zu Hause – wieder regelmäßiges Lernen in der Schule zu ermöglichen. Die Handlungs-spielräume, die dabei den eigenverantwortlichen Schulen gegeben werden, sind sinnvoll und notwendig, da die personellen, organisatorischen und räumlichen Möglichkeiten an den einzelnen Schule sehr verschieden sind und sich die Schülerinnen und Schüler in ihrer Selbstständigkeit beim Lernen sehr unterscheiden.“
Ronald Rahmig, Vorsitzender der Vereinigung berufsbildender Schulen in Berlin: „Die Schulleitungen der Berufsbildenden Schulen sind mit dem Beginn der Schulöffnungen sehr zufrieden. Die Rückmeldungen unserer Schülerinnen und Schüler zeigen, dass der Schritt richtig ist. Mit der Einhaltung der Hygieneregeln haben wir an den Schulen keine außergewöhnlichen Probleme. Hauptsächlich die Frage der Betreuung von Kindern sowohl der Beschäftigten als auch der Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden ist noch eine Herausforderung.“
Aufgrund der beschränkten personellen Kapazitäten, aber auch wegen der jeweils spezifischen baulichen und räumlichen Voraussetzungen, die maßgeblich die Einhaltung des Hygieneplans beeinflussen, entscheidet jede Schule eigenverantwortlich über die konkrete Umsetzung der Rahmenvorgaben.
Hinsichtlich der Hygienepläne kommt dem regelmäßigen und anlassbezogenen Händewaschen sowohl von Schülerinnen und Schülern als auch von Dienstkräften der Schule eine besondere Bedeutung zu.
In allen Schulen und Jahrgangsstufen werden bis zu den Sommerferien Phasen des Präsenzunterrichts mit Phasen des Lernens zu Hause den Schulalltag bestimmen. Der Präsenzunterricht dient dabei in erster Linie dem persönlichen Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern, der Unterstützung beim Erwerb der Schulabschlüsse sowie dem Austausch zu Lerninhalten und neu einzuführendem Lernstoff. Außerdem werden die entsprechenden Aufgaben aus der Phase des Lernens zu Hause in der Schule besprochen. Es werden Leistungsrückmeldungen gegeben und auch Fragen der Schülerinnen und Schüler beantwortet.
Der Präsenzunterricht kann als Schichtmodell beziehungsweise als Blockmodell (z.B. tageweise, blocktageweise oder mit A- und B- Wochen) geplant werden. Der Unterricht ist – soweit möglich – in festen Lerngruppen und festen Räumen durchzuführen. Die Schulleitung hat die genaue Ausgestaltung selbstverständlich den schulischen Gremien darzustellen, die Eltern sind entsprechend zu informieren. Auch eine Veröffentlichung auf der Internetseite der Schule wird dringend empfohlen.
Zudem öffnen an den Schulen mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt „Lernen“ nun auch die Jahrgangsstufen 5 und 9. Schülerinnen und Schüler mit besonders hohem Unterstützungsbedarf erhalten Präsenzunterricht unabhängig von ihrer Jahrgangsstufe.
Auch die Abschlussstufen (16- bis 18-Jährige) der Schulen mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“ sollen im Laufe der kommenden Woche wieder an ihre Schulen. Diese Schulen prüfen zudem eigenverantwortlich, ob weitere Öffnungen für die Oberstufe (13 bis 16 Jahre alte Schülerinnen und Schüler) möglich sind.